Die Ankunft
junger Mann war, nur wenig gefruchtet. Er hob etwas hilflos die Hand zum Gruße. Als Fulvius sie ergriff und die beiden Männer stumm anfingen, ihre Kräfte zu messen, huschte ein breites Grinsen über ihre Gesichter.
»Wir werden uns verstehen«, meinte der Römer, als Johann sich wieder erhob und an seine Arbeit ging. »Keine Magie, Dahms. Dieser Mann ist so, wie ich war, als junger Lehrling bei meinem Vater. Magier sehen anders aus.«
»Obwohl ich mir manchmal wünschte, ein wenig Zauberei zu beherrschen, wenn die Probleme alle auf einmal kommen.«
»Ja, das kenne ich. Also, noch einmal: Was brauchst du?«
Dahms holte tief Luft. »Ich kann das gar nicht alles aufzählen und so manches würdest du ohne lange Erklärung auch nicht verstehen.«
Fulvius akzeptierte diese Feststellung, ohne beleidigt zu sein. Der Rundblick im Maschinenraum hatte ihm diese Tatsache eindeutig vor Augen geführt.
»Es wäre schön, wenn du mir zeigen könntest, was du kannst, dann kann ich dir sagen, was ich brauche.«
Fulvius grinste. »Als ob das die Sache einfacher machen würde. Ich habe Gerüchte gehört, dass dein Schiff bald aufbricht. Ich würde sonst vorschlagen, dass du mit einigen deiner Männer mit mir kommst und ich dir eine Tour durch Ravenna gebe – mit Besuchen bei allen Gilden, den großen Werkstätten und derlei. Dort könntest du dir alle möglichen Werkstücke ansehen und auch Fragen stellen. So kämen wir sicher schneller voran.«
»Ja, das ist wahr. Leider kann ich so etwas derzeit nicht machen, denn ich muss mich tatsächlich bereithalten. Doch die Saravica wird nicht lange fortbleiben.«
Der Plan war, dass das Schiff, nachdem es die Kompanie Infanteristen sowie Rheinberg in Spalato abgeliefert hatte, wieder nach Ravenna zurückkehren solle. Bei allem langsam wachsenden Vertrauen schien Renna die Idee, den Kreuzer ohne Aufsicht im Mittelmeer herumtouren zu lassen, für wenig attraktiv zu halten. Rheinberg wusste ebenso wie Dahms, dass sie alle sich derzeit noch auf sehr dünnem Eis bewegten. Es würde erst dicker und damit belastbarer werden, wenn der Kaiser auf ihrer Seite war.
»Sobald die Saravica zurück ist, werden wir wieder Kontakt aufnehmen, und dann machen wir es so, wie du es vorgeschlagen hast«, fuhr Dahms fort. »Und jetzt gebe ich dir, wenn du nichts dagegen hast, einen Rundgang durch mein Reich … und du kannst dir einige Werkstücke ansehen.«
Fulvius erhob sich und machte eine umfassende Bewegung mit seinen Armen.
»Dies, Dahms, ist das größte Werkstück, das ich je in meinem Leben gesehen habe. Und ich sage dir: Ich will so etwas bauen!«
Dahms stellte sich neben ihn.
»Genau das will ich auch, Fulvius. Und ich verspreche dir, es wird uns auch gelingen.«
25
»Das ist also Wein. Ich nenne das Pisse.«
Die Tatsache, dass Oberwachtmeister Behrens diese Worte klar und ohne falsche Zurückhaltung aussprechen konnte, hing nicht zuletzt damit zusammen, dass ihn hier niemand verstand. Er saß mit Köhler in einer Taverne, die von Hafenarbeitern, Seeleuten, Fischern, Handwerkern und Legionären frequentiert wurde, ein schönes Sammelsurium, das zu lautstarken Streitigkeiten, aber kaum zu Handgreiflichkeiten führte. Letzteres hing sicher auch mit den beiden baumlangen Sklaven zusammen, die der Schankwirt anscheinend einzig aufgrund deren abschreckender Wirkung erworben hatte. Es waren gigantische Kerle, die eher fett als trainiert wirkten, beide fast zwei Meter groß und, so kam es Köhler vor, bald genauso breit. Offenbar ging ihnen ein Ruf voraus, denn sobald sie einen der Zechenden, der allzu lautstark wurde oder dessen Rufe zu aggressiv klangen, genauer ins Visier nahmen, wurde der Beobachtete schnell kleinlaut. Dass allein die Blicke genügten, sprach für sich. Ansonsten saßen die beiden nur an einem kleinen Tisch in der Mitte des Schankraumes und aßen. Von allen Sklaven Ravennas hatten diese beiden sicher das beste aller möglichen Schicksale, und die Tatsache, dass manche der Schankmaiden eindeutig zweideutige Blicke mit den Wachmännern wechselten, deutete zudem darauf hin, dass es beim reichhaltigen Essen alleine nicht blieb.
Auch Köhler und Behrens hatten allerdings diese Blicke erhalten, und es war der Bootsmann, der sich an die Belehrungen Rheinbergs erinnerte, dass in Kneipen wie dieser die Grenze zwischen weiblicher Bedienung und Prostituierter arg löchrig war. Bis auf Weiteres verspürten die beiden Männer jedoch nicht das Bedürfnis, sich den Angeboten aufgeschlossen zu zeigen,
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