Die Arche
begreifen,
dass wir Sie nicht belügen? Je früher wir Sie nach Resurgam
zurückbringen, desto früher kann der Exodus beginnen. Denn
wie gesagt, Zeit ist kostbar.«
Er nickte der kleinen, gefährlich aussehenden Frau mit den
rauchgrauen Augen zu. »Sie haben Recht. Sie haben mir vieles
gezeigt, zugegeben. Ich bin jetzt sicher, dass Sie mich nicht in
allem belogen haben.«
»Na also.«
»Aber das genügt mir nicht.«
»Nein?«
»Sie wollen, dass ich in gutem Glauben handle, Inquisitorin,
aber dafür ist mir das Risiko zu groß.«
Ihre Stimme klirrte wie Stahl. »Sie haben Ihr Dossier
gesehen, Thorn. Es enthält genug, um Sie zu den Amarantin zu
schicken.«
»Daran zweifle ich nicht. Wenn Sie wollen, verrate ich Ihnen
sogar noch mehr. Aber das ändert nichts. Ich werde die Menschen
nicht in ein Abenteuer führen, das verdächtig nach einer
Falle der Regierung aussieht.«
»Sie glauben noch immer an eine Verschwörung?«,
fragte Irina und schnalzte mit der Zunge.
»Ich kann das Gegenteil nicht beweisen, und das ist alles,
was für mich zählt.«
»Aber wir haben Ihnen doch gezeigt, was die Unterdrücker
tun.«
»Nein«, sagte er. »Sie haben mir nur Daten in einem
Projektionsgerät gezeigt. Ich habe noch keinen objektiven
Beweis, dass die Maschinen echt sind.«
Vuilleumier sah ihn flehentlich an. »Du meine Güte,
Thorn. Was wollen Sie denn noch?«
»Zeigen Sie mir so viel«, sagte er, »dass ich Ihnen
ohne Einschränkungen glauben kann. Wie Sie das schaffen, ist
ganz allein Ihr Problem.«
»So viel Zeit haben wir nicht, Thorn.«
Er stutzte. Das klang so verzweifelt, dass seine Zweifel fast
verschwanden. Er hörte die Furcht in ihrer Stimme.
Was immer hier vorging, sie hatte aufrichtig Angst davor…
Thorn schaute in den Hangar zurück. »Könnten wir
nicht mit einem von diesen Schiffen näher an den Gasriesen
heranfliegen?«
* * *
Der Morgenkrieg war um Metall geführt worden.
Fast alle Schwerelemente im erforschten Universum waren im
Innern von Sternen zusammengebraut worden. Beim Urknall selbst war
außer Wasserstoff, Helium und Lithium wenig entstanden, doch
jede nachfolgende Sternengeneration hatte die Palette der Elemente im
Kosmos bereichert. Massereiche Sonnen verschmolzen in sorgsam
ausgewogenen Fusionsreaktionen Block für Block Elemente, die
leichter als Eisen waren. Diese leichteren Elemente verbrauchten sich
in einem Wasserfall von zunehmend heftigeren Reaktionen. Doch wenn
ein Stern anfing, Silizium zu verbrennen, war das Ende in Sicht. Die
Endstufe der Siliziumfusion war eine Eisenhülle, die den Kern
des Sterns umschloss, aber Eisen ließ sich nicht mehr weiter
fusionieren. Knapp einen Tag nach dem Einsetzen der Siliziumfusion
wurde der Stern plötzlich instabil und brach unter seiner
eigenen Schwerkraft zusammen. Durch die dabei entstehenden
Schockwellen wurde der Rest der Sonne ins All geschleudert, wo er
alle anderen Sterne in der Galaxis überstrahlte. Die Supernova
selbst schuf neue Elemente und pumpte Kobalt, Nickel, Eisen und eine
Suppe aus radioaktiven Zerfallsprodukten zurück in die
dünnen Gaswolken zwischen den Sternen. Dieses interstellare
Medium lieferte das Rohmaterial für die nächste Sonnen- und
Weltengeneration. Im Umfeld der Katastrophe durchlief die Schockwelle
eine Gaswolke, die bisher stabil gewesen war, und erzeugte dort
Verdichtungen und Wirbel. Die Wolke, die bereits durch frühere
Supernovae mit Metallen angereichert worden war, begann unter ihrer
eigenen Gravitation zusammenzubrechen. Es bildeten sich heiße,
dichte Sternenkindergärten, Geburtsstätten neuer, aktiver
Sterne. Manche waren kühle Zwerge, die ihren Brennstoff so
langsam verbrauchten, dass sie sogar die Galaxis überdauerten.
Andere, Superschwere Sonnen verbrannten ihn so schnell, dass sie
binnen eines galaktischen Lidschlags lebten und starben. Im
Todeskampf streuten sie weitere Metalle in das Vakuum und lösten
neue stellare Geburtszyklen aus.
Der Vorgang setzte sich fort bis zur Entstehung des Lebens. Der
heiße Atem sterbender Sonnen durchzog die Galaxis, und jede
Welle schuf neues Rohmaterial für den Weltenbau – und das
Leben. Aber die Anreicherung mit Metallen erfolgte nicht überall
auf der galaktischen Scheibe gleich stark. In den äußeren
Regionen verliefen die Zyklen von Sternengeburt und Sternentod viel
langsamer als in den stürmischen Kernzonen.
So kam es, dass die ersten Sonnen mit Felsenplaneten dicht am
Kern entstanden, wo die kritische Metallschwelle zuerst
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