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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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normalerweise keine Geiseln, diesmal hingegen hat er wohl gemerkt, was für ein Fisch ihm da an den Haken gekommen ist. Da konnte er nicht widerstehen. Der Junge ist sein Gewicht in Gold wert, oder mehr. Claderius wird alt, vielleicht will er sich zur Ruhe setzen.«
»Wie reagieren Sie normalerweise auf so einen Vorfall?«
»Wir laufen sofort aus, allerdings sind die Segler den Triremen bei Wind weit überlegen. Wir suchen meist vergeblich. Bis wir auch nur in die Nähe der Südspitze kommen, ist er mit seinen Leuten schon längst in Sicherheit. Einmal haben wir noch die Mastspitzen am Horizont gesehen, das war bisher unser größter Erfolg.«
Renna stieß ein Schnauben aus.
»Er besticht Senatoren und Präfekten. Sie haben so lange ihre schützende Hand über ihn gehalten, wie er sie beteiligt hat. Aber das war vor der Geiselnahme eines Senatorensohnes. Das geht natürlich zu weit. Kaufleute und Fischer ausplündern, das ist in Ordnung. Jetzt schreit man nach seinem Kopf.«
Renna sah Rheinberg hoffnungsvoll an. »Das ist jetzt wichtig, Trierarch Rheinberg. Sie haben eine schöne Chance, Ihre Ehrenhaftigkeit zu beweisen ebenso wie Ihren Nutzen. Ein Misserfolg wäre gleichzeitig ein schwerer Makel, von dem Sie sich kaum würden reinigen können.«
»Ich weiß. Trotzdem habe ich diese Entscheidung getroffen. Wir sind schneller als ein schneller Segler. Wir nehmen Südkurs bei diesem klaren Wetter, einige der überlebenden Seeleute an Bord, damit sie uns helfen, und im Zweifel Kurs auf Sizilien.«
Renna sah Rheinberg halb ungläubig, halb erwartungsvoll an. Dann brüllte er seine eigenen Anweisungen ins Hafenbecken. Minuten später wurden einige Seeleute vom Wrack zum Kreuzer gerudert. Sie starrten das deutsche Schiff mit großen Augen an, fassten aber Vertrauen, als sie den Navarchen erblickten.
Als Renna spürte, wie die Saarbrücken sich zunehmend weiter vom Pier schob und dann langsam Fahrt aufnahm, schwieg er und blickte gespannt auf seine Umgebung. Der Kreuzer löste sich vom Hafenbecken und gewann offene See. Auch die Piraten operierten in Küstennähe und der Überfall hatte nahe Ravenna stattgefunden. Der Wind war schwach und blies aus östlicher Richtung. Wollten die Piraten entkommen, mussten sie mit ihren Seglern im Wind kreuzen. Ideale Voraussetzungen für die Verfolgung.
Renna und Africanus hielten sich unwillkürlich fest, als Rheinberg den Befehl gab, in voller Fahrt voraus der Küstenlinie in südlicher Richtung zu folgen. Weißer Schaum bildete sich vor dem mächtigen Bug des Kreuzers und das Stampfen der Expansionsmaschinen ließ den Schiffsleib erzittern. Renna und Africanus bewunderten mit aufgerissenen Augen, wie die Küstenlinie an ihnen entlangzugleiten begann, in einer Geschwindigkeit, die der beste Segler bei günstigen Winden nicht erreichen konnte. Rheinberg hatte drei Signalgasten mit Ferngläsern bewaffnet und sowohl am Bug wie auch backbords positioniert; auf der Brücke standen zwei weitere Offiziere mit Ferngläsern und beobachteten die Gewässer. Eine erwartungsvolle Spannung legte sich über die Mannschaft.
Hauptmann Becker erklomm die Brücke und gesellte sich zu Rheinberg.
»Wenn wir sie haben, was tun wir?«, fragte er.
»Wir drohen. Wir schießen ihnen vor den Bug. Wenn sie sich weigern, versenken wir einen von ihnen. Wenn sie völlig verblödet sind, schicken wir die Dampfpinasse und entern. Ich habe eine halbe Landungskompanie und Ihre Leute. Ich denke, für das Manöver nehme ich meine Leute, die sind das geübt, und Ihre Männer geben Feuerschutz.«
Becker nickte. Bereits beim letzten Gefechtsdrill hatte man seinen besten Schützen gute Positionen überall auf dem Schiff zugewiesen. Zwei Unteroffiziere mit Schützenkordeln, die sich besonders ausgezeichnet hatten, konnten von ihren Stellungen aus jeden gegnerischen Soldaten in hundert Metern Entfernung erledigen. Und Rheinberg hatte die Absicht, nahe genug zu gehen, um diesen Vorteil auch nutzen zu können.
»Herr Kapitän!«
Langenhagen streckte einen Arm aus. »Sieben Strich Backbord!«
Rheinberg hob sein eigenes Fernglas und blickte in die angegebene Richtung. Eine ganze Reihe von Segeln zeichnete sich ab. Er reichte das Glas Africanus, der sich an den Gebrauch bereits gewöhnt hatte. Der schaute hindurch und ein triumphierendes Grinsen erschien auf seinem Gesicht.
»Fischer sind das nicht«, knurrte er. »Hochseesegler, ziemlich weit von der Küste entfernt. So sind sie unseren Triremen immer entkommen. Das müssen sie

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