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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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um und entdeckte, als er hinter der Leiche hertrottete, Francis. Er blieb stehen und sagte: »Ach, Mr. Petrel. Ich denke, wir sollten uns vielleicht bald wieder unterhalten.«
    Francis ahnte, was der Arzt von ihm wollte. Er nickte, weil er nicht wusste, wie er sonst reagieren sollte. Doch dann hob Francis in einem fliegenden Wechsel, so dass dem Arzt der Mund offen stand, die Arme über den Kopf und drehte langsam Pirouetten, indem er Füße und Hände so graziös bewegte, wie er konnte, um bewusst den Tanz des Toten zur Musik zu imitieren, die außer ihm niemand hören konnte.
    Gulptilil versuchte, ihn zu unterbrechen, und fragte ihn: »Mr. Petrel, alles in Ordnung mit Ihnen?«, was Francis so unfassbar dümmlich fand, dass er einfach tanzend aus dem Blickfeld des Doktors verschwand.
     
    Bei ihrer regulär anberaumten Gruppensitzung an diesem Tag wandte sich das Gespräch dem Raumfahrtprogramm zu. Newsman hatte in den letzten Tagen seine Schlagzeilen heruntergerasselt, doch viele der Patienten im Western State bezweifelten, ob die Mondspaziergänge tatsächlich stattgefunden hatten. Besonders Cleo war ziemlich aufsässig gewesen, hatte über Vertuschungsmanöver der Regierung gegrollt und über unbekannte Gefahren aus dem Jenseits, wobei sie einen Moment kicherte und im nächsten mürrisch und schweigsam wurde. Ihre Stimmungsschwankungen waren offenbar für jeden außer Mr. Evil offensichtlich, der die meisten äußeren Anzeichen der Geisteskrankheit einfach übersah. So verhielt er sich gewöhnlich. Er hörte am liebsten zu, machte sich Notizen, und wenn der Patient später zur Medikamentenausgabe kam, stellte er fest, dass seine Dosis verändert worden war. Dies hatte eine lähmende Wirkung auf die Unterhaltung, da für jeden in der Anstalt die Tagesdosis an Medikamenten ein Glied in der Kette war, die ihn an die Klinik fesselte.
    Der Tod des Tänzers wurde nicht erwähnt, auch wenn alle daran dachten. Short Blonds Ermordung hatte alle fasziniert und erschreckt, doch dass der Tänzer so plötzlich starb, erinnerte sie alle an ihre eigene Sterblichkeit, was ihnen eine ganz andere Angst bereitete. Mehr als einmal brachen Patienten, die in dem losen Kreis zusammensaßen, in ein spontanes Lachen oder ein ersticktes Schluchzen aus, das nichts mit dem Gesprächsverlauf zu tun hatte, sondern aus der einen oder anderen heimlichen Überlegung hervorbrach.
    Francis hatte das Gefühl, dass Mr. Evil ihn besonders eindringlich im Auge hatte. Er führte das auf sein bizarres Verhalten am Morgen zurück.
    »Und was ist mit Ihnen, Francis?«, fragte Evans plötzlich und stupste ihn dabei.
    »Verzeihung, was ist mit mir weswegen?«, fragte Francis zurück.
    »Was halten Sie von Astronauten?«
    Er überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. »Kann ich mir schwer vorstellen«, antwortete er.
    »Was ist schwer vorzustellen?«
    »So weit weg zu sein, nur mit Computer und Funk verbunden zu sein. Noch niemand ist so weit weg gewesen. Das ist interessant. Ich meine nicht nur, dass man so auf Gedeih und Verderb von der Ausrüstung abhängig ist, ich meine, dass es noch nie ein vergleichbares Abenteuer gegeben hat.«
    Mr. Evil nickte. »Was ist mit Forschern in Afrika oder am Nordpol?«
    »Sie waren den Elementen ausgesetzt, auch dem Unbekannten. Aber Astronauten haben es mit was ganz anderem zu tun.«
    »Womit?«
    »Mythen«, sagte Francis. Er sah sich zu den anderen um und fragte dann: »Wo ist Peter?«
    Mr. Evil rutschte auf seinem Stuhl herum. »Noch in Isolation«, sagte er. »Aber er müsste bald raus sein. Kommen wir wieder zu den Astronauten zurück.«
    »Die existieren nicht«, sagte Cleo. »Peter schon.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Vielleicht auch nicht«, sagte sie. »Vielleicht ist das alles auch nur ein Traum, und wir wachen jeden Moment daraus auf.«
    Daraufhin brach zwischen Cleo und Napoleon und einigen anderen ein Streit über die Frage aus, was wirklich existierte und was nicht, und darüber, ob etwas, das an einem anderen, für uns unsichtbaren Ort stattfand, tatsächlich passierte. Darüber fing die Gruppe an, aus Protest zu schnauben und aufgeregt mit den Händen zu wedeln, ein Schlagabtausch, den Evans eine Zeit lang schweigend zuließ. Einen Augenblick lang hörte Francis zu, weil er irgendwie das Gefühl hatte, dass es zwischen seiner Situation in der Klinik und Männern auf dem Weg ins All eine gewisse Ähnlichkeit gab. Sie trieben einsam umher, so wie er.
    Er glaubte, sich von dem Schock der

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