Die Antikriegs-Maschine
Blätter auf den Schreibtisch. »Da, lesen Sie das.«
»Wie Sie wollen, Gerard.« Montefiore überflog den Text und die Formeln, ließ die Blätter sinken und fragte: »Wieviel glauben Sie davon?«
»Glauben? Das ist keine Frage des Glaubens. Der mathematische Teil ist geprüft und bestätigt worden.«
»Oh? Von wem?«
»Sproale.«
Montefiore nickte langsam. »Wenn Sproale damit einverstanden ist… Und wie steht’s mit der Maschine?« Er betrachtete die Skizzen noch einmal.
»Rawson und Vialls haben bestätigt, daß die Maschine gebaut werden kann… und daß ihre Wirkungsweise richtig beschrieben worden ist.«
»Und ich soll Ihnen sagen, ob sie schon existiert, nicht wahr, Gerard?«
»Wir brauchen den Mann, der diesen Brief geschrieben hat«, warf Finch ein. Er war ein hagerer, sportlicher Mann Mitte Fünfzig, der seinen dunklen Anzug wie eine Uniform trug.
»Das kommt aufs gleiche hinaus, Roger«, erklärte ihm Montefiore. »Ich nehme an, daß dieser Mann uns dann alle Fragen beantworten kann.«
Finch starrte ihn ausdruckslos an. »Die Sache ist äußerst dringend.«
»Danke, das ist mir inzwischen auch klar, Roger.« Montefiore grinste, als er sah, wie sehr es Finch widerstrebte, mit seinem Vornamen angesprochen zu werden. » Welche Informationen besitzen wir über diesen Mann? Was wissen wir von ihm? Erstens, daß er tatsächlich ein Mann ist – die Schrift zeigt, daß wir es nicht mit einer Frau zu tun haben, es sei denn mit einer Frau, die keine Mühe scheut, wenn es darum geht, ihre Spuren zu verwischen.«
»Was soll das heißen?« fragte Finch irritiert.
»Eine Frau könnte einen Mann dazu gezwungen haben, das alles niederzuschreiben, und ihn dann ermordet haben«, antwortete Montefiore gelassen.
»Unsinn!«
»Wie Sie meinen, Roger. Geben Sie mir offiziell die Anweisung, in dieser nationalen Krise darauf zu verzichten, die dreißig Millionen Frauen Großbritanniens mit in den Kreis der Verdächtigen einzubeziehen?«
»Immer mit der Ruhe, Ed«, warf McKenzie ein, und Montefiore stellte zufrieden fest, daß der andere seinen Vornamen benutzte. »Sie wissen selbst, daß wir uns nie in Ihre Angelegenheiten eingemischt haben. Und ich bin davon überzeugt, daß Sie besser als jeder andere erkennen, daß diese eine Aufgabe jeden Penny rechtfertigt, den wir für Mentor ausgegeben haben.«
»Ja, ich weiß, ich weiß.« Montefiore machte eine abwehrende Handbewegung. »Der Verfasser dieser Schriftstücke ist offenbar ein gesunder erwachsener Mann, wenn man nach seiner Handschrift geht. Wann bekommen wir übrigens das graphologische Gutachten?«
»Wir erwarten es jede Minute.«
»Gut. Er ist außerdem ein hervorragender Mathematiker. Wenn ich mich nicht irre, engt das den in Frage kommenden Personenkreis weiter ein, so daß wir nicht mehr unter Millionen, sondern nur noch unter Tausenden auswählen müssen. Und von diesen Tausenden hat ein Mann – unter der Voraussetzung, daß die Maschine gebaut worden ist – in letzter Zeit ziemlich viel Geld für wissenschaftliche Geräte ausgegeben. Gaszentrifugen sind nicht gerade alltäglich, und die Verwendung von Praseodym dürfte weitere Hinweise liefern…« Montefiore ging zur Tür.
McKenzie wollte ihm folgen. »Wohin wollen Sie?«
»In den Weinkeller«, sagte Montefiore gelassen. »Fühlen Sie sich bitte wie zu Hause, Gentlemen. Ich komme in spätestens einer Stunde zurück.«
Als der Schnellift ihn in die tief unter der Erdoberfläche liegenden Kasematten brachte, in denen die MENTOR-Computer in vollklimatisierter Umgebung standen, hatte er einen Augenblick lang Mitleid mit dem vorerst noch unbekannten Mann, der die Rolle des Erlösers übernommen hatte – und der bald ans Kreuz geschlagen werden würde. Vierzig Minuten später drückte er auf einen anderen Knopf und ließ sich wieder nach oben fahren. Er warf einen Blick auf den Zettel in seiner rechten Hand.
»Du hast vielleicht nur das Beste gewollt, Lucas Hutchman«, sagte er laut. »Aber du bist ein Narr, das steht fest.«
Kriminalinspektor James Crombie-Carson war unglücklich. Er erinnerte sich deutlich daran, Hutchman. als wandelndes Katastrophengebiet bezeichnet zu haben, aber er hatte nicht erwartet, ebenfalls darunter leiden zu müssen. Er hatte bereits einen Anpfiff von dem Chefinspektor einstecken müssen, war zum Gespött seiner Kollegen geworden und hatte die Aufmerksamkeit der Presse erregt, die Hutchmans Flucht in sämtlichen Details schilderte. Jetzt war er zu einem Gespräch
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