Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
nicht mehr Asenath von heute ab; dein Name ist jetzt Zufluchtsstadt; denn viele Völker fliehen zu dir und rasten unter deinen Flügeln, und viele Völker finden durch dich Schutz. In deinen Mauern fühlen sich gesichert, die sich dem höchsten Gott in Reue hingegeben; denn Reue ist des Höchsten Tochter, und sie erweicht den höchsten Gott zu jeder Zeit für dich und alle anderen Bereuenden, ist er ja doch der Reue Vater und sie der Schlußstein und der Hort der Jungfrauen allen. Sie liebt euch recht und bittet stets für euch den Höchsten und allen den Bereuenden gewährt sie einen Ruhort in den Himmeln, und sie erneuert jeglichen Bereuenden. 8 Es ist die Reue wunderschön, jungfräulich, rein und milde, sanft; drum liebt sie auch der höchste Gott, und alle Engel ehren sie. Auch ich lieb sie gar sehr, dieweil sie meine Schwester ist, und wie sie euch, die Jungfrauen, liebt, so lieb ich euch. 9 Ich gehe jetzt zu Joseph und sage über dich ihm alles das. Er kommt noch heut zu dir und freut sich über deinen Anblick und wird von Lieb zu dir erfüllt. Er wird dein Bräutigam und du wirst seine liebe Braut für alle Zeiten. l0
Nun hör mich, Asenath, an! Bekleide dich mit deinem Hochzeitskleid, dem ältesten und ersten, das schon seit langer Zeit in deiner Kammer liegt! Leg allen deinen auserlesenen Schmuck dir an! Schmück dich wie eine rechte Braut und sei bereit, ihm zu begegnen! Er kommt ja selber heut zu dir und wird sich über deinen Anblick freuen. 11 Wie nun des Herren Engel in der menschlichen Gestalt bei Asenath mit diesen Reden fertig war, wird sie voller Freude über alle seine Worte und fällt zur Erde auf ihr Angesicht, küßt seine Füße mit den Worten: 12 Gepriesen sei der Herr, dein Gott, der dich gesandt, mich aus der Finsternis zu retten und mich aus tiefstem Abgrund an das Licht zu führen! Dein Name auch sei ewiglich gepriesen! 13 Fand ich, mein Herr, vor deinem Antlitz Gnade soll ich erfahren, daß all deine Worte wirklich sich erfüllten, von denen du vor mir gesprochen, sie würden in Erfüllung gehen, dann möchte deine Sklavin mit dir sprechen. 14
Der Engel sprach zu ihr: So sprich! Sie sprach: Ich bitte, Herr. Setz dich ein wenig hier auf dieses Lager! Es ist dies Lager rein und unbefleckt, dieweil noch nie ein andrer Mann, noch eine andre Frau darauf gesessen. Ich setz dir einen Tisch mit Broten vor; dann magst du essen. Ich bring dir alten guten Wein, des Duft zum Himmel steigt. Trink auch davon! Hernach zieh deines Wegs! 5 Er sprach zu ihr: Mach schnell und bring es unverweilt!
16. Kapitel: Die wunderbare Speise
1 Da stellte Asenath schnell einen leeren Tisch vor ihn; doch wie sie ging, das Brot zu holen, da sprach zu ihr der Gottesengel: Bring mir auch eine Honigwabe! 2 Da stand sie still und ward verlegen und betrübt, we il sie in ihrer Vorratskammer keine Honigwabe hatte. 3 Da sprach zu ihr der Gottesengel: Was stehst du Still? 4 Sie sprach: Mein Herr! Ich will ein Mädchen in die Vorstadt schicken; mein Erbgrundstück ist in der Nähe. Sie kommt damit schnell wieder her; dann setz ich dir es vor. 5 Da sprach zu ihr der Gottesengel: Geh nur in deine Vorratskammer! Du findest auf dem Tisch dort eine Honigwabe. Die nimm und bring sie her! 6 Sie sprach: In meiner Vorratskammer gibt es keine Honigwabe, Herr! 7 Er sprach: Geh nur! Du findest schon. 8 Und Asenath ging in die Vorratskammer und fand hier auf dem Tische eine Honigwabe; die Wabe aber war groß und weiß wie Schnee, voll Honig, und dieser Honig war wie Himmelstau, sein Duft wie Lebensduft. 9 Darauf sprach Asenath erstaunt bei sich: Stammt diese Wabe aus dem Munde dieses Mannes selbst? 10 Und Asenath nimmt diese Wabe mit und legt sie auf den Tisch. Da sprach zu ihr der Engel: Was sagtest du: In meinem Haus gibt's keine Honigwaben? Du bringst mir hier ja eine solche. 11 Si e sprach: Herr! Niemals hab ich eine Honigwabe in mein Haus gebracht; doch wie du davon sprachst, ist sie entstanden. Ging sie denn nicht aus deinem Mund hervor, dieweil ihr Duft dem Duft des Balsams gleicht? 12 Da lächelte der Mann ob des Verstands des Weibes. 13 Er rief sie zu sich her und streckte, als sie kam, die Rechte aus, erfaßte sie am Haupt, bewegte mit der Rechten ihren Kopf. Doch vor der Hand des Engels fürchtete sich Asenath; denn Strahlen gingen von den Händen aus wie von geschmolznem Eisen.
So schaute sie die ganze Zeit mit vieler Angst und zitternd auf die Engelshand. 14 Er aber lächelte und sprach: O selig bist du, Asenath.
Denn
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