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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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Ferne sehen. Irgendwo dort oben, über den Wolken, war Joel. Ihr Joel. Sie begann zu laufen, schneller, schneller! Sei dort oben, darling, sei am Leben, my darling, my only darling!
    Es war zehn Minuten vor fünf, als Converse buchstäblich mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz schoss, dann auf die Bremsen trat und fast gleichzeitig aus dem Wagen sprang. Der Verkehr auf der Montblanc-Straße war dicht gewesen, und an einer Baustelle war es sogar zu einem Stau gekommen. Jeder Muskel in seinem rechten Bein hatte sich verkrampft, er hatte keine Gelegenheit ausgelassen, langsamere Fahrzeuge zu überholen. Und jetzt war er hier! Er war in Chamonix, vor sich die majestätische Pracht der Alpen, unter sich das Dorf. Er fing an zu laufen, sog die klare Bergluft in tiefen Zügen ein und vergaß den Schmerz– sie musste da sein. Bitte, Val, du musst es schaffen! Ich liebe dich so … verdammt, ich brauche dich so! Sei da!
    Sie stand vor der Liftkabine. Die Wolken unter ihr bildeten eine Barriere, eine Nebelwand, die alle Sorgen der Erde von ihr abschloss. Sie schauderte in der kalten Bergluft, konnte aber nicht weggehen. Sie stand an dem Steingeländer neben einem dicken Bergteleskop, durch das die Touristen für ein paar Francs die Wunder der Alpenwelt betrachten konnten. Sie empfand Todesangst, dass er nicht kommen würde– nicht kommen konnte. Weil er vielleicht tot war.
    Es war die letzte Kabine; sobald die Sonne hinter dem westlichen Gipfel versank, fuhr keine mehr. Mit Ausnahme des Barkeepers und ein paar Gästen hinter den Glastüren der Bar war sie der einzige Mensch hier. Joel! Ich habe gesagt, du sollst am Leben bleiben! Bitte, tu was ich gesagt habe, my darling, my only darling! Meine einzige Liebe!
    Die Liftkabine kam ächzend zum Stillstand. Niemand! Sie war leer! Er war tot.
    Und dann sah sie ihn, ein hochgewachsener Mann in einem Priesterkragen, und die Welt hatte plötzlich wieder einen Sinn. Er stieg aus der Kabine, und sie lief auf ihn zu, während er auf sie zulief. Sie umarmten sich, hielten einander fest, wie sie sich als Mann und Frau nie gehalten hatten.
    Â» Ich liebe dich!«, flüsterte er. » O Gott, ich liebe dich!«
    Sie beugte sich zurück, hielt seine Schultern fest, und Tränen füllten ihre Augen. » Du lebst, du bist hier! Du hast getan, worum ich dich gebeten hatte.«
    Â» Was ich tun musste«, sagte er. » Weil du es warst.«

35
    Sie schliefen nackt, die Arme umeinander gelegt, und verdrängten eine Weile die Welt, der sie sich am Morgen wieder stellen würden. Aber eine Zeit lang musste es etwas für sie geben, nur für sie, wertvolle Stunden des Alleinseins, in denen sie im Flüsterton miteinander sprachen und das zu verstehen suchten, was sie verloren hatten und warum, Stunden, in denen sie einander sagten, dass es nie wieder verlorengehen würde.
    Als der Morgen kam, wollten sie beide seine Ankunft leugnen– was sie nicht konnten. Da war die Welt, wie sie sie liebten, und da war noch eine andere Welt, eine Welt, wie die Generäle von Aquitania sie haben wollten.
    Während Val sich das Haar kämmte, ging Joel ans Fenster und blickte auf Chamonix hinunter. Überall schienen Wasserschläuche zu sein, mit denen die Straßen gesäubert wurden. Die Ladenfassaden wurden abgespritzt, bis sie glänzten. Chamonix bereitete sich auf den Ansturm der Sommertouristen vor– und wenn man das bedachte, hatten sie Glück gehabt, Zimmer zu finden, überlegte Joel.
    Â» Ich werde dir später Kleidung besorgen«, sagte Val, die hinter ihn getreten war und jetzt den Kopf auf seine Schulter legte.
    Â» Das hat mir gefehlt«, sagte er und drehte sich um und legte die Arme um sie. » Du hast mir gefehlt. So sehr.«
    Â» Wir haben einander gefunden, Darling. Das ist alles, worauf es jetzt ankommt.« Es klopfte an der Tür, das höfliche Klopfen eines Kellners. » Das wird der Kaffee sein. Du kannst meine Zahnbürste benutzen.«
    Sie saßen sich an dem kleinen Marmortisch vor dem Fenster gegenüber. Die Zeit war da, sie wussten es beide. Joel legte ein Blatt vom Briefpapier des Hotels neben seinen Kaffee und einen Stift darauf.
    Â» Ich komme immer noch nicht über die Geschichte mit meiner Tante weg!«, sagte Val plötzlich. » Wie konnte ich das nur tun? Wie konnte ich das nicht wissen?«
    Â» Die Frage habe ich mir selbst auch ein paarmal gestellt.« Joel

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