Die Arche
wichtigen Elementen
für das Programm zur Trägheitsunterdrückung,
hervorragend bewährt. Außer Skade war niemand lebend
zurückgekommen.
[Das war eine beachtliche Leistung. Unser kollektives Auge
ruht schon seit längerem auf dir, Skade, aber hier hattest du
Gelegenheit zu glänzen. Das ist uns nicht entgangen. Deshalb
treten wir jetzt an dich heran: du bist ein Synthetiker von der
Sorte, die mit den vor uns liegenden Schwierigkeiten zurechtkommen
können. Das ist keine Schmeichelei, Skade, wir stellen nur
Tatsachen fest.]
In der Tat hatte sie als Einzige die Operation Chasm City
überlebt. Die genaueren Umstände waren natürlich aus
ihrer Erinnerung gelöscht worden, aber sie wusste immerhin, dass
es sich um ein außerordentlich gefährliches Unternehmen
gehandelt hatte, bei dem viel auf dem Spiel stand und das nicht so
ausgegangen war, wie es die Pläne des Inneren Konzils vorgesehen
hatten.
Bei allen Operationen der Synthetiker gab es einen paradoxen
Grundsatz. Wer an den Fronten innerhalb der Umstrittenen
Abschnitte eingesetzt wurde, durfte keinerlei geheime
Informationen im Kopf haben. Für Agenten, die bei geheimen
Missionen tief in feindliches Gebiet vorstießen, galten jedoch
andere Regeln. Für derart heikle Unternehmungen brauchte man
nicht nur die fähigsten Synthetiker, sondern auch Personen, die
psychisch so stabil waren, dass sie die Isolation von ihren
Nestgenossen ertragen konnten. Solche Individuen, die allein und weit
hinter den feindlichen Linien arbeiten konnten, waren mehr als rar
und wurden von den anderen mit gemischten Gefühlen betrachtet.
Clavain war einer von ihnen.
Ein anderer war Skade.
Zum ersten Mal hatte sich die Stimme in ihrem Kopf gemeldet,
nachdem sie von Chasm City ins Mutternest zurückgekehrt war, und
sie hatte ihr eingeschärft, mit niemandem darüber zu
sprechen.
[Wir legen großen Wert darauf, geheim zu bleiben, Skade,
und werden uns mit allen Mitteln vor Verrat schützen. Dienst du
uns, dann dienst du dem Wohl des Mutternests. Verrätst du uns
aber, und sei es auch versehentlich, dann werden wir dich zum
Schweigen bringen. Wir werden es nicht gerne tun, aber wir werden es
tun.]
Bin ich die Erste?
[Nein, Skade. Es gibt noch weitere. Aber du wirst nie
erfahren, wer sie sind. So lautet unser Gesetz.]
Was wollt ihr von mir?
[Nichts, Skade. Noch nicht. Erst wenn wir deine Dienste
benötigen, wirst du wieder von uns hören.]
Und so kam es. In den folgenden Monaten und Jahren hatte sie schon
geglaubt, die Stimme, die ihr so real erschienen war, wäre nur
Illusion gewesen. Doch dann hatte sich das Nachtkonzil in einer
stillen Stunde wieder gemeldet und ihr Anweisungen erteilt.
Zunächst verlangte es nicht viel: meist sollte sie nur
stillhalten, anstatt zu handeln. Die Aufnahme ins Innere Konzil
schien weniger auf Betreiben der Stimme als zum Lohn für Skades
Verdienste erfolgt zu sein. Das Gleiche galt später für den
Aufstieg ins Allerheiligste.
Sie überlegte oft, wer noch zum Nachtkonzil gehören
mochte. Einige von den Gesichtern, die sie bei den Sitzungen des
Inneren Konzils und im Mutternest sah, waren sicher auch Teil des
offiziell nicht existenten Gremiums, das die Stimme vertrat. Aber
niemand hatte sich je mit einem Zeichen, einem bedeutungsvollen Blick
verraten. Nie mischte sich ein verdächtiger Misston in den
Gedankenstrom, nie hatte sie das Gefühl, die Stimme spräche
durch andere Kanäle zu ihr. Wenn sie nicht präsent war, gab
Skade sich redlich Mühe, nicht an sie zu denken. Wenn sie einen
Befehl erhielt, gehorchte sie, ohne genauer zu untersuchen, aus
welcher Quelle er kam. Es war ein gutes Gefühl, einer
höheren Sache zu dienen.
Mit der Zeit gewann Skade immer mehr Einfluss. Als sie in die
Synthese integriert wurde, hatte man das Exordium-Programm bereits
wieder aufgenommen, doch sie erhielt Anweisung, sich in eine Position
zu bringen, von der aus sie es dominieren, seine Entdeckungen
möglichst weitgehend ausbeuten und seine künftige Richtung
bestimmen konnte. Je tiefer sie in die Geheimnisse des Programms
eindrang, desto deutlicher erkannte sie, wie wichtig die Objekte
gewesen waren, die sie aus Chasm City geholt hatte. Das
Allerheiligste hatte bereits zaghafte Versuche unternommen, Anlagen
zur Trägheitsunterdrückung zu bauen, doch mit der
Technologie aus Chasm City - Skade konnte sich noch immer nicht genau
erinnern, was im Verlauf dieser Mission geschehen war –
fügte sich alles mit einer Leichtigkeit zusammen, die geradezu
berauschend
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