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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Antoinette saß darin. Sie sah erschöpft aus,
aber sie war am Leben. Hände und Unterarme waren dick
verbunden.
    »Clavain…«, begann sie.
    »Alles in Ordnung«, sagte er. »Ich freue mich, dass
es Ihnen gut geht, aber es tut mir sehr Leid, dass Sie meinetwegen
Unannehmlichkeiten hatten. Als ich mich von Ihnen verabschiedete,
hatte ich aufrichtig gehofft, die Sache wäre damit für Sie
erledigt.«
    »Aber so einfach ist das Leben nicht, wie?«, sagte
Antoinette.
    »Wohl nicht. Dennoch bedauere ich es. Und ich würde mich
gerne erkenntlich zeigen.«
    Antoinette sah Xavier an. »Du bist o.k.? Sie hat es mir
versichert, aber ich wusste nicht, ob ich ihr glauben
konnte.«
    »Aller klar«, sagte Xavier. »Ich bin munter wie ein
Fisch im Wasser.«
    Dennoch waren sie offenbar beide zu schwach, um aufzustehen.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass ich es schaffe«,
sagte Antoinette. »Ich wollte dein Herz wieder zum Schlagen
bringen, aber ich hatte keine Kraft mehr. Doch bevor ich das
Bewusstsein verlor, wollte ich einen letzten Versuch unternehmen. Und
der war wohl erfolgreich.«
    »Genau genommen nicht«, sagte H. »Sie sind
tatsächlich ohnmächtig geworden. Sie hatten Ihr Bestes
getan, aber Sie hatten selbst viel Blut verloren.«
    »Wer dann…?«
    H wies mit einem Nicken auf Scorpio. »Unser Freund das
Schwein hat Xavier gerettet. Nicht wahr?«
    »Nicht der Rede wert«, grunzte das Schwein.
    »Für Sie vielleicht nicht, Mr. Pink«, sagte
Antoinette. »Xavier sieht das sicher anders. Wir müssen uns
bei Ihnen bedanken.«
    »Überschlagen Sie sich bloß nicht. Ich bin auf
Ihre Dankbarkeit nicht angewiesen.«
    »Ich sage es trotzdem. Danke.«
    Scorpio sah sie an und grunzte etwas Unverständliches. Dann
wandte er sich ab.
    »Was ist mit dem Schiff?«, fragte Clavain, um das
verlegene Schweigen zu brechen. »Ist es
unbeschädigt?«
    Antoinette sah H an. »Ich nehme an, die Antwort lautet
nein?«
    »Ihr Schiff ist in Sicherheit. Als Xavier wieder zu sich kam,
bat ihn Zebra, die Sturmvogel mit dem Autopiloten an einen Ort
zu schicken, dessen Koordinaten wir ihm gaben. Wir verfügen im Rostgürtel über sichere Abstellmöglichkeiten,
die sind auch für unsere anderen Unternehmungen unentbehrlich.
Dort ist Ihr Schiff gut aufgehoben und in Sicherheit. Mein Wort
darauf, Antoinette.«
    »Wann sehe ich es wieder?«
    »Bald«, sagte H. »Aber den genauen Zeitpunkt
möchte ich lieber für mich behalten.«
    »Dann bin ich Ihre Gefangene?«, fragte Antoinette.
    »Nicht unbedingt. Sie sind alle meine Gäste. Aber ich
möchte, dass wir uns ausgiebig unterhalten, bevor Sie uns wieder
verlassen. Mr. Clavain mag das anders sehen, vielleicht sogar mit
Recht, aber ich darf wohl behaupten, dass mir einige von Ihnen ihr
Leben verdanken.« Er kam mit erhobener Hand allen Einwänden
zuvor. »Das soll nicht heißen, dass Sie deshalb in meiner
Schuld stünden. Ich bitte Sie nur, mir etwas von Ihrer Zeit zu
schenken. Denn ob wir wollen oder nicht«, er sah von einem zum
anderen, »wir spielen alle in einem Drama mit, dessen Ende wir
noch nicht absehen können. Manch einer wollte vielleicht gar
keine Rolle, aber das war schon immer so. Mr. Clavain hat mit seiner
Fahnenflucht eine Lawine losgetreten, und nun bleibt uns nichts
anderes übrig, als uns von den Ereignissen mittragen zu lassen
oder, wenn Sie so wollen, die Rollen zu spielen, die uns zugewiesen
wurden. Das gilt für uns alle – sogar für
Scorpio.«
    Wieder näherten sich, begleitet von schrillem Quietschen, die
klickenden Schritte. Zebra kam zurück und schob einen
Metallzylinder von der Größe einer Teemaschine vor sich
her. Spiegelblank poliert und mit einer Vielzahl von Röhren und
Gerätschaften bestückt, stand er auf einem gepolsterten
Rollstuhl, wie ihn auch Antoinette benutzte.
    Clavain bemerkte, dass der Zylinder leicht schwankte, als
säße etwas darin, das um seine Freiheit kämpfte.
    »Bring ihn hierher«, sagte H und winkte.
    Zebra stellte den Stuhl zwischen den anderen ab. Der Zylinder
wackelte noch immer. H beugte sich darüber und klopfte leicht
mit dem Finger dagegen. »Hallo«, sagte er.
»Schön, dass Sie kommen konnten. Wissen Sie eigentlich, wo
Sie sind, und was mit Ihnen geschehen ist?«
    Der Zylinder wackelte heftiger.
    »Ich schulde Ihnen eine Erklärung«, wandte sich H
an seine Gäste. »Was Sie hier sehen, ist das
Lebenserhaltungssystem eines Kutters des Konvents. Der Pilot eines
solchen Kutters verlässt sein Raumschiff während seiner
ganzen Dienstzeit, also

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