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Die Antikriegs-Maschine

Die Antikriegs-Maschine

Titel: Die Antikriegs-Maschine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bob Shaw
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abzureiben, sobald sie schwarze Farbe abgekommen hatten. Er versprühte den Lack dünn und achtete nicht allzusehr auf Details; so gelang es ihm, den blaßblauen Ford innerhalb von zwanzig Minuten in eine schwarze Limousine zu verwandeln. Danach warf er die Sprühdosen weg, holte einen Schraubenzieher aus dem Werkzeugkasten, wechselte die Nummernschilder aus und legte die alten Kennzeichen in den Kofferraum.
    Sobald er damit fertig war, machte sich sein Hunger bemerkbar. Er verschlang die Sandwiches und spülte sie mit Guiness-Ale hinunter, bevor er wieder auf die Straße hinausfuhr. Er widerstand der Versuchung, schneller zu fahren, um die verlorene Zeit wettzumachen, und blieb wie bisher stets unter hundert Stundenkilometer. Dörfer und Städte blieben hinter ihm zurück, und in der Abenddämmerung veränderte sich die Landschaft allmählich. Die Gebäude wurden dunkler, aber auch das Grün der Vegetation wirkte intensiver wie überall im ehemals hochindustrialisierten Norden, dessen rußhaltige Luft den Boden mit Nährstoffen angereichert hatte. Hutchman hielt in größeren Städten und gab die Briefbündel bei Hauptpostämtern auf, um ganz sicherzugehen, daß seine Briefe noch am gleichen Tag weiterbefördert wurden. Am frühen Abend erreichte er Stockport, warf die letzten Umschläge ein – und mußte feststellen, daß er plötzlich nicht mehr wußte, was er tun sollte. Seine Aufgabe mit ihren kurzfristigen Zielen war bewältigt; jetzt brauchte er nur noch irgendwo abzuwarten, bis es Zeit war, nach Süden zu seiner Megaleben-Maschine in Hastings zu fahren.
    Als Hutchman sich zu körperlicher Passivität verurteilt sah, befielen ihn Depressionen und Selbstmitleid. Das Wetter war noch immer kalt und trocken, deshalb ging er langsam zum schwarzen Mersey hinunter, starrte in den Fluß und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hätte am liebsten geweint. Warum eigentlich nicht? fragte er sich – und konnte es doch nicht. Schließlich gab er sich einen Ruck und kehrte zu seinem Wagen zurück.
    Er tankte an einer Selbstbedienungstankstelle und bemühte sich ganz bewußt, konstruktiv zu denken. Die Episode am Fluß war enttäuschend und nutzlos gewesen. Die letzten Briefe waren aufgegeben und würden morgen von Männern in verantwortlichen Stellungen gelesen werden. Danach folgte notwendigerweise eine Pause, bis die mathematischen und physikalischen Grundlagen geprüft waren, aber irgendwann im Laufe des Tages würde der Befehl erteilt werden: Sucht Lucas Hutchman und vernichtet ihn und seine Maschine!
    In den wenigen Stunden, die ihm bis dahin noch blieben, mußte Hutchman ein gutes Versteck finden. Allerdings nicht hier in Stockport, wo die durch Briefe ausgelegte Spur endete. Die Jäger würden wissen, daß eine Antikriegs-Maschine nicht leicht zu transportieren war, und konnten vermuten, daß sie – falls sie überhaupt existierte – irgendwo im Süden und nicht allzu weit von Crymchurch entfernt stand. Sie würden sich überlegen, daß der Verfolgte, der bisher nach Norden gefahren war, nun versuchen würde, nach Süden zu gelangen, um sie abzuschütteln und gleichzeitig in die Nähe seiner Maschine zu kommen. Deshalb beschloß Hutchman, die nördliche Richtung beizubehalten.
     
    Er erreichte Manchester, benützte die Umgehungsstraße, fuhr nach Nordwesten durch Lancashire weiter und nahm sich vor, das Seengebiet von Cumberland zu erreichen. Aber dann fiel ihm etwas anderes ein. Dieses Gebiet war weit von Hastings entfernt und besonders um diese Jahreszeit verhältnismäßig leicht abzuriegeln. Es war bestimmt besser, in einer der nächsten Städte zu bleiben, um nicht mitten in der Nacht ein Quartier suchen zu müssen. Hutchman hielt auf einem Parkplatz, stellte fest, daß die nächste Stadt Bolton war, und entschied sich dafür, dort zu bleiben. Soviel er wußte, war Bolton ein verschlafenes Nest, in dem er keinen Menschen kannte, was nur vorteilhaft war, weil die Jäger sich auf Gebiete konzentrieren würden, in denen er Freunde hatte, die ihm weiterhelfen konnten.
    Nachdem sein Entschluß feststand, bog er auf die Straße nach Bolton ab und fuhr so konzentriert weiter, wie er es sich angewöhnt hatte. Am einfachsten wäre es gewesen, sich ein Hotelzimmer zu nehmen, aber das war auch die gefährlichste Möglichkeit. Hutchman mußte spurlos untertauchen. In Bolton fuhr er langsam durch die Stadt, bis er sich in einem Wohnviertel wiederfand, in dem große, heruntergekommene Häuser einen aussichtslosen

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