Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
von dem gleichen Blute sein Gedeihen und von der gleichen Seele seine Reife, 2l wurde dann nach Ablauf einer gleichlangen Zeit zur Welt gebracht und trinkt Milch aus den gleichen Quellen: kurz, so kommt es, daß die Seelen schon von Tragekindern sich voll Bruderliebe eng aneinander schließen. 22 Sie wachsen dann mehr und mehr heran unter gemeinsamer Zucht, unter täglichem Zusammensein, unter den übrigen Bildungseinflüssen und bei uns unter der Übung im Gesetze Gottes.
23 Da es nun um die Innigkeit der Bruderliebe überhaupt so bestellt ist, so hatten auch die Sieben Brüder untereinander ein recht inniges, einmütiges Verhältnis. 24 Denn in demselbe n Gesetz erzogen und in denselben Tugenden geübt und in der gerechten Lebensführung zusammen groß geworden, liebten sie sich stärker und stärker. 25 Steigerte doch ihr gemeinsamer Eifer für die Tugend ihre Einmütigkeit untereinander. 26 Vermehrte doch in Gemeinschaft mit der Frömmigkeit die Vernunft die Inbrunst ihrer Bruderliebe. 27 Und obwohl durch Natur, Zusammenleben und tugendhafte Gesinnung die Zauberkräfte ihrer Bruderliebe gestärkt wurden, hielten gleichwohl um der Frömmigkeit willen die Überlebenden bei den Qualen ihrer Brüder aus, trotzdem sie mit ansehen mußten, daß sie zu Tode gefoltert wurden; 1 ja sie feuerten sie noch an, die Qual auf sich zu nehmen. So haben sie nicht nur die Schmerzen verachtet, sondern auch die Triebe der Bruderliebe beherrscht.
2 O Vernunftgedanken, königlicher als ein König und freier als Freie! 3 O über die hehre und harmonische Übereinstimmung der Sieben Brüder in der Frömmigkeit ! 4 Kein einziger der sieben jungen Burschen zagte oder zauderte, als es zum Sterben ging, Ssondern alle liefen mit einer Eile zu dem peinlichen Tod, als seien sie auf dem Wege zur Unsterblichkeit. 6 Denn wie sich Hände und Füße harmonisch nach den Weisungen der Seele bewegen, so waren jene hehren Knaben kraft der Unsterblichkeit ihrer frommen Seele einmütig in dem Entschlusse, für die Frömmigkeit zu sterben. 7 O allheilige Siebenzahl gleichgestimmter Brüder! Denn wie die sieben Schöpfungstage um die heilige Siebenzahl, 8 so kreisten die jungen Knaben im Chor um die Frömmigkeit und machten die Furcht vor den Martern zu nichte. 9
Wir, wenn wir heute von den Leiden der Jünglinge hören, schaudern; sie aber waren weder bloße Augen- noch bloße Ohrenzeugen, als der sofort auszuführende Drohbefehl gegeben wurde, sondern sie mußten seine Ausführung erdulden und, was noch mehr heißen will, sie wurden durch die Qualen des Feuers erst recht standhaft. 10 Und was wäre wohl schmerzhafter als diese? Zerstört doch des Feuers scharfe und schnelle Macht rasch die Leiber.
Das Martyrium der Mutter.
11 Und doch, für etwas besonders Wunderbares braucht ihr es nicht zu halten, daß die Vernunft über jene Männer in den Martern Gewalt hatte: hat doch selbst eines Weibes Verstand noch ganz andere Schmerzen verachtet. 12 Ich meine die Mutter der Sieben Jünglinge: erduldete sie doch die Folterqualen eines jeden einzelnen ihrer Kinder! 13 Nun überlegt euch aber einmal, wie vielgeflochten das Liebesband der Liebe zu den Kindern ist, das alle anderen Triebe an das Mitgefühl des Herzens kettet, 14 selbst den unvernünftigen Tieren, die ja das gleiche liebende Mitgefühl mit ihren Jungen haben, wie die Menschen. 15 Zum Beispiel bei den Vögeln. Da beschirmen die zahmen ihre Jungen dadurch, dass sie unter den Dächern der Häuser nisten; 16 die anderen hindern das Herankommen, indem sie auf den Gipfeln der Berge und in Felsenabhängen und in Baumlöchern oder -Wipfeln brütend ihre Jungen hecken. 17 Wenn es ihnen aber trotzdem einmal nicht gelingt, jemanden fernzuhalten, so flattern sie in liebevollem Schmerz um sie herum, rufen sie zwitschernd zu sich herbei und leisten dadurch, so gut sie es eben können, den Jungen Hilfe. 18 Doch was braucht man das Mitgefühl der unvernünftigen Tiere mit ihren Jungen noch erst zu erweisen, 19 wo doch auch die Bienen in der Zeit des Wabenbaus die sich Nähernden abwehren, mit ihrem Stachel wie mit eiserner Waffe die ihrer Brut sich Nähernden verwunden und so bis in den Tod abwehren? 20 Aber nicht so die dem Abraham an Gesinnung gleichende Mutter der Jünglinge! Sie ließ sich durch das Mitgefühl mit ihren Kindern nicht umstimmen.
1 O über die Vernunft von Kindern, die der Triebe Gebieterin geworden! O über die Frömmigkeit, die einer Mutter teurer war als selbst ihre so überaus
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