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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Francis.«
    »Nein.«
    »Falls Sie mich enttäuschen, komme ich wieder.«
    Das hörte sich wie eine Drohung an. Ich seufzte tief. »Ich werde da sein«, sagte ich.
    Ich horchte auf seine Schritte, die sich langsam den Flur entlang entfernten.
    Gut, sagte ich mir und schlurfte zu meiner Schrift an der Wand zurück.
    Ich verscheuchte Mr. Klein zusammen mit Hunger, Durst, Müdigkeit und allem anderen aus meinem Gedächtnis, um mich wieder ganz meiner Geschichte widmen zu können.
    Es war weit nach Mitternacht, und Francis fühlte sich inmitten der schweren Atem-und unregelmäßigen Schnarchgeräusche des Amherst-Schlafsaals allein. Er schwebte gerade in jenem Zustand zwischen Wachen und Träumen, in dem die Welt um ihn her verschwamm, als hätte sich ihre Verankerung in der Realität gelöst, so dass sie von Strömungen hin und her geworfen wurde, die für ihn unsichtbar waren.
    Er machte sich Sorgen um Peter, der auf Mr. Evils Anweisung hin in einer Gummizelle saß und nicht nur mit der Zwangsjacke, sondern auch mit allen möglichen Ängsten zu kämpfen hatte. Francis erinnerte sich an seine eigenen Stunden in der Isolation und schauderte. Gefesselt und allein, hatten sie ihn in Panik versetzt. Er vermutete, dass es für Peter genauso schlimm war, besonders, da er nicht einmal den zweifelhaften Vorteil hatte, unter Drogen zu stehen. Peter hatte Francis oft erzählt, dass er sich nicht vor dem Gefängnis fürchtete, doch irgendwie konnte man, vermutete Francis, die Welt eines Gefängnisses, wie schlimm sie auch sei, nicht mit der Isolierzelle im Western State vergleichen. In den Isolierzellen verbrachte man sozusagen jede Sekunde mit den Geistern unsäglicher Qual.
    Eigentlich, dachte er, können wir von Glück sagen, dass wir alle verrückt sind, denn wenn wir es noch nicht wären, würde ein Ort wie dieser schnell dafür sorgen.
    Francis spürte, wie ihn die Verzweiflung gleich einem Pfeil traf, und er begriff auch, dass Peters Realitätssinn ihm auf die eine oder andere Weise zur Entlassung aus der Anstalt verhelfen würde. Gleichzeitig wusste er, wie schwer es für ihn sein würde, auf dem glatten, abschüssigen Hang seiner Phantasie jemals genügend sicheren Halt zu finden, damit Gulptilil oder Evans oder sonst jemand im Western State ihn gehen ließ. Selbst wenn er tatsächlich damit anfing, Gulptilil oder Evans oder sonst jemanden hier über Lucy Jones und ihre Ermittlungsfortschritte auf dem Laufenden zu halten, so wie es sich der Doktor wünschte, bezweifelte er sehr, dass es ihn davon erlösen würde, jede Nacht Männer in ihrer Qual stöhnen zu hören, wenn sie von schrecklichen Dingen träumten.
    All dessen überdrüssig, was ihn im Schlaf beschlich, und im ständigen Kampf mit alldem, was ihn im Wachen umgab, betete Francis, dass er vor dem Morgengrauen noch ein paar Stunden schlafen konnte.
    Rechts von ihm, ein paar Betten entfernt, hörte er, wie sich jemand in einem Albtraum heftig hin und her warf. Er hielt die Augen geschlossen, als könnte er sich so gegen die Angst abschotten, die die Träume eines anderen Patienten erfüllten.
    Nach einer Weile wurde es leiser, und er kniff die Lider zusammen und murmelte etwas vor sich hin oder lauschte auf eine Stimme, die ihm sagte:
schlaf jetzt endlich
.
    Doch der nächste Laut, den er hörte, war etwas Unbekanntes. Ein schabendes Geräusch. Gefolgt von einem Zischen.
    Dann eine Stimme, gefolgt von einer Hand, die sich plötzlich auf seine Augen legte.
    »Lass die Augen zu, Francis. Hör einfach zu, aber lass die Augen geschlossen.«
    Francis schnappte nach Luft. Schnell eingeatmete heiße Luft. Sein erster Instinkt war zu schreien, doch er biss die Zähne zusammen. Sein Körper zuckte, und er wollte hochschnellen, stellte aber fest, dass er ziemlich fest ins Kissen gedrückt wurde. Er wollte nach dem Handgelenk des Engels greifen, doch dessen Stimme hielt ihn davon ab.
    »Nicht bewegen, Francis. Nicht die Augen aufmachen, bis ich es dir sage. Ich weiß, dass du wach bist. Ich weiß, dass du jedes Wort hören kannst, das ich sage, aber warte auf mein Zeichen.«
    Francis lag stocksteif im Bett. Er fühlte, dass jenseits der Dunkelheit hinter seinen Augenlidern jemand sich über ihn beugte – der Inbegriff von Dunkelheit und Schrecken.
    »Du weißt, wer hier ist, nicht wahr, Francis?«
    Er nickte langsam.
    »Francis, falls du dich bewegst, bist du tot. Falls du die Augen aufmachst, bist du tot. Falls du zu schreien versuchst, bist du tot. Verstehst du diese

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