Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
gleich noch reden werden -, 8 sagte: Laßt mich los! Ich habe dem König und allen Freunden in seinem Gefolge etwas zu sagen. 9 Hocherfreut über die Ankündigung des Knaben, ließen sie ihn da eiligst los. 10 Und er sprang in die Nähe der Pfannen und rief: 11 Du frevelhafter Tyrann, du gottlosester aller Schlechten, du scheutest dich nicht, nachdem du Güter und Herrschaft von Gott empfangen hast, dessen Diener zu töten und die der Frömmigkeit sich Widmenden zu mart ern. 12 Zur Vergeltung dafür hebt dich die göttliche Gerechtigkeit für ein stärkeres und ewiges Feuer auf und für Qualen, die dich in alle Ewigkeit nicht loslassen werden.
13 Du scheutest dich nicht, trotzdem du ein Mensch bist, du viehisches Scheusal, de n Wesen, die dasselbe empfinden und die aus denselben Stoff gebildet sind wie du, die Zunge auszuschneiden und auf so schändliche Weise Qualen und Martern zu bereiten. 14 Sie freilich haben durch ihren adeligen Tod ihre Frömmigkeit ge gen Gott zur Vollendung gebracht; 15 du aber sollst noch elendiglich darüber jammern, daß du die Tugendkämpfer ohne Grund gemordet hast. 16 Deshalb will auch ich, fuhr er fort, dem Tode zwar ins Auge blickend, 17 der Sache nicht abtrünnig werden, für die meine Brüder Zeugnis abgelegt haben. 18 Ich rufe den Gott der Väter an, daß er meinem Geschlechte gnädig sei.
19 Dich aber soll er in diesem Leben und nach deinem Tode bestrafen! 20 Nach diesem Gebete stürzte er sich selbst in die Pfannen und gab seinen Geist auf.
1 Wenn nach alledem die Sieben Brüder die Schmerzen bis in den Tod verachtet haben, so dürfen wir von der Wahrheit des Satzes, daß Selbstherrscherin der Triebe die fromme Vernunft ist, ebenso völlig überzeugt sein, 2 wie wir ja auch, angenommen, sie hätten, von den T rieben zu Sklaven gemacht, Unreines gegessen umgekehrt zugeben müßten, sie seien von den Trieben besiegt worden. 3 Nun ist aber dies Letztere nicht der Fall. Vielmehr durch die bei Gott in hohem Ansehen stehende Vernunft waren sie stärker als die Triebe. 4 Auch die Oberherrschaft ihrer Überlegung kann nicht übersehen werden: beherrschten sie doch den Trieb und die Leiden. 5 Wie sollte man da die der vernünftigen Überlegung zustehende Herrschaft über die Triebe denen nicht zuerkennen, die sich um des Feuers Pein nicht kümmerten? 6
Wie nämlich die ins Meer hinausgebauten Hafentürme die dräuenden Wogen zurückwerfen und den Einfahrenden einen ruhigen Ankerplatz gewähren, 7 so war die siebentürmige vernünftige Überlegung der Jünglinge ein Bollwerk für den Hafen der Frömmigkeit und überwand die Zügellosigkeit der Triebe. 8 War es doch ein hehrer Chor der Frömmigkeit, den sie darstellten. Ermunterten sie einander doch mit solchen Worten: 9 Brüderlich laßt uns, Brüder, für das Gesetz sterben! Laßt uns nachahmen den Drei Jünglingen in Syrien, die den Ofen verachteten, obschon er ihnen die den unserigen gleichen Martern bereitete! 10 Laßt uns nicht feige sein, wo es gilt, den Beweis der Frömmigkeit zu führen! 11 Getrost, Bruder! rief einer; ein anderer: Wacker ausgehalten! 12 wieder ein anderer: Gedenket daran, von wem ihr abstammt!
oder: Wer war doch der Vater, durch dessen Hand sich schlachten zu lassen Isaak um der Frömmigkeit willen geduldig bereit war? 13 Mann für Mann blickten sie sich aber auch insgesamt strahlend und hochgemut an und sprachen: Von ganzem Herzen wollen wir uns dem Gotte weihen, der die Seelen gab, und unsere Leiber dahingeben als Schutzwehr um das Gesetz. 14 Wir wollen uns vor dem nicht fürchten, der da meint, er könne töten. 15 Denn schwer ist der Seele Kampfesmühe und Gefahr, die in der ewigen Qual aufbehalten ist denen, die das Gebot Gottes übertreten haben. 16 So wollen wir uns denn wappnen mit der triebbeherrschenden göttlichen Vernunft! 17 Wenn wir in dieser Kraft gelitten haben, dann werden uns Abraham, Isaak und Jakob aufnehmen und die Vä ter alle uns Lob spenden! 18 Einem jeden einzelnen der Brüder überdies, der weggeschleppt wurde, riefen die zurückbleibenden zu: Mache uns keine Schande, Bruder, und die in den Tod vorausgegangenen mache nicht zu Lügnern!
19 Aber ihr wißt es ja selbst recht wohl, über welche Zauberkräfte die Bruderliebe verfügt. Ist es doch die göttliche und allweise Vorsehung, die sie bei der Zeugung den Kindern durch die Väter zuerteilte und durch den Mutterleib ein pflanzte. 20 In diesem wohnte dann jeder Bruder gleichlange Zeit, entwickelte sich in gleichlanger Zeit, erhielt
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