Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
Vom Netzwerk:
können wir realistischerweise nach Gallien übersetzen und es wagen, uns gegen Gratian zu stellen.«
»Merobaudes schickt seine Grüße. Gestern kam eine Truhe mit Stoffen und neuen Stiefeln aus Mailand an.«
Maximus schwieg. Merobaudes war einer der erfolgreichsten und mit den höchsten Ehrungen überhäuften Generäle des verstorbenen Valentinian gewesen. Seit sein Sohn Gratian Kaiser war, hatte er in die zweite Reihe zurücktreten müssen. Bei den Männern erfreute er sich weiterhin höchster Beliebtheit. Wenn es gelänge, ihn auf die eigene Seite zu ziehen, wäre Gratians Position überdeutlich geschwächt – er würde letztendlich keine Chance haben, sich effektiv zu verteidigen. Maximus' Griff nach dem Thron würde von Erfolg gekrönt sein, wie der so vieler Soldatenkaiser, die von ihren Männern auf den Schild gehoben worden waren.
Und genauso schnell wieder fallen gelassen. Es gab gute Gründe dafür, warum sich Maximus Zeit ließ und viel Kraft darauf verwendete, Loyalität bei seinen Truppen zu erzeugen. Er würde sie brauchen.
»Was ist mit Gildo?«, fragte der General.
»Er hat seine Kontakte bereits spielen lassen. Wir haben sehr erfreuliche Ergebnisse. Die Tatsache, dass Gratian so erfolgreich gegen die Alemannen zu Felde gezogen ist, hilft uns sehr. Die Freude über die Siege des Kaisers ist sehr verhalten.«
»Er wird uns helfen?«
»Mehr als das. Er meinte, er werde Truppen zur Verfügung stellen und seine Verbindungen zum Festland nutzen, um dafür zu sorgen, dass sich uns alemannische Verbände anschließen, sobald wir nach Gallien übergesetzt sind. Außerdem versprach er, uns hier in Britannien den Rücken freizuhalten, wenn ich den Großteil der Grenztruppen abziehe. Ich denke, dass wir uns auf ihn verlassen können.«
»Er wurde mit seinen Leuten von Gratians Vater hier angesiedelt«, gab Andragathius zu bedenken. »Valentinian erfreut sich ehrenvollen Andenkens!«
»Er erfreut sich auch bei mir ehrenvollen Andenkens«, knurrte Maximus. »Es ist sein Sohn, um den es hier geht. Ich gedenke, das Werk des großen Valentinian fortzusetzen.«
»Wenn Gratian gestürzt ist, wird Valens Euch anerkennen?«
»Ihm wird wohl nichts anderes übrig bleiben. Er hat alle Hände voll damit zu tun, den Ostteil gegen die Goten und die Perser zu verteidigen. Wenn er sieht, dass im Westen ein Mann der Tat, beliebt bei den Truppen und mit ausreichender Erfahrung ausgestattet, das Heft des Handelns in die Hände genommen hat, wird er sich dem Unausweichlichen fügen. Valens ist schwach. Das Konsistorium wird gegen einen Bürgerkrieg votieren. Gratian hat keine Kinder.«
»Valens hat welche.«
»Ich habe keine Ambitionen im Osten. Das werde ich sofort und in aller Deutlichkeit klar machen. Ich bin kein Revolutionär, und mich hat auch kein Cäsarenwahn erfasst. Ich bin ein Mann von Prinzipien und ich werde den Westen stark machen. Ich werde vor allem die bisher vernachlässigten Provinzen stärken und ich werde dafür sorgen, dass die Kriege gegen all jene Alemannen, die uns helfen, beendet werden. Das wird mehr zur Sicherheit der Grenzen beitragen als jede gewonnene Schlacht.«
Der Regen hörte auf. Wie bestellt riss die Wolkendecke auf und ein verheißungsvoller Sonnenstrahl tanzte über die diesseitige Ebene vor dem Hadrianswall.
Andragathius und Maximus nahmen die Symbolik des Moments mit allen Sinnen in sich auf. Schweigend standen sie Seite an Seite, beide mit ihren Visionen des Reiches beschäftigt, und mit ihrer jeweiligen Rolle in den Ereignissen, die sich in ihren geheimen und sorgfältigen Vorbereitungen bereits ankündigten.
Sie hatten Geduld. Der richtige Moment würde kommen. Und wenn er da war, würde sich niemand im Westen den Legionen des Maximus entgegenstellen können und seinen Aufstieg zum Thron verhindern können.
Daran gab es keinerlei Zweifel.

15

    »Das kann und werde ich nicht anziehen!«
»Das können und werden Sie!«
»Das ist unerhört! Albern! Ich sehe darin aus wie ein …«
»… wie ein männlicher Römer hohen Standes, der einer Einladung folgt, zu der man nicht Nein sagen kann.«
Von Klasewitz starrte an sich herunter. Die beiden Schneider, die zwar kein Wort verstanden hatten, aus dem Tonfall ihrer höchst seltsamen Kunden jedoch recht gut entnahmen, dass sich die Begeisterung zumindest dieses Mannes in Grenzen hielt, hatten sich beim ersten Ausbruch des Offiziers in den Hintergrund verdrückt.
»Ich sage nicht, dass wir nicht hingehen sollen«, murmelte von Klasewitz. »Ich

Weitere Kostenlose Bücher