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Die Aquitaine-Verschwoerung

Die Aquitaine-Verschwoerung

Titel: Die Aquitaine-Verschwoerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
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dunklen Himmel. Nathan Simon saß in seinem Arbeitszimmer und beobachtete die Ankunft des neuen Tages von dem weichen Ledersessel an dem großen Fenster aus. Es war sein Denkplatz, wie er ihn nannte.
    Trotz der Behauptungen, die Joel gegenüber Peter Stone aufgestellt hatte, war es nicht einfach, an einflussreiche Personen in der Regierung heranzukommen. Ebenso wenig war es logisch zu glauben, einen Richter dazu veranlassen zu können, eine gerichtliche Anordnung zu erlassen, die auf wunderbare Weise für eben diese Leute außergewöhnlichen Schutz garantierte, ohne zugleich den ganzen Sicherheitsapparat zu informieren, weshalb dieser Schutz für notwendig gehalten wurde. Lächerlich! Solche gerichtlichen Anordnungen gaben einen Sinn, wo es um eingeschüchterte Zeugen vor einem Strafprozess ging. Aber für das Weiße Haus, den Kongress oder das Justizministerium galt das natürlich nie. Joel hatte ein juristisches Manöver aufgegriffen, es in unwahrscheinlichem Maße aufgebläht– und dafür natürlich Gründe gehabt. Stone und seine Kollegen hatten ihre Aussagen gemacht.
    Und doch lag in Joels Übertreibung eine seltsame Logik, dachte Simon. Nicht in dem Sinne, wie Joel das überlegt hatte, aber als Mittel, um an diese Männer heranzukommen. » Ein Gericht, ein einziger Richter…«, hatte Converse zu Stone gesagt. Das war die Logik, der Rest war Unsinn. Der Oberste Gerichtshof, ein Richter jenes Gerichts, nicht die Bitte eines gewissen Nathan Simon, den man würde überprüfen müssen, wenn auch nur in Bezug auf seine Absichten, nicht in Bezug auf seinen Leumund, sondern eine dringende Botschaft an den Präsidenten, die von einem ehrwürdigen Richter des Obersten Gerichts ausging. Niemand würde es wagen, sich einem solchen Mann in den Weg zu stellen, wenn er erklärte, seine Angelegenheit beträfe nur den Präsidenten und ihn selbst. Präsidenten waren viel besorgter um den Obersten Gerichtshof als um den Kongress, und das aus gutem Grund. Letzterer war ein politisches Schlachtfeld, Ersterer eine Arena des moralischen Urteils, und niemand lebte sein Leben in tiefgekühltem Zustand, nicht einmal– vielleicht sogar ganz besonders nicht– Präsidenten. Und Nathan Simon kannte den Mann, den er anrufen und aufsuchen würde, einen Richter Ende der Siebzig. Das Gericht tagte zurzeit nicht, bis zum Oktober war noch ein Monat. Er war irgendwo in New England, und seine Privatnummer befand sich in Simons Büro.
    Nathan blinzelte und hob dann die Hand, um die Augen abzuschirmen. Einen kurzen Augenblick lang hatte der Feuerball der frühen Morgensonne einen blendenden Strahl durch ein geometrisches Labyrinth aus Glas und Stahl auf der anderen Seite des Parkes geschickt, der sein Fenster erreichte. Und plötzlich, in diesem Augenblick der Blendung, hatte er die Antwort auf die erschreckende Frage des Wo und Wann für die Unruhe, für das Vorspiel des großen Gewaltausbruchs. Im freien Teil Europas, in Kanada und in den Vereinigten Staaten war eine international abgestimmte Protestaktion gegen Atomwaffen geplant, die eine Woche lang dauern sollte. Millionen besorgter, verängstigter Leute, die sich an den Händen hielten und den Verkehr auf den Straßen der wichtigen Städte und Hauptstädte zum Erliegen bringen würden, und ihren Stimmen zulasten der Öffentlichkeit Gehör verschaffen wollten. In Parks, auf Plätzen und vor den Regierungsgebäuden sollten Kundgebungen stattfinden. Politiker und Staatsmänner, die wie stets die Macht von Basisbewegungen erkannt hatten, hatten sich überall bereit erklärt, zu den Massen zu sprechen– in Paris und Bonn, Rom und Madrid, in Brüssel und London– in Toronto, Ottawa, New York und in Washington. Und wiederum, wie stets, würden diese Macher und Wohltäter, diese ehrlichen Advokaten und diese Heuchler der Politik das Fehlen vernünftiger Abrüstungsmaßnahmen auf die Hartnäckigkeit ihrer bösen Widersacher schieben, niemals auf die eigenen Fehler. Die Ehrlichen und die Falschen gingen Hand in Hand über die Podien, und keiner konnte den anderen richtig erkennen.
    Niemand rechnete damit, dass diese Demonstrationen ohne Zwischenfälle ablaufen würden . A ber wie weit konnten diese kleinen Konfrontationen eskalieren? Anonym finanzierte Einheiten fanatischer Terroristen, die man davon überzeugt hatte, dass sie die

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