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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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ihnen. Sie griff in die Truhe und holte etwas Weißes, Stacheliges heraus, das an einen schuppenlosen, deformierten Fisch erinnerte. »Das ist die neueste Methode zur Lebensmittelkonservierung. Man verleiht dem Tier ein Pseudoleben, so daß es in erstklassiger Verfassung bleibt, bis es in die Pfanne kommt.«
    Die andere Frau machte ein besorgtes Gesicht. »Ist das nicht grausam?«
    »Nein. Es hat keine Seele, es spürt keinen Schmerz.« Um ihre Behauptung zu beweisen, brach sie einige der weißen fleischigen Gliedmaßen ab und legte sie in ihren Einkaufswagen. Hutchman wich entsetzt zurück, denn obwohl das Fischding sich widerstandslos zerstören ließ, blieben seine Augen auf ihn gerichtet – ruhig, traurig, anklagend.

4
    Der Oktober – der Bau der Maschine dauerte einen ganzen Monat – war in Hutchmans Bewußtsein eine schwierige Wegstrecke. An dieser Straße standen doppelseitig beschriftete Meilensteine, die einerseits die abnehmende Entfernung zur Fertigstellung des Projekts und andererseits die ständig zunehmende Kluft anzeigten, über die hinweg er und Vicky sich betrachteten.
    Einer der ersten Meilensteine war an dem Tag gesetzt worden, an dem er den Praseodymkristall und eine ausreichende Menge des grünen Isotops bekommen hatte, um die notwendigen 50 Milligramm Cestron in halbwegs annehmbarer Zeit zu produzieren. Er war gleich nach Büroschluß in Jeavons Institute gefahren und hatte dort in der Kantine eine Kleinigkeit gegessen, ohne sich auf eine Unterhaltung einzulassen, obwohl er das Gefühl hatte, die Schwarzhaarige, an einem der Nebentische von früher her zu kennen. An diesem Abend hatte er länger als gewöhnlich gearbeitet, um das Gassammelsystem aufzubauen; als er nach Hause kam, fand er sich ausgesperrt.
    Unmöglich! So etwas kann mir doch nicht passieren! Hutchman schüttelte ungläubig den Kopf, aber sein Schlüssel sperrte ihm die Haustür nicht auf, und der Nebeneingang war fest verriegelt. Er blieb stehen, starrte seinen Schatten an, den der Mondschein auf den Plattenweg warf, und überlegte sich selbst in dieser peinlichen Situation, wie es kam, daß sein Schatten im Mondlicht einen kleineren Kopf als im Licht einer Straßenlaterne hatte.
    Das Haus lag dunkel und still vor ihm, als sei er hier gar nicht zu Hause. Ihm fiel plötzlich ein, wie peinlich es wäre, wenn er Lucas Hutchman, die Nacht im Freien verbringen müßte. Noch schrecklicher war die Erkenntnis, wie wirksam die kindische Reaktion eines Erwachsenen auf das vernünftige Verhalten eines anderen sein kann.
    Er rüttelte vergebens an allen Türen und Fenstern, ging endlich ans Schlafzimmerfenster zurück und klopfte gegen die Scheibe. Als die Minuten verstrichen, ohne daß jemand auf sein Klopfen reagierte, verlor er die Beherrschung und trommelte mit beiden Fäusten gegen die große Scheibe, die dabei hoffentlich zersplittern würde.
    »Vicky!« rief er leise und doch drängend. »Vicky! Vicky!«
    Das Schloß der Haustür klickte laut. Er lief darauf zu: eifrig und gleichzeitig ein wenig ängstlich, weil er nicht wußte, ob er die Beherrschung aufbringen würde, nicht mit den Fäusten über Vicky
herzufallen. Aber auf der Schwelle stand David und starrte ihn schlaftrunken an.
    »Entschuldigung, mein Junge, ich bin aus Versehen ausgesperrt, worden.« Hutchman nahm David auf die Arme, schloß die Tür mit dem Fuß hinter sich und trug den Jungen in sein Zimmer.
    Dann ging er ins Schlafzimmer, wo Vicky unbeweglich im Bett lag und sich schlafend stellte. Der Gedanke, sich neben ihr ausstrecken zu können, anstatt in dem alten England der Ruinen und Räuber bleiben zu müssen, das ihm seine Phantasie draußen vorgegaukelt hatte, ließ ihn seinen Ärger vergessen. Er zog sich rasch aus, kroch unter die Decke und tastete nach Vicky. Im nächsten Augenblick war sie aus dem Bett gesprungen und stand an der Rückwand des Raums, wo der Mondschein ihre Formen üppig hervorhob.
    »Faß mich nicht an!« Ihre Stimme war eisig. Er setzte sich auf. »Vicky, was ist denn los?«
    »Faß mich ja nicht an. Ich schlafe im Gästezimmer.«
    »Warum führst du dich so auf?« Hutchmann sprach vorsichtig, weil er wußte, was auf dem Spiel stand. Er war sich auch darüber im klaren, was dieser Auftritt bedeutete – er brauchte sich nur an ähnliche Szenen aus der Vergangenheit zu erinnern. Wie kannst du es wagen, mir vorzuwerfen, mit mir sei etwas nicht in Ordnung? Ist eine Frau geistesgestört, wenn sie ihr Haus, sich selbst und ihr Kind vor

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