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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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kennt dieses
Schiff wie seine Hosentasche, bis ins letzte Subsystem, bis zum
letzten gottverdammten Draht. Er hätte sicher gewusst, wo man
Lyle Merrick verstecken konnte.«
    »Lyle Merrick, Kleine Miss?«
    »Du weißt schon, wen ich meine. Nicht den Lyle
Merrick natürlich, sondern eine Kopie von ihm. Ich weiß
nicht, ob Beta oder Alpha. Ist mir auch ziemlich egal. Vor Gericht
würde es sowieso keinen Unterschied machen, oder?«
    »Also…«
    »Du bist es, Biest. Du bist er. Lyle Merrick wurde von der
Obrigkeit wegen der Kollision hingerichtet und starb. Aber damit war
die Sache nicht zu Ende, nicht wahr? Du hast weitergelebt. Xavier
hatte eine Kopie von Lyle auf dem Schiff meines Vaters versteckt. Und
diese Kopie bist du.«
    Biest sagte sekundenlang gar nichts. Antoinette beobachtete wie
hypnotisiert das langsame Spiel der Farben und Zahlen auf der
Konsole. Sie fühlte sich, als hätte man ihr Gewalt angetan;
alles, worauf sie in diesem Universum jemals vertraut hatte, war
unversehens zusammengeknüllt und weggeworfen worden.
    Als Biest endlich antwortete, klang seine Stimme so
unverändert, als wollte es sie verspotten. »Kleine
Miss… ich meine, Antoinette… Du irrst dich.«
    »Ich irre mich natürlich nicht. Du hast es doch
praktisch schon zugegeben.«
    »Nein, du verstehst mich nicht.«
    »Was gibt es da nicht zu verstehen?«
    »Es war nicht Xavier. Xavier hat mit beigetragen – er
war über alles informiert –, aber es war nicht seine
Idee.«
    »Nicht?«
    »Es war dein Vater, Antoinette. Er hat mir
geholfen.«
    Antoinette schlug noch einmal, diesmal fester, auf die Konsole.
Und dann verließ sie ihr Schiff und schwor sich, es niemals
wieder zu betreten.
    * * *
    Nachdem Lasher das Schwein von der Zodiakallicht gestartet
war, verschlief er den größten Teil des Fluges. Scorpio
hatte ihm erklärt, es gäbe nichts weiter für ihn zu
tun, allenfalls ganz am Ende der Mission, und auch dann ginge es mit
einer Wahrscheinlichkeit von vier zu eins nur darum, sein Schiff zu
wenden. Doch im Innern hatte er immer geahnt, das ihm die
Drecksarbeit überlassen bleiben würde. So war er nicht
überrascht, als er eine Laserbotschaft von der Zodiakallicht erhielt, die ihm mitteilte, er befände sich im richtigen
Himmelsquadranten, um das Shuttle abzufangen, das Skade hinter ihrem
größeren Schiff abgesetzt hatte.
    »Lasher, du bist doch ein Glückspilz«, sagte er zu
sich selbst. »Wolltest du nicht immer die große,
ruhmreiche Tat vollbringen? Das ist deine große
Chance.«
    Er nahm die Aufgabe nicht leicht und unterschätzte auch die
Risiken nicht, an denen bei dieser Bergungsoperation wahrhaftig kein
Mangel war. Der Treibstoff in seinem Shuttle war genau so bemessen,
dass er mit einer Menschenmasse Fracht zurückkehren konnte.
Fehlertoleranzen gab es keine. Clavain hatte sehr deutlich gemacht,
dass er von tollkühnen Husarenritten nichts hielt. Wenn die
Flugbahn von Skades Shuttle auch nur einen Kilometer an der Zone
vorbeiführte, in der ein Rendezvous möglich war, sollte
Lasher – oder wer immer der Glückliche war – wenden
und unverrichteter Dinge zurückkehren. Als einziges
Zugeständnis führte jedes der vier Shuttles eine einzelne
Rakete mit, deren Sprengkopf ausgebaut und durch einen Transponder
ersetzt worden war. Damit könnte man, falls man in Reichweite
von Skades Shuttle käme, den Sender am Rumpf festmachen. Der
Transponder würde sein Signal nach Schiffszeit hundert und nach
Weltzeit fünfhundert Jahre lang abstrahlen. Das sicherte ihnen
trotz aller Schwierigkeiten eine geringe Chance, das Shuttle noch
einmal anzupeilen, bevor es hinter den wohl erforschten, von Menschen
besiedelten Raum zurückfiel. Sie hätten Felka nicht ganz
und gar im Stich gelassen, und das genügte.
    Jetzt hatte Lasher das Raumschiff entdeckt. Sein Shuttle war den
Koordinaten gefolgt, die von der Zodiakallicht ständig
aktualisiert wurden, und hielt genau darauf zu. Skades Schiff hatte
sein letztes Mikrogramm Antimaterie verbrannt und driftete nun
antriebslos dahin. Durch das Bugfenster sah er es im Licht seiner
vorderen Scheinwerfer: eine Pfeilspitze aus schwarzem Metall.
    Er nahm Verbindung zum Lichtschiff auf. »Hier spricht Lasher.
Ich kann es jetzt sehen. Es ist eindeutig ein Shuttle. Den Typ kenne
ich nicht, aber es sieht nicht aus wie eins von den
unseren.«
    Er wurde langsamer. Er hätte gern auf Scorpios Antwort
gewartet, aber das war ein Luxus, den er sich nicht leisten konnte.
Der Zeitunterschied zur Zodiakallicht

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