Die Aquitaine-Verschwoerung
war sehr kooperativ. Der Nachtportier ist erst seit kurzer Zeit dort tätig, er hat früher im Hotel Meurice gearbeitet und wollte die Sache herunterspielen. Aber er hat mir die Meldekarte selbst gezeigt.«
» Ich verstehe.« Und das tat Mattilon, zumindest so weit es Joels Identität betraf. Hunderte von Gästen in einem groÃen Hotel, und ein nervöser Portier, der das Image seiner neuen Direktion schützte. Die offensichtliche Quelle wurde als wahr akzeptiert, wobei ohne Zweifel Leute, die es besser wussten, das am Morgen korrigieren würden. Aber das war alles, was René begriffâ sonst nichts. Er brauchte ein paar Augenblicke, um nachzudenken, um den Versuch zu machen, das Gehörte zu begreifen. » Was mich neugierig macht«, sagte er und suchte nach Worten. » Im schlimmsten Fall ist dies eine Körperverletzung mit schweren Folgen, aber nichtsdestoweniger Körperverletzung. Warum kümmert sich nicht die Polizei darum? Warum die Sûreté?«
» Das war auch meine erste Frage, Monsieur«, meinte Prudhomme. » Der Grund, den man uns nannte, war, dass ein Ausländer in die Sache verwickelt ist, offenbar ein wohlhabender Ausländer. Heutzutage weià man nicht, wozu solche Dinge führen. Wir verfügen über gewisse Mittel, die einem gewöhnlichen Polizisten nicht zugänglich sind.«
» Ich verstehe.«
» Wirklich?«, fragte der Mann von der Sûreté. » Darf ich Sie daran erinnern, dass Sie als Anwalt verpflichtet sind, die Gerichte und das Gesetz zu unterstützen? Wir haben Ihnen unsere Papiere gezeigt, und ich habe Ihnen empfohlen, unsere Dienststelle anzurufen, falls Sie eine Bestätigung brauchen. Bitte, Monsieur, wer ist Henry Simon?«
» Ich habe auch andere Verpflichtungen, Inspektor. Meine Berufsehre, meine Klienten, eine alte Freundschaft . «
» Und die stellen Sie über das Gesetz?«
» Nur weil ich weiÃ, dass Sie unrecht haben.«
» Aber was kann dann schon passieren? Wenn wir unrecht haben, werden wir diesen Simon zweifellos auf einem Flughafen finden, und er wird es uns selbst sagen. Aber wenn wir nicht unrecht haben, dann finden wir vielleicht einen sehr kranken Mann, der Hilfe braucht. Ehe er weitere Personen verletzt. Ich bin kein Psychiater, Monsieur, aber Sie haben da einen Mann geschildert, der Schwierigkeiten hatâ der jedenfalls früher einmal Schwierigkeiten hatte.«
Die Logik des Beamten beunruhigte Mattilonâ und noch etwas anderes, das er nicht in Worte fassen konnte. War es Joel? Waren es die Wolken in den Augen seines alten Freundes, der ungewollte Versprecher in Bezug auf seine Vergangenheit in Vietnam. René sah wieder auf die Uhr am Kaminsims. Ihm war ein Gedanke gekommen. In New York war es jetzt erst knapp neun Uhr abends.
» Inspektor, ich werde Sie jetzt bitten, hier zu warten, während ich in meinem Arbeitszimmer ein Telefonat führe. Das ist übrigens nicht dieselbe Leitung wie die des Apparats hier auf dem Tisch.«
» Der Hinweis war überflüssig, Monsieur.«
» Dann bitte ich um Entschuldigung.«
Mattilon ging schnell zu einer Tür auf der anderen Seite des Zimmers, öffnete sie und verschwand. Er trat an seinen Schreibtisch, setzte sich und schlug ein in rotes Leder gebundenes Telefonverzeichnis auf. Er schlug den Buchstaben T auf und überflog dann die Namen, bis er zu Talbot, Lawrence kam. Er hatte sowohl die Büronummer als auch die private; das war manchmal wichtig, weil die Gerichte in Paris bereits arbeiteten, noch bevor man an der Ostküste Amerikas aufzustehen pflegte. Wenn Talbot nicht zu erreichen war, würde er es erst bei Nathan Simon versuchen und dann bei Brooks, falls er das musste. Doch beides war unnötig, Lawrence Talbot meldete sich sofort.
» Wie geht es Ihnen, René? Sind Sie in New York?«
» Nein, Paris.«
» Es ist doch schon ziemlich spät dort, wo Sie sind, wenn ich mich nicht täusche.«
» Sehr spät, Larry. Wir haben hier aber ein Problem, und deshalb rufe ich an.«
» Ein Problem? Ich wusste gar nicht, dass wir zurzeit geschäftlich miteinander zu tun haben. Um was geht es denn?«
» Ihre Missionsarbeit.«
» Unsere was?«
» Bertholdier. Seine Freunde.«
» Wer?«
» Jacques Louis Bertholdier.«
» Wer ist das? Ich habe den Namen schon gehört, aber ich weià nicht, wo ich ihn hintun soll.«
» Sie wissen
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