Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
sie je bringen? Wer sonst ist also weise und so mächtig, wie dieser wunderschöne Joseph? 15 Doch dir, mein Herr, vertrau ich's an, daß ich ihn mehr als meine Seele liebe.
Erhalte ihn in deiner Gnade Weisheit und gib mich ihm zur Dienerin und Sklavin, damit ich seine Füße wasche und ihm sein Lager richte und ihn bediene und ihm Sklavenarbeit tue und so ihm Sklavin alle Tage meines Lebens sei!
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14. Kapitel: Des Erzengels Michael Besuch
1 Als Asenath mit ihrer Beichte vor dem Herrn zu Ende war, ging auch der Morgenstern am Himmel gegen Osten auf, es sah ihn Asenath und freute sich und sprach: Hat wohl mein Flehen Gott, der Herr, erhört, weil dieser Stern ein Bote und ein Herold des Lichts des großen Tages ist? 2 So spaltete sich bei dem Morgenstern der Himmel, und es erschien ein unaussprechlich großes Licht. 3 Wie Asenath dies sah, fiel sie aufs Antlitz in die Asche; da kam zu ihr gar schnell ein Mensch vom Himmel, der Lichtstrahlen entsandte, und stellte sich zu ihren Häupten. 4 Da sie noch auf dem Antlitz lag, sprach sie der Gottesbote an: Erheb dich, Asenath ! 5 Sie aber sprach: Wer ist es, der mir ruft, ist meines Zimmers Tür doch fest verschlossen, der Turm so hoch? Wie kann man in mein Zimmer kommen? 6 Er rief zum andern Mal zu ihr: Asenath! Asenath! 7 Sie sprach: ja, Herr, vermeld mir, wer du bist! 8 Er sprach: Ich bin des Herr-Gotts Oberführer, des Heers des Höchsten Führer. Steh auf! Stell dich auf deine Füße, damit ich meine Worte an dich richten kann! 9 Sie hob darauf ihr Angesicht empor und schaute; da stand ein Mann, in allem Joseph ähnlich an Tracht und Kranz und königlichem Stab; nur glich sein Antlitz einem Blitz und seine Augen waren wie der Sonnenglanz, sein Haupthaar wie ein Fackelfeuerbrand und seine Hände samt den Füßen glichen glühendem Eisen, wie denn auch Funken von den Händen und den Füßen fuhren. 10 Als Asenath dies sah, fiel sie voll Furcht auf das Gesicht, sie konnte nimmer auf den Füßen stehen; denn all ihre Glieder zitterten vor übergroßer Angst. 11 Da sprach zu ihr der Mann: Sei guten Mutes, Asenath, habe keine Angst! Steh auf! Stell dich auf deine Füße, damit ich meine Worte an dich richten kann! 12 Darauf erhob sich Asenath und stellte sich auf ihre Füße; dann sprach zu ihr der Engel: Geh in dein zweites Zimmer unge säumt! Leg ab das schwarze Kleid, worin du dich gehüllt, und tu das Bußgewand von deiner Hüfte! Entfern von deinem Haupt die Asche! Wasch dir die Hände und das Angesicht mit reinem Wasser und leg ein weißes, unberührtes Kleid dir an! Gürt deine Hüfte mit dem reinen Gürtel der Jungfräulichkeit, dem doppelt en! 13 Alsdann komm wiederum zu mir, damit ich meinen Auftrag dir ausrichte, weswegen mich zu dir der Herr gesandt! 14 Darauf ging Asenath voll Eile in ihr zweites Zimmer, worin sich die Behälter ihres Schmucks befanden. Sie öffnet ihre Truhe, entnimmt ein weißes, feines, unberührtes Kleid und zieht es an; zuvor zieht sie das schwarze Kleid sich aus, nimmt auch den Strick sowie das Bußgewand von ihrer Hüfte und gürtet sich mit feinem Doppelgürtel der Jungfräulichkeit; den einen legt sie an, die Hüfte, den anderen an die Brust. 15 Alsdann entfernt sie von dem Haupt die Asche, wäscht ihre Hände und das Angesicht mit reinem Wasser, sie nimmt auch einen feinen, äußerst schönen Schleier, ihr Haupt damit verhüllend.
15. Kapitel: Michaels Aussprache
1 Dann geht sie zu dem Gottesführer, vor ihn tretend. Da spricht zu ihr des Herren Engel: Entfern von deinem Haupt den Schleier, weil eine reine Jungfrau du heut bist; es gleicht dein Haupt dem eines Jünglings. 2 Da nahm ihn Asenath von ihrem Haupt und wieder spricht zu ihr der Gottesbote: Sei guten Mutes, reine Jungfrau Asenath! Es hat ja Gott der Herr vernommen, was du bekannt, was du erfleht. 3 Er sah auch die Erniedrigung und Not der sieben Tage deines Fastens, dieweil durch deine Tränen hier auf dieser Asche ein großer Schmutz vor dir entstand. 4 Hab nunmehr guten Mut, du reine Jungfrau Asenath! Dein Name ward ja in das Buch des Lebens eingetragen und wird in Ewigkeit nicht mehr daraus getilgt. 5 Von heut an wirst du neu geschaffen und gebildet und neu be lebt; du issest ein gesegnet Brot des Lebens und trinkst den Becher, mit Unsterblichkeit gefüllt, wirst mit geweihtem Salböle der Unverweslichkeit gesalbt. 6 Sei guten Muts, du reine Jungfrau Asenath! Heut gab dich Gott der Herr zur Braut dem Joseph; er wird dein Bräutigam für ewig sein. 7 Auch heißt du
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