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Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel

Titel: Die Apokryphen - Verborgene Buecher Der Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Weidinger
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Verfasser der apokryphen 128
    Schriften zutreffend, denn ähnlich wie Johannes seine Vorlagen in seinem Sinne umgestaltet hat, so haben auch diese die notwendigen Veränderungen vorgenommen, um ihre Ideen ein zubringen.

    Typen apokrypher Evangelien
    Wie schon bei den kanonischen Evangelien Unterschiede aufgrund verschiede ner theologischer Intentionen vorliegen, so sind auch bei den apokryphen Evangelien Tendenzen und Zielrichtungen ersichtlich. Es lassen sich drei Typen un terscheiden. Zunächst sind da Schriften, die offensichtlich in engem Zusammenhang mit den kanonischen Evangelien stehen. Es ist allerdings schwerlich zu entscheiden, ob die apokryphen Evangelien beispielsweise sich an die Synoptiker angelehnt haben oder ob beide von vorsynoptischem Traditionsgut abhängig sind. Vielleicht ist es aber auch so, daß eine mündliche Überlieferung einerseits in einem kanonischen Werk schriftlich fixiert wurde, andererseits trotzdem noch mündlich weitertradiert wur de. Dieser mündliche Überlieferungsstrang wurde im Laufe der Zeit sicherlich verändert, wohl auch mit außerkanonischem Stoff ergänzt, und fand schließlich ebenfalls einen schriftlichen Niederschlag. Zu dieser Gruppe apokrypher Evangelien gehören der Papyrus Oxyrrhynchos, die judenchristlichen Evangelien, das Petrusevangelium und das Ägypterevangelium.
    Der zweite Typ liegt in Werken vor, die gnostische Tendenzen aufweisen. Die Schriften dienen der Erläuterung der Gnosis, einer Lehre, die Erkenntnisse über Anfang, Weg und Ziel des Kosmos und des Menschen offenbaren will. In diesen interessiert Jesus nur insoweit, als er den Lehren der Gnosis Glaubhaftigkeit verleihen soll. Der historische Jesus kommt nicht in Betracht. Es werden hauptsächlich Visionen und Gespräche Jesu mit seinen Jüngern wiedergegeben. Dabei handelt es sich aber nicht um wirkliche Dialoge. Die Jünger stellen nur Fragen und geben so Anlaß zu Offenbarungsreden des Erlösers. Diese kurze Charakterisierung läßt schon ersehen, daß diese Werke mit der Form der kanonischen Evangelien wenig zu tun haben. Vielleicht haben sie die Bezeichnung Evange lien erhalten, weil man so Schriften nannte, die in gottesdienstlichem Gebrauch waren.
    Werke wie das >Apokryphon des Johannes<, die >Sophia Jesu Christi<, der Dialog des Erlösers und das Thomasevangelium haben noch eine gewisse Ähnlichkeit mit den kanonischen Evangelien. Ohne Zusammenhang mit diesen sind dage gen das Evangelium der Wahrheit und das Evangelium nach Philippus.
    Schließlich gibt es noch die Gattung der legendären Evangelien. Sie sind durch das Motiv der Ergänzung charakterisiert. Bestimmte Episoden werden aus dem Leben Jesu herausgenommen und an Hand von Legenden, die in der Volksliteratur begegnen, weitergesponnen.
    Diese Schriften zählen zur erbaulichen Literatur. Aber sie drücken nicht nur die Volksfrömmigkeit ihrer Entstehungszeit aus, sondern sie haben auch die Volksfrömmigkeit der Nachwelt weitgehend ge prägt. Zu dieser Gruppe zählen vor allem die Kindheitsevangelien, das Nikodemusevangelium und die Pilatusliteratur.

    Das Petrusevangelium
    Petrus wird als Verfasser dieses Evangeliums bezeichnet. Es ist aber offensichtlich, daß hier eine Weiterentwicklung der vier kanonischen Evangelien vorliegt. Die Ungenauigkeit der Zitate läßt darauf schließen, daß dieser Text aus dem Gedächtnis verfaßt wurde. Der Autor stützt sich hauptsächlich auf Sondergut von Matthäus, z. B. Hände waschung; Bewachung des Grabes; Versuch, die Auferstehung zu vertuschen.
    Von Johannes ist die Datierung des Todestages, da s Zerbrechen der Schenkel, die Erscheinung des Auferstandenen am See. Aus Lk ist die Beteiligung des Herodes an der Verurteilung Jesu und die Episode mit dem Schächer entnommen. Man sagt, daß diese Vorlagen vor allem in gnostischer Richtung weiterentwik kelt wurden.
    Es wird darauf verwiesen, daß Jesus am Kreuz sagt: »Meine Kraft, o Kraft, du hast mich verlassen.« Warum hat der Autor hier Gott mit Kraft ausgetauscht? Es ist wohl anzunehmen, daß er geglaubt hat, Jesus als Gottessohn könne sich kaum von Gott verlassen fühlen.
    Sicherlich wollte er diese Stelle nur entschärfen. Es ist also nicht nötig, etwas Gnostisches in diese Stelle hineinzudeuten. Aber eindeutig verweist das wandelnde und redende Kreuz bei der Auferstehung auf Kreuzesspekulationen, wie sie in der Gnosis üblich waren.
    Es gibt weiterhin auch andere wesentliche Unterschiede, die weniger in Irrlehren bestehen als in einer

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