Die Ankunft
die zu Wasser gingen, und ein sehr schnell, sehr effektiv sinkendes Wrack. Eine Sache von wenigen Augenblicken und ein im wahrsten Sinne des Wortes durchschlagender Erfolg. Es war blitzartig gegangen, ohne großes Angriffsgebrüll, ohne Vorbereitung, ohne weitere Warnung. Noch eben war da ein Piratensegler mit gut zwölf Mann an Bord gewesen, jetzt befanden sich dort nur noch schäumende See, ein paar Holzplanken und ein oder zwei verzweifelte Schwimmer.
Renna starrte sprachlos, erstaunt, aber auch fasziniert auf das Spektakel. Jetzt hatte er gesehen, was Africanus ihm berichtet hatte, und konnte ermessen, wozu der Kreuzer in der Lage war. Der Navarch war definitiv beeindruckt.
Durch sein Fernglas konnte Rheinberg den Terror in den Gesichtern der Piraten deutlich erkennen. Dort hatte man ebenfalls einen gehörigen Eindruck hinterlassen.
»Gut«, sagte er. »Navarch, darf ich vorschlagen, dass Ihr Eure Aufforderung ein letztes Mal erneuert?«
»Aber sicher.« Renna schaute nach wie vor kopfschüttelnd auf die Stelle, an der noch eben ein Segelschiff durch die Fluten geglitten war. Er schien jetzt wahrhaftig zu begreifen, was und welche Macht Africanus' Trireme zerstört hatte.
Und was es bedeutete, wenn man sich gegen die Saarbrücken stellte. Rheinberg hoffte sehr, dass Renna keine Angst bekam. Vorsicht gerne – Angst hingegen war ein schlechter Ratgeber. Er brauchte den Mann als Verbündeten, nicht als Feind.
Der Navarch marschierte wieder zum Vordeck. Er hob die Flüstertüte, doch eher er auch nur ein Wort sagen konnte, wurde er von einem der Segler angebrüllt.
»Sie streichen die Segel!«, meldete Langenhagen aufgeregt.
Tatsächlich – die Piraten drehten bei, ließen die Segel fallen. Waffen flogen über die Reling ins Mittelmeer. Diese Männer hatten jeden Mut fahren lassen. Rheinberg konnte es ihnen beileibe nicht verdenken.
»Kleine Fahrt!«, befahl er. »Wir umkreisen die Flottille. Ich will, dass wir jedes einzelne Schiff im Auge behalten. Köhler!«
Der Bootsmann rannte auf die Brücke. »Herr Kapitän?«
»Die Dampfpinasse! Zehn Mann der Landungskompanie, unter Ihrem Befehl! Nehmen Sie Sepidus mit! Ich will die Geisel! Jemand muckt, Sie schießen, ohne Warnung! Keine falsche Nachsicht! Sie haben verstanden?«
»Die Pinasse zu Wasser lassen, zehn Mann unter Waffen. Die Geisel aufnehmen. Keine Fisimatenten.«
»Warten Sie, bis wir eine Position haben!«
»Warte auf Nachricht, jawohl.«
Köhler stürmte bereits ans Heck, wo die Männer an den Winschen standen, um die große Pinasse zu Wasser zu lassen. Rheinberg selbst hatte die zehn erfahrensten Soldaten ausgesucht. Als er sah, mit welchem Eifer sich nun auch Sepidus zu Köhler gesellte, umspielte ein zufriedenes Lächeln seine Lippen. Früher oder später, wenn er für seine Saarbrücken einen sicheren Hafen erreicht hatte, würde er Römer an Bord nehmen müssen, als reguläre Besatzungsmitglieder.
Er hatte keinen Zweifel daran, dass sich genügend Freiwillige finden lassen würden.
Es dauerte nicht lange, da wussten sie, auf welchem der Segler sich die Geisel befand. Sie war auf dem größten der Schiffe, zusammen mit dem Anführer der Piraten, Claderius. Rheinberg gab den Befehl, auch den Kapitän mitzubringen, und bald dampfte die Pinasse zwischen den dümpelnden Piratenseglern hindurch auf das Flaggschiff des Piraten zu. Die drohend ausgerichteten 5-cm-Kanonen zeigten den Ganoven, dass jeder Versuch, die Pinasse anzugreifen, mit dem sofortigen Ende verbunden sein würde. Es dauerte etwa fünfundvierzig Minuten, dann war Köhler zurück, und er brachte einen vielleicht dreizehn Jahre alten Jungen, der mit großen Augen die Saarbrücken betrat und sofort von Neumann ins Bordlazarett geführt wurde. Africanus gesellte sich zu Rheinberg. Der vierschrötige, braungebrannte Koloss von einem Mann, der als Zweites an Bord kam, musste nicht vorgestellt werden. Das Wort »Piratenkapitän« stand ihm sozusagen quer über die Stirn geschrieben.
Zwei Männer der Landekompanie nahmen ihn in ihre Mitte. Seine Hände waren bereits an Bord der Pinasse gefesselt worden. Der Hüne starrte verängstigt und überwältigt auf das Stahldeck und sah erst auf, als sich Renna vor ihm aufbaute.
»Claderius«, sprach er ihn triumphierend an. »Lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Mit der Geiselnahme hast du den Bogen überspannt.«
Claderius ignorierte den Admiral und sah Rheinberg an, der sich zu ihnen begeben hatte.
»Was ist dieses Schiff ?«, stieß er auf
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