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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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orangefarbenem Licht überzog. Sie hatte nicht geschlafen, hatte es auch gar nicht vorgehabt. Sie hatte wach gelegen und über die Worte des eigenartigen Franzosen von der Sûreté nachgedacht, der nicht offiziell sprechen konnte. Sie war versucht gewesen, die Wahrheit zu sagen, wusste aber, dass sie das nicht tun würde. Noch nicht, vielleicht überhaupt nicht, da die Wahrscheinlichkeit groß war, dass es sich doch um eine Falle handelte. Trotzdem hatten seine eindringlichen Worte ehrlich geklungen . Rufen Sie an und sagen Sie, Sie kämen von der Tatiana-Familie. Das ist mein Wunsch und mein Lohn.
    Joel würde eine Entscheidung treffen. Wenn der Mann nicht einfach nur ein Köder war, den Aquitania ausgelegt hatte, dann war das ein Riss in ihrer Strategie, eine Lücke, von der die Generäle nichts wussten. Mit ganzem Herzen hoffte sie, dass es so war, aber dem Mann schon an diesem Punkt zu vertrauen, war unmöglich.
    Das Taxi traf ein, und Val ging hinaus, durch das Seitenfenster von einem mürrisch blickenden, schläfrigen Fahrer begrüßt, der keine Anstalten machte, seinen Wagen zu verlassen und nur wenig Interesse an seiner Kundschaft zeigte.
    Â» Orly, s’il vous plaît.«
    Der Fahrer fuhr an, erreichte die Straßenecke und riss das Steuer nach links. Er schlug einen halsbrecherischen Bogen, um wieder in den Boulevard Raspail einzubiegen, der zur Schnellstraße zum Flughafen führte. Die Kreuzung wirkte verlassen. Doch das war sie nicht.
    Das Krachen hinter ihnen klang ganz nahe– Metall, das gegen Metall schlug, zersplitterndes Glas, quietschende Reifen. Der Fahrer trat auf die Bremse, schrie erschreckt und verängstigt auf, während sein Wagen gegen den Randstein schoss. Val wurde gegen den Vordersitz geschleudert und schürfte sich die Knie auf. Schwerfällig zog sie sich wieder auf den Sitz zurück, während der Fahrer aus dem Wagen sprang und den Fahrer dahinter beschimpfte.
    Plötzlich öffnete sich die rechte Tür, und sie erkannte das faltige, müde Gesicht Prudhommes. Ein dünner Blutfaden rann ihm aus einer Platzwunde an der Stirn. Er redete schnell und leise auf sie ein.
    Â» Gehen Sie, Madame– wohin auch immer Sie wollen. Niemand wird Ihnen jetzt folgen.«
    Â» Sie?Sie sind die ganze Nacht hier gewesen! Sie haben auf mich gewartet. Sie haben den Unfall verursacht!«
    Â» Dafür ist jetzt keine Zeit! Ich werde Ihren Fahrer zurückschicken. Ich muss einen umfangreichen Bericht machen und unterdessen ein paar Dinge im Wagen des Mannes verteilen. Und Sie müssen jetzt weg. Jetzt– ehe andere etwas bemerken.«
    Â» Dieser Name!«, schrie Val. » Er hieß doch Tatiana?«
    Â» Ja.«
    Â» Danke!«
    Â» Bonjour. Bonne chance.« Der Mann von der Sûreté duckte sich, schloss die Tür und rannte zu den beiden Franzosen, die einander hinter dem Taxi beschimpften.
    Es war zwanzig Minuten nach drei Uhr nachmittags, als Converse die Tafel sah: St. Julien en Genevois– 15 km. Er hatte die Schweizer Grenze umrundet, und die Autostraße nach Chamonix lag direkt vor ihm. In etwas mehr als einer Stunde würde er den Mont Blanc erreicht haben; er hatte es geschafft! Einmal hatte er in Pontarlier gehalten, um zu tanken und sich einen heißen Tee aus einem Automaten zu kaufen. Eine Stunde noch. Sei dort, Val. Sei dort, meine Geliebte!
    Valerie sah auf die Uhr und hätte am liebsten geschrien– so wie sie um sechs Uhr dreißig morgens in Orly hätte schreien wollen. Es war jetzt zehn nach vier am Nachmittag, und der ganze Tag war von Problemen erfüllt gewesen, von dem Zusammenstoß auf dem Boulevard Raspail und Prudhommes Erklärung, dass jemand sie verfolge, bis zu ihrer Ankunft in Annecy mit der Ein-Uhr-Maschine aus Paris– die sich wegen eines Defekts an der Tür des Frachtraums verzögert hatte. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und doch wusste sie, dass sie unter keinen Umständen die Beherrschung verlieren durfte.
    Die Verstimmung jetzt hatte ihren Grund in etwas, an das sie sich aber hätte erinnern sollen. Es gab einen Punkt in der Theaterkulisse des pittoresken » Dorfes« Chamonix, den Privatfahrzeuge nicht passieren durften, nur kleine, der Stadt gehörende Wagen und Touristenbusse. Sie stieg aus der Limousine und ging eilig den breiten, überfüllten Boulevard hinunter. Sie konnte die große rote Talstation der Seilbahn in der

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