Die Aquitaine-Verschwoerung
seine Arme schwer, sein Atem kurz, und die Venen traten blau an seinem Hals hervor. Er verkrampfte die Hände ineinander, bis die Fingerknöchel weià hervortraten. Seine kalten, zornigen Augen verengten sich, als er den uniformierten Adjutanten ansah, der vor seinem Schreibtisch stand. » Sie sind verschwunden«, sagte er, und seine hohe Stimme klang eisig. » Leifhelm hat man aus einem Restaurant in Bonn herausgeholt. Es heiÃt, dort hätte ein Krankenwagen vor dem Eingang gewartet, der sofort weggerast sei, und niemand weiÃ, wohin. Abrahms Wachen sind betäubt worden. Andere haben ihre Plätze eingenommen. Man hat ihn mit seinem eigenen Dienstwagen weggefahren, ihn vor einer Synagoge abgeholt. Bertholdier ist nicht mehr aus seinem Apartment am Boulevard Montaigne heruntergekommen, also ging der Fahrer hinauf, um ihn diskret an die Zeit zu erinnern. Seine Hure war nackt auf das Bett gefesselt. Sie sagte, zwei Männer hätten ihn mit gezogenen Pistolen weggeholt und es sei die Rede von einem Flugzeug gewesen.«
» Was ist mit Van Headmer?«, fragte der Adjutant,
» Nichts. Unser charmanter Südafrikaner diniert im Johannesburg-Military-Club und sagt, er will sich zusätzliche Wachen beschaffen. Er ist da nicht involviert, er ist zu weit weg, um Bedeutung zu haben.«
» Was meinen Sie, General? Was ist denn plötzlich los?«
» Was los ist? Dieser Converse ist los! Wir haben uns unseren eigenen Feind geschaffen, Colonelâ einen Feind, den man ernst nehmen muss. Und ich kann nicht behaupten, dass man uns nicht gewarnt hätte. Chaim hat es vorausgesagt. Unser Mann beim Mossad hat keine Zweifel daran gelassen. Die Nordvietnamesen haben da einen Höllenhund geschaffenâ das sind die Worte des Mossadâ und wir ein Monstrum. Man hätte ihn schon in Paris töten sollen, spätestens aber in Bonn. Die Männer, die er in seine Gewalt gebracht hat, sind nur Symbole, Magneten, die andere anziehen sollten. Das ist das Schöne an einer sauberen Strategie, Colonel. Sobald sie einmal in Bewegung gesetzt ist, läuft sie wie von selbst ab, wie eine Welle im Meer. Die Kraft, die sie antreibt, ist unsichtbar, aber sie treibt sie immer weiter. Die Ereignisse werden die einzig mögliche Lösung diktieren. Das ist mein Vermächtnis, Colonel.«
Nathan Simon war fast am Ende seiner Erklärung angelangt. Er hatte dazu weniger als drei Minuten gebraucht, und Peter Stone war während der ganzen Zeit völlig unbewegt geblieben, die Augen auf den älteren Mann geheftet, das Gesicht aschfahl.
» Sie sehen doch jetzt das Schema, oder?«, schloss der Anwalt. » Die Proteste beginnen im Nahen Osten und folgen der Sonne und den Zeitzonen über das Mittelmeer und durch Europa, über den Atlantik, und sie erreichen ihren Höhepunkt in Kanada und den Vereinigten Staaten. Sie beginnen mit der Peace-Now-Bewegung in Jerusalem, und dann folgt Beirut, Rom, Paris, Bonn, London, Toronto, Washington, New York, Chicago und, und, und. Gigantische Kundgebungen in den gröÃten Städten der westlichen Welt, in jeder Nation, die Delavane und seine Leute infiltriert haben. Dann entstehen Konfrontationenâ die ersten Unruhenâ und wachsen sich zu gröÃeren Störungen aus, wenn Terroristeneinheiten eingeschleust werden. Bomben, die in Wagen versteckt sind oder unter den StraÃen in den Abflusskanälen oder die man einfach in die Menge hineinrollt. All das führt zu der Verwirrung und Unruhe in den Massen, die sie brauchen, um ihre führenden Figuren an Ort und Stelle zu bringen, oder präziser, sobald sie an Ort und Stelle sind, um ihre Aufträge durchzuführen.«
» Die abschlieÃenden Attentate«, unterbrach ihn Stone leise. » Ausgewählte Morde.«
» Chaos«, nickte Simon. » Männer mit ungeheurer Verantwortung werden getötet, es ist unklar, wo dann die Autorität liegt, zu viele Männer, die protestieren und gegeneinander kämpfen, als dass sie Entscheidungen treffen könnten. Das totale Chaos.«
» Scharhörn!«, sagte der ehemalige Abwehroffizier. » Jetzt haben wir keine andere Wahl mehr. Wir müssen zuschlagen! Darf ich Ihr Telefon benutzen, Mr. Justice?« Ohne auf Antwort zu warten, ging Stone zu Wellfleets Schreibtisch, zog dabei seine Brieftasche heraus und entnahm ihr das kleine Stück Papier mit einer Nummer in Cuxhaven. Er drehte das Telefon unter dem
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