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Die Anstalt

Die Anstalt

Titel: Die Anstalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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allerdings der Richter sich räuspern und die Psychiaterin mit dem verwirrten Blick einen Namen verlesen konnte, hörte Francis mehrere seiner Stimmen auf einmal.
Wozu sind wir hier, Francis? Wir haben hier überhaupt nichts zu suchen. Wir sollten zusehen, dass wir schleunigst hier rauskommen. Lass uns abhauen. Ins Amherst zurück. Da ist es sicher

    Francis wandte sich zuerst nach rechts, dann nach links und taxierte die versammelten Menschen. Keiner der Patienten im Raum hatte ihn hereinkommen sehen, keiner starrte ihn an, keiner schielte ihn böswillig oder hasserfüllt oder wutentbrannt an.
    Er vermutete allerdings, dass sich das ändern konnte.
    Er holte tief Luft, denn er wusste, dass er, wenn er nicht irrte, in diesem Moment inmitten von Patienten und Klinikpersonal und sogar im schützenden Schatten von Big Black in größerer Gefahr schwebte als je zuvor. Einer Gefahr, die von dem Mann ausging, der – wie er glaubte – ebenfalls in diesem Zimmer saß. Und einer Gefahr, die ihm von den Dingen drohte, die er in seinem Innern freisetzte.
    Er biss sich auf die Lippe und versuchte, Klarheit in seine Gedanken zu bringen. Er befahl sich, einfach nur ein unbeschriebenes Blatt zu sein und zu warten, dass jemand etwas darauf schrieb. Er fragte sich, ob Big Black vielleicht seinen flachen Atem, seine schweißnasse Stirn oder seine verschwitzten Hände bemerkte, und mit einem gewaltigen Aufgebot an Willenskraft befahl er sich, ruhig zu sein.
    Dann holte er einmal tief Luft und antwortete innerlich seinen Stimmen:
Jeder braucht einen Ausweg
.
    Francis wand sich auf seinem Stuhl und konnte nur hoffen, dass weder Big Black noch Mr. Evil oder irgendein anderer der leitenden Mitarbeiter mitbekam, durch welche Hölle er gerade ging. Er hockte nervös auf der Stuhlkante, voller Angst, aber gezwungen, dazubleiben und zuzuhören, denn er erwartete, an diesem Tag etwas zu hören, das wichtig war. Er wünschte sich, Peter wäre an seiner Seite gewesen, oder auch Lucy, obwohl er nicht glaubte, sie davon überzeugen zu können, dass es wichtig war, hier dabei zu sein. Francis war in diesem Moment allein und vermutete, dass er einer Antwort näher war, als irgendjemand ahnte.
     
    Lucy trat durch die Tür der Leichenhalle und fühlte die Kälte der zu stark eingestellten Klimaanlage. Es war ein kleiner Kellerraum, der sich in einem der abgelegenen Gebäude am Rand des Klinikgeländes befand, das ansonsten als Lager für veraltetes Gerät und längst vergessene Vorräte diente. Es besaß den fragwürdigen Vorzug, dass es in der Nähe des provisorischen Friedhofs lag. Die Leichenhalle verfügte über einen einzigen schimmernden Obduktionstisch aus Stahl, der in der Mitte stand, und ein halbes Dutzend in die Wand eingelassene Kühlboxen. Auf einer polierten Stahlkommode mit Glasplatte befand sich eine bescheidene Auswahl Skalpelle und andere chirurgische Instrumente. Ein Aktenschrank und ein Schreibtisch mit einer ramponierten IBM -Selectric-Schreibmaschine waren in eine Ecke geschoben, und ein Fenster hoch oben in der Schlackensteinwand, das aufs Klinikgelände führte, ließ nur einen einzigen Strahl blassgraues Licht durch eine freie Stelle in der dicken Schmutzschicht herein. Ein Paar hell strahlende Deckenleuchten surrte wie ein Schwarm Insekten.
    Der Raum hatte etwas Leeres, Verlassenes, wenn man von einem leichten Geruch nach menschlichen Exkrementen absah, der in der kalten Luft hing. Auf dem Obduktionstisch lag ein Klemmbrett mit Formularen. Lucy sah sich nach einem Angestellten um, doch es war weit und breit keiner zu sehen, und so sah sie sich weiter um. Sie bemerkte die Ablaufrinnen auf dem Obduktionstisch und einen Abfluss im Boden. An beiden waren dunkle Flecken zu erkennen. Sie nahm das Klemmbrett und las den vorläufigen Autopsiebericht, in dem das Offensichtliche stand: Cleo war durch Strangulation mit einem Bettlaken gestorben. Für einen Moment blieb ihr Blick bei dem Eintrag hängen, Selbstverstümmelung, was auf ihren abgetrennten Daumen verwies, und dann bei der Diagnose, die mit Schizophrenie paranoider Ausprägung, undifferenziert, mit Wahnvorstellungen und suizidaler Neigung angegeben war. Lucy vermutete, das diese letzte Bemerkung wie so vieles andere erst postmortem hinzugefügt worden war. Wenn sich jemand erhängt, dachte sie, wird ihr vorheriges Potenzial an selbstzerstörerischen Neigungen ein wenig deutlicher.
    Sie las weiter: Keine Angehörigen. Es gab eine Spalte
Im Todes-oder Verletzungsfall bitte

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