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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kilometern
Abstand nickte er und sagte leise und ruhig. »Schön, nun
passen Sie gut auf. Auf diese Distanz können Sie einigen Schaden
anrichten, aber nur, wenn Sie auf mich hören und genau tun, was
ich sage.«
    »Ich finde, wir sollten ihn einfach ignorieren«, sagte
Xavier.
    Clavain fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Aber
nur, wenn Sie lebensmüde sind. Antoinette: ich möchte, dass
sie folgende Feuersequenz in die Vorprogrammierung eingeben, aber
Ihre Geschütze nicht bewegen, bevor ich es sage. Sie können
sicher sein, dass uns die Phantome im Visier haben und genau
aufpassen, was wir tun.«
    Sie sah ihn an und nickte. Ihre Finger schwebten über dem
Schaltpult der Waffensäule. »Ich warte, Clavain.«
    »Setzen Sie mit einem Ihrer Kaltlichtlaser einen
zweisekündigen Strahl so dicht wie möglich in die Mitte des
steuerbordseitigen Schiffs. Dort befindet sich ein Sensorknoten; den
wollen wir ausschalten. Gleichzeitig bestreichen Sie mit dem
Schnellfeuer-Projektil-Geschütz das Backbordschiff, sagen wir,
eine Salve von einem Megahertz über hundert Millisekunden. Das
ist zwar nicht tödlich, aber es beschädigt todsicher diesen
Reihenwerfer und verbiegt die Greiferarme. Auf jeden Fall provozieren
wir sie zu einer Reaktion, und das ist immer gut.«
    »Wirklich?« Sie war bereits dabei, seine Angaben
einzuprogrammieren.
    »Ja. Sehen Sie, wie der Rumpf immer in einem bestimmten
Winkel bleibt? Das Schiff befindet sich im Moment noch in der
Defensive. Das liegt daran, dass seine wichtigsten Geschütze
nicht sicher sind; nachdem es sie in Stellung gebracht hat, sollen
sie erst dann in unser Schussfeld kommen, wenn es einen Volltreffer
garantieren kann. Und es wird glauben, dass wir gleich zu Anfang
unsere schwersten Geschütze auffahren.«
    Antoinette strahlte. »Was wir nicht tun.«
    »Nein. Wenn es so weit ist, verpassen wir ihnen – beiden
Schiffen – eins mit dem Breitenbach.
    »Und der Graser?«
    »Den heben Sie sich auf. Der ist unsre Trumpfkarte auf
mittlere Distanz, und die spielen wir erst aus, wenn es wirklich
brenzlig wird.«
    »Und die Gatling-Kanone?«
    »Die gibt es zum Nachtisch.«
    »Ich hoffe nur, Sie verscheißern uns nicht,
Clavain«, warnte Antoinette.
    Er grinste. »Das hoffe ich auch, ganz ehrlich.«
    Die beiden Schiffe kamen immer näher. Jetzt waren sie schon
als schwarze Pünktchen durch die Kabinenfenster zu erkennen. Hin
und wieder schossen weiße oder violette Strahlen aus ihren
Steuerdüsen. Bald wurden die Pünktchen zu Splittern, die
Splitter bekamen eine harte, technische Form, und schließlich
konnte Clavain sogar die Neonzeichnungen der Piratenschiffe leuchten
sehen. Die Leuchtmarkierungen waren erst während der letzten
Anflugphase angeschaltet worden; in diesem Stadium musste die
Geschwindigkeit mit kleinen Raketenstößen korrigiert
werden, so dass es ohnehin nicht mehr möglich war, sich in der
Dunkelheit des Alls zu verstecken. Die Symbole hatten die gleiche
Funktion wie die Totenkopfflagge auf den alten Freibeuterschiffen:
sie sollten Angst und Schrecken erzeugen.
    »Clavain…«
    »In etwa fünfundvierzig Sekunden, Antoinette. Aber
keinen Augenblick früher. Kapiert?«
    »Ich mache mir Sorgen, Clavain.«
    »Das ist normal und an sich noch nicht
tödlich.«
    In diesem Augenblick spürte er wieder, wie ein Zittern das
Schiff durchlief. Es fühlte sich fast genauso an wie vorher bei
dem Warnschuss mit der Schaumphasengranate, nur dauerte es diesmal
länger.
    »Was war das eben?«, fragte Clavain.
    Antoinette runzelte die Stirn. »Ich habe
nicht…«
    »Xavier?«, fauchte Clavain.
    »Nicht ich, Mann. Muss wohl das…«
    »Biest!«, schrie Antoinette.
    »Bitte um Verzeihung, Kleine Miss, aber man…«
    Clavain begriff, dass das Schiff auf eigene Verantwortung das
Megahertzgeschütz abgefeuert hatte. Es hatte wie verlangt auf
das Backbordschiff gezielt, aber der Schuss war viel zu früh
gekommen.
    Wieder erzitterte die Sturmvogel. Auf der Konsole des
Flugdecks blinkten rote Lichterblöcke. Eine Sirene begann zu
heulen. Clavain spürte einen Luftzug, dann schlugen rasch
hintereinander mehrere Schotts zu.
    »Wir haben eben einen Treffer abbekommen«, meldete
Antoinette. »Mittschiffs.«
    »Jetzt stecken Sie wirklich in Schwierigkeiten«, sagte
Clavain.
    »Danke, darauf wäre ich selbst wahrscheinlich nicht
gekommen.«
    »Schießen Sie auf das Steuerbord-Phantom mit Ihrem
Kalt…«
    Wieder erzitterte die Sturmvogel, und diesmal ging an der
Steuerkonsole die Hälfte der

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