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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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einige Jahre als begehrter Störungssucher für große Beratungsunternehmen, flog von einem Erdteil zum anderen, reparierte Computer, mit denen die dortigen Techniker nicht zurechtkamen, häufte ein Vermögen an und lebte zwischen den Aufträgen wie ein Fürst.
    Als dieser Lebensstil ihm allmählich keine rechte Freude mehr machte, streckte das Verteidigungsministerium erste Fühler aus, um sein Interesse für das Projekt Mentor zu erkunden. Als Privatmann fand Montefiore die Vorstellung abstoßend, einen gigantischen Computerkomplex aufzubauen, dessen zahllose Speicher sämtliche Informationen – militärische, soziale, finanzielle, kriminalistische, industrielle – enthalten sollten, die eine Regierung brauchte, um ein ganzes Land zu kontrollieren. Aber als Mann mit einem ungewöhnlichen Talent, das neue Betätigungsfelder suchte, hatte er sich ohne irgendwelche Vorbehalte auf dieses Projekt stürzen können.
    Montefiore interessierte sich nicht für Entwurf oder Montage von Computern – mentors Einzelteile waren verhältnismäßig konventionell und erst durch die Art ihres Zusammenwirkens ungewöhnlich –, aber die Aufgabe, dafür zu sorgen, daß dieser gewaltige künstliche Organismus bei koordinierter guter Gesundheit blieb, befriedigte ihn. Außerdem hatte sie ihm Beförderungen, Verantwortung und gewisse Macht eingebracht. Kein menschliches Gehirn konnte mehr als einen winzigen Bruchteil der in mentor gespeicherten Informationen aufnehmen, aber Montefiore war der einzige Mann, der Zugang zu allen Computern hatte, und er verstand auszuwählen. Er wußte alles, was wissenswert war.
    Als er jetzt am Fenster seines Büros stand, dachte er daran, daß etwas sehr Wichtiges im Gange war. Vor einer Stunde hatte der Sekretär des Ministers angerufen und ihn aufgefordert, vorerst in seinem Büro zu bleiben, bis jemand mit ihm Verbindung aufnahm. Das war nicht einmal ungewöhnlich – aber die Nachricht war durchs rote Telefon gekommen. Montefiore hatte selbst ausgerechnet, daß die Chancen sieben zu eins dafür standen, daß die ersten Raketen bald starten würden, sobald das rote Telefon klingelte.
     
    McKenzies Tonfall hatte ihn wieder einigermaßen beruhigt, aber das Gefühl, daß große Dinge bevorstanden, blieb trotzdem.
    Montefiore war mittelgroß und hatte muskulöse Schultern und ein jungenhaftes Gesicht. Sein Kinn war klein, ohne deswegen schwächlich zu wirken. Er betrachtete sich im Spiegel über dem weißen Marmorkamin, beschloß reumütig, einige Wochen lang weniger Bier zu trinken, und fragte sich dann, ob das Klingeln des roten Telefons das Ende seiner und aller Biergelage eingeläutet hatte. Er ging ans Fenster zurück und beobachtete mit gerunzelter Stirn die langsam vorbeirollenden Busse, als seine Sekretärin Mr. McKenzie und Brigadier Finch meldete. Finch stand an der Spitze einer kleinen Gruppe von Männern, die als Strategisches Beratungskomitee firmierte und die Aufgabe hatte, die Regierung zu beraten, bevor bestimmte Knöpfe gedrückt wurden. Montefiore durfte offiziell nicht einmal wissen, daß der Brigadier dem SBK angehörte, und das Bedauern, das ihn bei Erwähnung des Namens Finch durchzuckte, ließ ihn wünschen, diesen Mann nie kennengelernt zu haben.
    Die beiden Männer traten schweigend ein. Beide trugen metallbeschlagene Aktenkoffer, die sie neben sich abstellten. Montefiore kannte McKenzie und Finch gut: Sie nahmen mentors einzigartiges Informationssystem oft in Anspruch. Sie behandelten Montefiore jedesmal ausgesucht höflich, aber allein ihre Korrektheit erinnerte ihn jedesmal wieder daran, daß sie ihn als Emporkömmling betrachteten. McKenzie, ein großer, dicklicher Mann, deutete schweigend auf den Verzerrer auf Montefiores Schreibtisch. Montefiore nickte und schaltete das elektronische Gerät ein, das durch ein starkes Feld verhinderte, daß ein in diesem Raum gesprochenes Wort aufgenommen wurde. Nicht einmal das Telefon funktionierte innerhalb dieses Feldes.
    »Wo brennt’s, Gerard?« Montefiore benutzte absichtlich nur Vornamen und hatte sich vorgenommen, seine Stellung aufzugeben, sobald einer seiner einflußreichen Klienten daran Anstoß nahm, und erst wieder zurückkommen, wenn ihm offiziell bestätigt wurde, er dürfe Trevor Trevor nennen.
    »Wie haben ein schwieriges Problem zu lösen«, sagte McKenzie und sah Montefiore ausnahmsweise ins Gesicht, während er mit ihm sprach. Er öffnete seinen Aktenkoffer, nahm mehrere Fotokopien heraus und legte die engbeschriebenen

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