Die Anstalt
fehlst mir«, sagte ich.
Peter the Fireman lächelte. »Natürlich. Aber du brauchst mich nicht mehr. Hast du eigentlich nie getan, Francis. Nicht mal an dem Tag, als wir uns das erste Mal trafen, aber da wusstest du es noch nicht. Jetzt vielleicht schon.«
Das konnte ich nicht nachvollziehen, aber ich sagte nicht sofort etwas, bis mir wieder einfiel, wieso ich in der Klinik war.
»Aber was ist mit dem Engel? Er wird zurückkommen.«
Peter schüttelte den Kopf und senkte die Stimme, um seinen Worten besonderes Gewicht zu verleihen. »Nein, C-Bird. Der hatte seine Chance damals vor zwanzig Jahren, und du hast ihn geschlagen, und dann hast du ihn nach so langer Zeit noch mal geschlagen. Jetzt ist er endgültig weg vom Fenster. Der kann dir nichts mehr anhaben, weder dir noch sonst jemandem, außer in den Erinnerungen, die einige von ihm haben. Ist nicht gerade ideal, kein klarer, sauberer Schnitt, aber so läuft das nun mal. So was hinterlässt Spuren, und wir machen trotzdem weiter. Aber du bist frei. Versprochen.«
Ich wusste nicht, ob ich das glauben konnte. »Ich werde wieder allein sein«, beklagte ich mich.
Peter lachte schallend. Es war ein wildes, ungezügeltes Lachen.
»C-Bird, C-Bird, C-Bird«, sagte er und schüttelte bei jedem Wort den Kopf. »Du warst nie allein.«
Ich streckte die Hand aus, um ihn zu berühren, wie um mir zu beweisen, dass das, was er sagte, stimmte, doch Peter the Fireman verblasste und verschwand von meinem Klinikbett, und ich glitt langsam in einen traumlosen Schlaf zurück.
Schon bald wusste ich, dass in dieser Klinik keine der Schwestern einen Spitznamen hatte. Sie waren angenehm, effizient und routiniert. Sie überprüften den Tropf in meinem Arm, und als der entfernt wurde, überwachten sie sorgfältig die Medikationen, die ich bekam, indem sie jede Dosis auf einem Klemmbrett vermerkten, das neben der Tür in einem Fach an der Wand hing. Ich hatte das Gefühl, dass sich hier niemand die Pillen in die Backen schieben konnte, und so schluckte ich brav, was immer sie mir gaben. Und sie redeten regelmäßig mit mir, über dies und das, über das Wetter, das ich durchs Fenster sah, oder auch nur darüber, wie ich die letzte Nacht geschlafen hatte. Jede Frage, die sie stellten, schien Teil eines umfassenderen Plans, der mich wieder auf mein altes Niveau stabilisieren sollte. So fragten sie mich zum Beispiel nie, ob ich lieber den grünen Pudding wollte oder den roten oder ob ich vielleicht ein paar Grahamkekse und ein Glas Saft vor dem Schlafengehen wollte oder ob ich lieber diese Sendung als die andere sehen möchte. Sie erkundigten sich ganz genau, ob sich meine Kehle trocken anfühlte, ob ich unter Übelkeit oder Durchfall litte oder ob mir die Hände zitterten, und vor allem, ob ich etwas gesehen oder gehört hätte, das nicht wirklich da sei.
Ich erzählte ihnen nicht von Peters Besuch. Das gehörte nicht zu dem, was sie hören wollten, und er kam nicht wieder.
Einmal am Tag schaute der leitende Stationsarzt vorbei, und wir unterhielten uns über ganz gewöhnliche Dinge. Aber das waren keine normalen Unterhaltungen wie zwischen zwei Freunden oder auch zwischen Fremden, die sich zum ersten Mal begegneten, mit ein paar Höflichkeiten und freundlichem Gruß und dergleichen. Sie gehörten in eine andere Sparte und dienten dazu, mich zu beurteilen. Der Doktor war wie ein Schneider, der mich neu einkleiden wollte, bevor ich in die große weite Welt entlassen wurde, und der genau Maß nahm, nur dass es hier um den inneren und nicht den äußeren Zuschnitt ging.
Mein Sozialarbeiter, Mr. Klein, kam eines Tages vorbei und sagte mir, ich hätte großes Glück gehabt.
Meine Schwestern kamen an einem anderen Tag und erklärten, ich hätte großes Glück gehabt.
Sie weinten auch ein wenig und sagten, meine alten Eltern wollten mich gerne besuchen kommen, seien aber zu alt und schwach. Ich nahm ihnen das zwar nicht ab, tat aber wenigstens so und erwiderte ihnen, das machte überhaupt nichts, was sie zu trösten schien.
Als ich eines Morgens gerade meine tägliche Dosis Pillen geschluckt hatte, sah die Schwester mich mit einem Lächeln an und sagte, ich solle mir einen vernünftigen Haarschnitt verpassen lassen, und dann würde ich nach Hause gehen können.
»Mr. Petrel, ein großer Tag heute«, sagte sie. »Sie werden entlassen.«
»Das ist gut«, erwiderte ich.
»Aber vorher kriegen Sie noch Besuch«, sagte sie.
»Meine Schwestern?«
Sie lehnte sich so nahe zu mir
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