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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Volk bringen. Ganz, wie ich gehofft hatte.«
    »Ich würde jetzt gerne nach Hause gehen«, sagte Francis.
    »Tut mir leid, Mr. Petrel. Das ist noch nicht möglich.«
    »Ich glaube nicht, dass ich hier bleiben will«, sagte Francis. Ein Anflug des Zitterns, das am Tag seiner Ankunft seine Stimme befallen hatte, drohte wiederzukehren.
    »Es ist zu Ihrem eigenen Besten«, erwiderte der Arzt.
    Da hatte Francis seine Zweifel. Er konnte durchaus klar erkennen, dass es hier um anderer Leute Wohl und nicht das seine ging. Das sagte er nicht laut.
    »Wieso kann ich nicht nach Hause?«, fragte er. »Ich hab doch nichts getan.«
    »Erinnern Sie sich an das Küchenmesser? Und Ihre Drohungen?«
    Francis schüttelte den Kopf. »Das war ein Missverständnis«, sagte er.
    Dr. Gulptilil lächelte. »Was sonst. Aber Sie werden so lange bei uns bleiben, bis wir zu der Einsicht kommen, dass wir nicht rumlaufen und Leute bedrohen können.«
    »Das mach ich nicht wieder, versprochen.«
    »Danke, Mr. Petrel. Doch unter den gegebenen Umständen reicht ein Versprechen nicht ganz. Es gehört schon ein bisschen mehr dazu, mich davon zu überzeugen. Vollkommen zu überzeugen, fürchte ich. Die Medikamente, die wir Ihnen gegeben haben, werden Ihnen dabei helfen. Sie werden diese Mittel weiter nehmen, und ihre Langzeitwirkung wird Ihnen helfen, wieder Herr über die Situation zu sein und sich einzufügen. Dann lässt sich vielleicht darüber reden, Sie in die Gesellschaft zu entlassen, wo Sie eine konstruktivere Rolle übernehmen könnten.«
    Den letzten Satz sprach er langsam und fügte hinzu: »Und was halten Ihre Stimmen von Ihrem Aufenthalt hier bei uns?«
    Francis hatte begriffen und schüttelte den Kopf. »Ich höre keine Stimmen«, sagte er beharrlich. Tief in seinem Innern ertönte ein Chor der Zustimmung.
    Der Arzt lächelte wieder, so dass er ein wenig schiefe, weiße Zähne entblößte. »Ach ja, Mr. Petrel, ich bin nicht so sicher, ob ich Ihnen das glauben kann. Trotzdem« – er zögerte – »glaube ich, dass Sie hier bei der großen Mehrheit zurechtkommen können. Mr. Moses wird Sie herumführen und Ihnen die Regeln erklären. Die Regeln sind wichtig, Mr. Petrel. Es gibt nicht viele, aber die sind von entscheidender Bedeutung. Dass man sich an die Regeln hält, ein konstruktives Mitglied unserer kleinen Welt hier wird, das sind Zeichen dafür, dass sich Ihr Geisteszustand normalisiert. Wenn Sie mich davon überzeugen können, dass Sie sich hier erfolgreich einfügen, wird Sie jeder Tag, den Sie bei uns verbringen, Ihrer Rückkehr nach Hause näher bringen. Verstehen Sie diese Gleichung, Mr. Petrel?«
    Francis nickte nachdrücklich.
    »Wir haben hier Aktivitäten. Wir haben Gruppensitzungen. In regelmäßigen Abständen werden Sie Einzelsitzungen mit mir haben. Und es gibt die Regeln. Das alles zusammen beinhaltet Ihre Chancen. Sollten Sie sich aber nicht einfügen können, dann wird, fürchte ich, Ihr Aufenthalt hier lang und oft auch unangenehm sein …«
    Er wies auf die Isolierzelle. »Dieser Raum zum Beispiel« – dann auf die Zwangsjacke –, »diese und andere Vorkehrungen sind weiterhin Optionen, und zwar auf Dauer. Das Entscheidende ist, dass Sie es nicht dazu kommen lassen, Mr. Petrel. Entscheidend für Ihre Rückkehr zur Normalität. Habe ich mich deutlich ausgedrückt?«
    »Ja«, sagte Francis. »Sich einfügen und an die Regeln halten.« Er wiederholte die Worte im Geist wie ein Mantra oder Gebet.
    »Genau. Ausgezeichnet. Sehen Sie nicht, dass wir schon ein wenig Fortschritte gemacht haben? Nur Mut, Mr. Petrel. Und ziehen Sie Gewinn aus dem, was die Klinik zu bieten hat.« Der Arzt stand auf. Er nickte dem Pfleger zu. »Also, Mr. Moses. Sie können Mr. Petrel jetzt befreien. Und dann führen Sie ihn bitte durchs Wohnheim, besorgen Sie ihm was anzuziehen und zeigen Sie ihm den Veranstaltungsraum.«
    »Ja, Sir«, kam die Antwort so zackig wie beim Militär.
    Dr. Gulptilil watschelte durch die Tür der Isolierzelle hinaus, und der Pfleger machte sich daran, die Gurte der Zwangsjacke zu lösen und Francis aus den Ärmeln zu schälen, bis er ganz herausgeschlüpft war. Francis streckte sich linkisch und rieb sich die Arme, wie um seine Glieder wiederzubeleben, nachdem sie eng fixiert gewesen waren. Er stellte die Füße auf den Boden und schwankte, als er merkte, wie ihm schwindelig wurde. Der Pfleger musste das wohl bemerkt haben, denn eine riesige Hand packte ihn an der Schulter und hinderte ihn daran, nach vorn zu

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