Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel
nicht unserer Vernunft die Zunge abschneiden. 20 Gern lassen wir uns für Gott die Glieder des Leibes verstümmeln. 21Vor dich aber wird in kurzer Frist Gott hintreten; denn die Zunge, die du abschneidest, ist der Gotteshymnen Sänge rin!
1 Als nun auch dieser den Foltertod erlitten hatte, sprang der Fünfte vor und rief 2 Ich gedenke, Tyrann, mich zu der für die Tugend zu erduldenden Folterqual nicht erst nötigen zu lassen, 3 sondern von selbst bin ich selbständig vorgetreten, damit du, auch mich tötend, dir Frevel, derentwegen du der himmlischen Gerechtigkeit Strafe schuldest, noch mehr anhäufst. 4 Du Tugend- und Menschenhasser, was haben wir begangen, daß du uns derart vergewaltigst? 5 Oder kommt es dir etwa als etwas Böses vor, daß wir den Schöpfer des Alls fromm verehren und nach seinem Tugendgesetze leben? 5 Aber ein solches Verhalten ist doch der Ehren und nicht der Foltern wert, 7 wenn anders du ein Gefühl für die Sehnsuchtsgedanken des Menschen und eine Hoffnung auf ein Heil bei Gott hättest. 8 Tatsächlich aber bist du Gott entfremdet und streitest wider die, welche voll Frömmigkeit sind gegen Gott! 9 Während er noch so sprach, banden ihn die Speerträger und zerrten ihn zur Schwinge, 10 banden ihn mit den Knieen darauf, spannten diese in eiserne Fußschellen und beugten seine Hüfte um de n Radkeil hernieder. Hierum wie ein Skorpion auf das Rad zurückgebogen, wurde er Glied für Glied zerstückelt. 11 In diesem Zustande sprach er, beengten Atems und erstickenden Körpers: 12 Herrlich sind, Tyrann, wider deinen Willen die Gnaden, mit denen du uns begnadest; herrlich, weil du es uns vergönnst, durch die edelsten Leiden die Stärke unserer Gesetzestreue zu zeigen!
13 So starb auch dieser. Als aber der sechste junge Bursche vorgeführt wurde und der Tyrann sich erkundigte, ob er essen und freigelassen werden wolle, da erwiderte dieser: 14 Ich, ich bin an Alter jünger als meine Brüder, an Überlegung aber ihr Altersgenosse. 15 Denn für die gleiche Sache geboren und erzogen, sind wir für die gleiche Sache in gleicher Weise schuldig zu sterben. 16 Desh alb, wenn du es für gut befindest, die zu foltern, die den Genuß des Unreinen ablehnen, so foltere nur! 17 Nach diesen seinen Worten führten sie ihn zum Rade. 18
Auf dieses wurde er regelrecht gespannt; dann wurden ihm die Wirbel ausgerenkt, während er von unten langsam verbrannt wurde. 19
Endlich machten sie spitze Spieße glühend, hielten sie ihm an den Rücken und verbrannten ihm, durch die Seiten stechend, noch die Eingeweide. 20 Er aber rief in seinen Folterqualen: O wie hochwürdig ist der Wettkampf, bei welchem wir, einen solche Brüderschar, um der Frömmigkeit willen zu schmerzensreicher Übung berufen und nicht be siegt worden sind! 21 Denn unbesiegbar ist, du Tyrann, die fromme Bildung. 22 Mit Tugend gewappnet, will auch ich mit meinen Brüdern sterben 23 und dadurch auch für mein Teil einen Gewaltigen über dich bringen, der deine Blutschuld ahndet, du Erfinder von Foltern, du Feind des wahrhaftigen Frommen!
24 Sechs junge Bürschchen sind wir und haben deine Tyrannei zunichte gemacht. 25 Denn daß du außer Stande warst, unsere Vernunft umzustimmen und uns zum Genusse des Unreinen zu zwingen, ist das nicht dein Sturz? 26 Dein Feuer ist kühl für uns, schmerzlos sind deine Schwingen und kraftlos deine Gewalt. 27 Denn nicht eines Tyrannen, sondern eines göttlichen Gesetzes Speerträger stehen vor uns. Deshalb ist unsere Vernunft unbesiegbar!
1 Nachdem auch dieser glückselig verschieden war - man hatte ihn in einen Kessel geworfen -, trat der Siebente vor, der Allerjüngste. 2 Mit ihm hatte der Tyrann, obwohl er von dessen Brüdern furchtbar gepeinigt worden war, Mitleid. 3 Und als er sah, daß man ihm schon die Fesseln anlegte, ließ er ihn näherkommen und versuchte ihm durch folgende Worte zuzureden: 4 Wie deiner Brüder Wahnsinn endet, das siehst du: um ihres Ungehorsams willen sind sie peinlich hingerichtet worden. Du, wenn du nicht gehorchst, wirst ebenfalls grauenvoll gefoltert werden und einen vorzeitigen Tod sterben. 5 Gehorchst du aber, so sollst du Freund sein und an den Regierungsgeschäften 119
teilnehmen. 6 Unter solchen Mahnworten ließ er die Mutter des Knaben näher herankommen, um sie, der schon so viele Söhne geraubt waren, durch sein Mitleid dazu zu bringen, den übriggebliebenen Sohn zum rettenden Gehorsam zu bewegen. 7 Der aber, als die Mutter ihn in hebräischer Sprache ermahnt hatte -wovon wir
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