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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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seltsame
subtile Schwankungen aufgefangen… aber ebenso präzise
Messungen ergaben, dass sich die Nachtschatten keinen
Angström weiter bewegt hätte als unter ihrem
gewöhnlichen trägheitsunterdrückenden Antrieb. Skade
war wütend, vor allem auf sich selbst. Sie tastete sich durch
die engen Zwischenräume der schwarzen Anlage mit ihren vielen
Wölbungen und hatte bald die Person gefunden, die sie suchte:
Molenka, die Exordium-Technikerin. Molenka war kreidebleich.
    Was ist passiert?
    Molenka stotterte eine Erklärung heraus und lud Massen von
technischen Daten in den öffentlich zugänglichen Teil von
Skades Bewusstsein. Skade überflog sie konzentriert und fand
sofort den wesentlichen Punkt. Die Konfiguration der Systeme zur
Feldkontrolle war nicht optimal gewesen; die Blase im
Zustand-Zwei-Vakuum hatte sich in den Nullzustand verflüchtigt,
bevor sie über die Potenzialbarriere in den magischen
Tachyonen-Zustand Vier befördert werden konnte. Skade
begutachtete die Anlage. Sie wirkte unbeschädigt.
    Du hast also festgestellt, wo der Fehler liegt? Du kannst die
erforderlichen Korrekturen vornehmen und den Übergang noch
einmal versuchen?
    [Skade…]
    Was?
    [Es ist etwas geschehen. Ich kann Jastrusiak nirgendwo finden.
Er war der Anlage während des Experiments viel näher als
ich. Aber jetzt ist er nicht mehr da. Ich kann ihn nicht finden, er
ist spurlos verschwunden.]
    Skade hörte sich die Klage mit höflichem Interesse, aber
ohne Betroffenheit an. Als die Frau zu Ende gesprochen hatte,
ließ sie mehrere Sekunden verstreichen und fragte dann: Jastrusiak?
    [Ja… Jastrusiak.]
    Molenka schien erleichtert. [Mein Partner. Der zweite
Exordium-Experte.]
    Auf diesem Schiff hat es nie jemanden mit diesem Namen gegeben,
Molenka.
    Molenka wurde noch eine Spur bleicher – jedenfalls kam es
Skade so vor. Ihre Antwort war nur ein Hauch.
[Nein…]
    Ich versichere dir, es gibt keinen Jastrusiak. Die Mannschaft
ist nur klein, ich kenne jeden Einzelnen.
    [Das ist nicht möglich. Ich war noch vor zwanzig Minuten
mit ihm zusammen. Wir waren in der Anlage, bereiteten alles für
den Übergang vor. Jastrusiak blieb dort, um letzte Korrekturen
vorzunehmen. Ich schwöre es!]
    Das mag schon sein. Skade konnte kaum der Versuchung
widerstehen, in Molenkas Kopf einzudringen, eine
Gedächtnisblockade zu installieren und alle ihre Erinnerungen an
das Geschehen auszulöschen. Aber damit wäre der Konflikt
zwischen ihrer Sicht der Wahrheit und der objektiven Realität
nicht zu beseitigen.
    Molenka. Ich weiß, es ist nicht einfach für dich,
aber du musst weiter mit der Anlage arbeiten. Was mit Jastrusiak
geschehen ist, tut mir Leid – ich hatte seinen Namen momentan
vergessen. Wir werden ihn finden, das verspreche ich dir. Es gibt
viele Orte, wo er gelandet sein könnte.
    [Ich…]
    Skade hatte plötzlich den Finger unter Molenkas Kinn und
unterbrach sie. Nein, Molenka. Kein Wort mehr. Kein Wort und kein Gedanke. Geh einfach zurück in die Anlage und nimm die
erforderlichen Korrekturen vor. Bitte tu es für mich. Für
mich und das Mutternest.
    Molenka zitterte. Skade sah, dass sie zutiefst verängstigt
war, gefangen in dem hilflosen, hoffnungslosen Entsetzen eines
kleinen Nagers in den Fängen eines großen Raubtiers.
[Ja, Skade.]
    * * *
    Der Name Jastrusiak ging Skade nicht aus dem Kopf. Er klang
aufreizend vertraut. Sie wurde ihn nicht los. Bei nächster
Gelegenheit griff sie auf das Kollektivgedächtnis der
Synthetiker zu und rief alle Einträge zu diesem oder
ähnlich klingenden Namen ab. Sie musste herausfinden, wie
Molenkas Unterbewusstsein dazu kam, in einem Augenblick des
Schreckens aus dem Nichts ein nicht existentes Individuum zu
erschaffen. Eine Fehlfunktion von solcher Kreativität war
höchst ungewöhnlich.
    Skade war nicht allzu überrascht, als sie erfuhr, dass der
Name Jastrusiak im Mutternest nicht unbekannt war. Ein Jastrusiak
hatte der Synthese angehört. Man hatte ihn während der
Besetzung von Chasm City angeworben. Er war rasch ins Allerheiligste
aufgenommen worden und hatte dort an so zukunftsweisenden Projekten
wie einer revolutionären neuen Antriebstheorie gearbeitet. Mit
einem Team von anderen Theoretikern hatte er auf einem Asteroiden
einen eigenen Forschungsstützpunkt aufgebaut, um dort Verfahren
zu entwickeln, mit denen sich bestehende Synthetiker-Triebwerke in
getarnte Konstruktionen umwandeln ließen.
    Wie sich herausstellte, hatte diese Arbeit ihre Tücken.
Jastrusiaks Team hatte als eines der ersten am

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