Die Aquitaine-Verschwoerung
Demonstrationen infiltrieren und sie stören mussten, um ihrer eigenen Botschaft Gehör zu verschaffen, einer Botschaft, die überhaupt nichts mit den ehrlichen Protesten zu tun hatte, Radikale, die nur deshalb Chaos erzeugten, weil die Menschenmassen nicht ihrer Ãberzeugung angehörten. Menschenâ überall. Das waren die Massen, die man mit plötzlicher Gewalttätigkeit elektrisierte und zum politischen Wahnsinn treiben konnte! Das war das Vorspiel. Ãberall.
Die Demonstrationen sollten in drei Tagen beginnen.
Peter Stone ging den breiten Weg hinter dem Haus zum See hinunter. Irgendwo in New Hampshireâ er wusste nicht genau wo, nur dass das Haus zwanzig Minuten vom Flughafen entfernt war. Es begann bereits zu dämmern, das Ende eines Tages voller Ãberraschungen, und offenbar waren die Ãberraschungen noch nicht vorbei. Vor zehn Stunden hatte er von seinem Zimmer im Algonquin aus die Swissair angerufen, um sich zu erkundigen, ob die Maschine aus Genf pünktlich eintreffen würde, nur um zu hören, dass sie bereits vierunddreiÃig Minuten früher landen sollte. Das war die erste Ãberraschungâ und ohne Belang. Die zweite war das nicht. Er war kurz vor 14 Uhr am Kennedy-Flughafen eingetroffen und hatte nach wenigen Augenblicken gehört, wie ein Mr. Lackland über die Lautsprecher ausgerufen wurde. Das war der Name, den er Nathan Simon genannt hatte.
» Nehmen Sie die Pilgrim Airlines nach Manchester, New Hampshire«, hatte der Anwalt gesagt. » Auf der Maschine um 15.15 Uhr ist ein Platz für Mr. Lackland reserviert. Schaffen Sie das?«
» Leicht. Der Flug aus Genf kommt früher.«
» In Manchester wird ein rothaariger Mann auf Sie warten. Ich habe Sie ihm beschrieben. Wir sehen uns dann gegen halb sechs.«
Manchester, New Hampshire? Stone war so überzeugt davon gewesen, dass Simon ihn bitten würde, nach Washington zu fliegen, dass er sich nicht einmal eine Zahnbürste mitgenommen hatte. Ãberraschung Nummer zwei.
Ãberraschung Nummer drei war der Kurier aus Genf. Eine hagere, adrette Engländerin mit einem Gesicht wie blasser Granit und den verschlossensten Augen, die er je auÃerhalb des Dscherschinskii-Platzes gesehen hatte. Wie verabredet, hatte sie sich mit ihm vor der Swissair- VIP -Lounge getroffen, eine Ausgabe von The Economist in der linken Hand. Nachdem sie die falsche Seite seines schon lange abgelaufenen Regierungsausweises studiert hatte, hatte sie ihm den Aktenkoffer gegeben und Folgendes mit ausgeprägtem britischem Akzent erklärt: » Ich mag New York nicht, habe es noch nie gemocht. Ich fliege auch nicht gern, aber alle waren so nett, und es ist ja schlieÃlich besser, das Ganze hinter sich zu bringen, oder? Man hat arrangiert, dass ich mit der nächsten Maschine nach Genf zurückfliegen kann. Meine Berge fehlen mir. Die brauchen mich, und ich gebe mir die gröÃte Mühe, ihnen alles zu geben.«
Nach dieser etwas verworrenen Information hatte sie ein schwaches Lächeln aufgesetzt, sich ein wenig seltsam umgedreht und war wieder zur Rolltreppe zurückgegangen. Und erst jetzt begann Stone zu begreifen. Nicht die Augen der Frau waren verschlossen gewesen, nein, die ganze Person. Sie war betrunkenâ oder vielleicht auch nur angeheitertâ, sie hatte ihre Angst vor dem Fliegen mit einem flüssigen Mutmacher überwunden. Converse hat eine seltsame Vorstellung von Kurieren, hatte Stone gedacht und es sich dann gleich wieder anders überlegt. Wer würde schon weniger verdächtig sein?
Die vierte Ãberraschung erwartete ihn am Flughafen von Manchester. Ein überschwänglicher rothaariger Mann in mittleren Jahren hatte ihn begrüÃt, als wären sie uralte Studienfreunde. Er war wirklich überschäumend, sodass es Stone nicht nur peinlich war, sondern er sich wirklich ernsthaft Sorgen machte, man könnte auf sie aufmerksam werden. Aber als sie den Parkplatz erreicht hatten, hatte ihn der Rotschopf plötzlich gegen die Tür seines Wagens gedrückt und ihm den Lauf seiner Pistole gegen den Hals gepresst, während die andere Hand des Mannes seine Kleidung nach einer Waffe abtastete.
» Ich würde es doch nicht riskieren, mit einer Pistole durch die Metalldetektoren zu gehen, verdammt!«, protestierte der ehemalige CIA -Agent.
» Ich vergewissere mich ja auch nur. Ich hab genug mit euch Arschlöchern zu tun gehabt, ihr bildet euch ein, ihr
Weitere Kostenlose Bücher