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Die Ankunft

Die Ankunft

Titel: Die Ankunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. M. Sampson
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grünem Gel gefüllt waren. Und in diesem Gel befanden sich die Körper zweier kleiner Kinder, nicht älter als fünf oder sechs Jahre alt. Nur, dass sie inzwischen kaum mehr als menschlich bezeichnet werden konnten. Das Gesicht des einen war in zwei Hälften gespalten, während die eine Seite des Kopfs ebenso gewölbt war wie das Gehirn im gegenüberliegenden Labor. Ein kleines Körperglied, das ein Schwanzansatz gewesen sein könnte, trat am unteren Ende des Rückgrats hervor. Statt Händen hatte es Krallen, die viel zu groß für seinen Körper waren, krumme Klauen wie die eines Geiers.
    Der Kopf des anderen Kindes war platt gedrückt wie eine Teigkugel, die von einer riesigen Hand zerquetscht worden war, ohne die Haut zu zerfetzen. Es waren auch keine gebrochenen Knochen zu sehen. Beinahe, als wäre sie so geboren worden – ich war mir sicher, dass es sich um eine sie handelte. Die Brust des Kindes war eingedrückt, und das Fleisch war hineingewachsen und bildete eine Höhle aus Haut. Durch die Haut hindurch war ein Herz zu erkennen, das zu groß zu sein schien, eines, das die umliegenden Organe zerquetscht hätte. Testsubjekte. Missglückte Testsubjekte. Zwei Kinder, die dazu bestimmt gewesen waren, sich in Gott weiß was zu verwandeln, die jedoch stattdessen starben und nun hier trieben. Kadaver im Schlupfwinkel von jemandem, der die Natur nicht einfach sich selbst überlassen konnte.
    Tracies Hände wanderten zu ihren Lippen, und Tränen stiegen ihr in die Augen. » Oh, was für wunderschöne Kinder«, flüsterte sie.
    Ich beachtete sie nicht weiter. Ich war vollauf damit beschäftigt, meine Tagsüber-Emily zu unterdrücken, die irgendwo in meinem Hinterkopf laut aufschrie, um sich schlug und versuchte, den Anblick der Monstrositäten genau vor ihren Augen ungeschehen zu machen. Gerade jetzt hatte ich jedoch keine Zeit für Emotionen. Ich musste nachdenken. Worum handelte es sich bei diesen Kreaturen? Warum gab es sie überhaupt? Stammten sie aus der Zeit vor mir und Spencer und Dalton und Tracie und Emily C.? Es schien mir absurd, dass diese Leute noch immer misslungene Experimente untersuchen sollten, nachdem sie das Problem offensichtlich gelöst hatten.
    » Was redest du da?«, fragte Dalton angewidert. » Diese Dinger sind Monster.«
    Wenn diese beiden Kinder also erst nach uns gekommen waren, was hatte das dann zu bedeuten? Dass die Formel verloren gegangen war? Dass sie versucht hatten, mehr Kinder wie uns zu schaffen, jedoch nicht wussten, wie? Wie war das möglich? Ich konnte auch klar und deutlich Bauchnabel erkennen, was bedeutete, dass diese beiden von jemandem zur Welt gebracht worden waren. Welche Mutter oder welcher Vater würde eigentlich sein eigenes Kind auf so eine Art und Weise opfern?
    Tracie näherte sich dem Glas und schaute noch einmal hindurch, wie sie es bei den Pflanzen getan hatte. » Wie kannst du sie als Monster bezeichnen? Sieh dir sein wunderbares Lächeln an. Ihre wunderschönen Augen. Sie sehen so friedlich aus.«
    » Tracie«, flüsterte Spencer und zog sie zurück. » Siehst du nicht, dass das Gesicht des Jungen in der Mitte gespalten ist?«
    Sie attackierte ihn. » Versuch du nicht auch noch, in meinem Kopf herumzupfuschen, Spencer«, schrie sie. » Was du da sagst, sehe ich nicht. Und …« Sie hörte auf zu sprechen und neigte den Kopf, das Ohr in Richtung Decke. » Oh, da ist es ja wieder. Was ich zuvor vergessen hatte. Hört ihr das?«
    » Was sollen wir hören?«, fragte ich.
    Über uns zischte und rauschte es, als sich die Deckenplatten öffneten. Vier Metallkugeln, so groß wie Basketbälle, kullerten hindurch und fingen an, über unseren Köpfen zu schweben. Rote Lichter an ihren Vorderseiten begannen, in dem finsteren Korridor auf und ab zu leuchten wie ein unartiges Kind mit einem Laserpointer. Auf einmal hatte jeweils eine Kugel ihr Licht auf einen von uns geworfen.
    Oberhalb des Lichts erschien eine Öffnung. Ein winziger, schwarzer Metalllauf kam zum Vorschein.
    Tracie deutete mit dem Finger nach oben zu einer der Kugeln und sagte schlicht: » Das.«
    Dann eröffneten die Kugeln das Feuer.

18
    Sie können nichts dafür, dass sie Killer-Roboter sind
    Ratterndes Geschützfeuer hallte durch die Luft, und orangefarbene Lichtblitze erhellten den Korridor. Wir gingen alle drei gleichzeitig in Deckung, und ich spürte den Windhauch der Kugeln, die über meinen Kopf hinwegpfiffen. Hinter mir knirschte Glas, als sie in die Wände vor den Labors einschlugen. Kugeln.

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