Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
zog den zweiten Stuhl an das Fenster zur Rechten der Tür, stieg hinauf und hielt die Pfeife an die Lippen. Er deckte das erste Loch ab und blies in das Mundstück. Kein Laut war zu hören, aber das war belanglos. Die Dobermanns stürzten sich in selbstmörderischer Wut gegen die Tür. Er legte den Finger auf das zweite Loch und blies.
    Das verwirrte die Hunde; sie umkreisten einander, schnappten, kläfften, knurrten, ließen aber nicht von der Tür ab. Er legte den Finger auf das dritte Loch und blies mit aller Kraft.
    Plötzlich erstarrten die Hunde in ihrer Bewegung. Ihre Ohren richteten sich auf, zuckten leicht– sie warteten auf ein zweites Signal. Wieder blies er, wieder mit ganzer Kraft. Das war der Laut, auf den sie gewartet hatten. Das ganze Rudel setzte sich gleichzeitig in Bewegung, stürzte rechts unter dem Fenster vorbei und hetzte zu einem anderen Ort, wohin der letzte Pfiff sie befohlen hatte.
    Converse sprang vom Stuhl und kniete neben dem bewusstlosen Deutschen nieder. Schnell durchsuchte er die Taschen des Fahrers, nahm ihm die Brieftasche und alles Geld ab, dann die Armbanduhr und die Waffe. Einen Augenblick lang sah Joel die Pistole an, er verabscheute die Erinnerung, die sie in ihm wachrief. Dann schob er sie sich in den Gürtel und ging zur Tür.
    Draußen zog er die schwere Tür hinter sich zu. Er hörte, wie das Schloss einschnappte, und schob den Riegel vor. Joel lief den alten Weg hinunter und versuchte zu schätzen, wie weit es bis zu der Stelle war, wo der Weg sich gabelte und es den Hügel hinaufging, von dem aus er den Rhein sehen würde. Es waren eigentlich nur zweihundert Meter, aber die vielen Biegungen und das dichte Grün ließen den Weg länger erscheinen. Wenn er sich richtig erinnerte– und er kam sich wie ein Pilot ohne Instrumente vor, der auf Sicht flog–, war der Weg nach der Gabelung vielleicht zwanzig Meter flach verlaufen.
    Jetzt erreichte er die Stelle und beschleunigte seinen Lauf.
    Stimmen! Zornig, fragend? Nicht weit entfernt, näher kommend! Er warf sich in die Büsche zu seiner Rechten, wälzte sich über das spitze Geäst, bis er kaum noch durch das Blattwerk sehen konnte. Zwei Männer tauchten auf, sie redeten laut miteinander.
    Â» Was die Hunde nur haben!«
    Â» Die sollten doch bei Heinrich sein!«
    Joel verstand nicht, was sie sagten; er wusste nur, während sie an ihm vorübergingen, dass sie zur Hütte gingen. Und ebenso wusste er, dass sie dort keine Zeit vergeuden, sondern sofort handeln würden. Das bedeutete, dass sämtliche Alarmanlagen in Leifhelms Festung ausgelöst werden würden. Die Zeit, die ihm noch zur Verfügung stand, war jetzt in Minuten zu messen, und er hatte noch eine beträchtliche Wegstrecke vor sich. Vorsichtig kroch er auf Händen und Füßen aus dem Buschwerk heraus. Die Deutschen waren jetzt hinter einer Biegung verschwunden. Er richtete sich auf und lief auf die Weggabelung zu.
    Die drei Wachen an dem riesigen Eisentor, das Leifhelms Villa von der Außenwelt abschirmte, waren verunsichert. Das Dobermannrudel rannte ungeduldig auf der Rasenfläche herum, sichtlich verwirrt.
    Â» Was haben die denn?«, fragte einer.
    Â» Ich versteh das nicht«, erwiderte der Zweite.
    Â» Heinrich muss sie losgelassen haben, aber warum?«, sagte der Dritte.
    Â» Das werden wir schon erfahren«, murmelte der erste Posten und zuckte die Schultern. » Sonst rufen wir in ein paar Minuten an.«
    Â» Mir gefällt das nicht!« rief der Zweite. » Ich rufe sofort an!«
    Der erste Posten ging in das Wachhäuschen und hob den Telefonhörer ab.
    Converse jagte den Hügel hinauf, sein Atem ging keuchend, seine Lippen waren trocken, sein Puls hämmerte in den Ohren. Da! Jetzt hatte er klare Sicht, seine Vermutung bestätigte sich! Er wurde noch schneller, spürte den Wind, der ihm ins Gesicht peitschte. Er rannte durch die offenen Lichtungen eines anderen Dschungels, und es gab keine Mitgefangenen, um die er sich sorgen musste. Es gab nur noch die Empörung in ihm, die ihn antrieb, alle Hindernisse zu durchbrechen und irgendwie, irgendwo zurückzuschlagen gegen diejenigen, die ihn nackt ausgezogen, ihm die Unschuld geraubt und , verdammt , ihn zu einem Tier gemacht hatten! Ein freundliches, menschliches Geschöpf, ohne Hass, war in ein hasserfülltes Wesen verwandelt worden. Und jetzt würde er zurückschlagen, gegen

Weitere Kostenlose Bücher