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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Zeitbegriffen galaktischer Super-Zivilisationen war die Umgebung
in ständiger Veränderung begriffen. Das Rad der
galaktischen Geschichte erzwang immer neue Konflikte mit weiteren
Zivilisationen, neuen wie alten.
    Und so brach schließlich der Krieg aus, der alle Kriege
beenden sollte, der Krieg, der die erste Epoche der galaktischen
Geschichte abschloss, aber später dennoch der Morgenkrieg
genannt werden sollte, weil er so weit in der Vergangenheit
lag.
    Die Unterdrücker hatten von diesem Krieg an sich nicht
viel behalten. Ihre eigene Geschichte war chaotisch und wirr
verlaufen und sehr wahrscheinlich rückwirkend grob
verändert worden. Wie viel davon nachweislich stattgefunden
hatte, und wie viel Fiktion war, produziert von einer früheren
Inkarnation ihrer selbst zum Zweck der artenübergreifenden
Propaganda, ließ sich nicht mit Sicherheit feststellen. Man
konnte davon ausgehen, dass sie einst organische, warmblütige,
landbewohnende Wirbeltiere mit bikameralem Geist gewesen waren. In
ihrer cybernetischen Struktur war dieses frühere Stadium noch
schemenhaft zu erahnen.
    Lange Zeit hatten sie an der organischen Existenzform
festgehalten. Doch irgendwann hatte das Maschinen-Ich die Oberhand
gewonnen und die alte Form abgelegt. Nun streiften sie als
Maschinenintelligenzen durch die Galaxis. Die Erinnerung an das Leben
auf Planeten verblasste und wurde schließlich vollends
gelöscht. Sie war nicht wichtiger als die Erinnerung an das
Leben auf den Bäumen.
    Was zählte, war allein das große Werk.
    * * *
    Nachdem Skade dafür gesorgt hatte, dass Remontoire und Felka
vom erfolgreichen Abschluss der Mission erfuhren, befahl sie der
Servomaten-Rüstung, ihren Kopf wieder auf die Säule zu
setzen. Sie hatte festgestellt, dass sich ihr Denken veränderte,
wenn sie körperlos war. Das hing mit kleinen Unterschieden
zwischen den Kreislaufsystemen und mit subtilen Veränderungen
der Neurochemie zusammen. Auf der Säule spürte sie eine
tiefe Ruhe und innere Konzentration und war offen für die
Präsenz, die sie stets in sich trug.
    [Skade?] Die Stimme des Nachtkonzils war fast kindlich
schwach, aber nicht zu überhören. Sie kannte sie inzwischen
nur zu gut.
    Ja.
    [Du glaubst, du hättest Erfolg gehabt, Skade?]
    Ja.
    [Berichte, Skade.]
    Clavain ist tot. Unsere Raketen haben ihn gefunden. Der
Abschuss wurde noch nicht bestätigt… aber ich bin ganz
sicher.
    [War es ein guter Tod im Sinn der Römer?]
    Er hat nicht kapituliert. Er ist immer weiter geflohen, obwohl
er gewusst haben muss, dass er uns mit seinen schadhaften Triebwerken
nicht entrinnen konnte.
    [Mit einer Kapitulation hatten wir auch nie gerechnet, Skade.
Dennoch ging es für seine Verhältnisse schnell. Das war
gute Arbeit, Skade. Wir sind zufrieden. Sehr zufrieden
sogar.]
    Skade wollte nicken, aber das verhinderte die Säule. Danke.
    Das Nachtkonzil ließ ihr Zeit, sich zu sammeln. Es war immer
rücksichtsvoll und übte sich in Geduld. Die Stimme hatte
ihr mehr als einmal erklärt, sie, Skade, genieße die
gleiche Wertschätzung wie die wenigen anderen Auserwählten,
vielleicht sogar noch mehr. Für Skade glich die Beziehung dem
Verhältnis zwischen einem Lehrer und einem begabten und sehr
wissensdurstigen Schüler.
    Sie dachte nicht oft darüber nach, woher die Stimme kam oder
wen sie eigentlich vertrat. Das Nachtkonzil hatte sie davor gewarnt,
länger bei solchen Überlegungen zu verweilen, um nicht
Gefahr zu laufen, dass andere ihre Gedanken auffingen.
    Doch jetzt fiel ihr wieder ein, wie sich das Nachtkonzil zum
ersten Mal gemeldet und ihr etwas von seinem Wesen offenbart
hatte.
    [Wir sind eine kleine Elite von Synthetikern], hatte ihr
die Stimme erklärt, [etwa wie das Innere Konzil, aber so
geheim und vielfach gesichert, dass die meisten hochrangigen und
orthodoxen Konzilsangehörigen von unserer Existenz nichts
wissen, ja sie nicht einmal vermuten. Wir verbergen uns noch
innerhalb des Allerheiligsten. Das Allerheiligste tritt bisweilen,
ohne es zu ahnen, als unser Kunde auf oder vertritt uns als Strohmann
in weiteren Synthetiker-Kreisen. Aber wir sind kein Teil davon.
Unsere Beziehung zu den anderen Körperschaften lässt sich
nur mit dem mathematischen Begriff der Schnittmenge definieren. Die
Einzelheiten brauchen dich nicht zu interessieren, Skade.]
    Dann hatte ihr die Stimme erklärt, man hätte sie
auserwählt. Sie hätte sich bei der jüngsten,
höchst gefährlichen Synthetiker-Operation, einer geheimen
Reise nach Chasm City zur Beschaffung von

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