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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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»Aber offenbar nicht den Teil von ihr,
auf den es ankam. Der hat sich Skades bemächtigt, und nach allem
was wir wissen, ist er jetzt Skade.«
    Clavain manövrierte das Shuttle zwischen den beiden letzten
scherenförmig gespreizten Klingen hindurch und wieder ins All
hinaus. Von dieser Seite war die Nachtschatten pechschwarz,
bis auf die Stellen, die von ihren Scheinwerfern erfasst wurden.
Clavain kroch den Rumpf entlang und stellte fest, dass die Luken vor
den Raumschiffgeschützen alle fest geschlossen waren. Das hatte
nicht viel zu bedeuten: die Geschütze ließen sich binnen
eines Lidschlags in Stellung bringen, dennoch war es beruhigend, dass
sie noch nicht auf das Shuttle zielten.
    »Sie beide kennen sich auf diesem Ding aus?«, fragte
Scorpio.
    »Natürlich«, sagte Remontoire. »Es war doch
unser Schiff. Erkennst du es denn nicht wieder? Damit haben wir dich
aus Maruska Chungs Kreuzer geholt.«
    »Ich erinnere mich nur, dass Sie versucht haben, mir
Todesängste einzujagen, Remontoire.«
    Clavain war sehr erleichtert, als sie die Luftschleuse erreichten,
nach der er gesucht hatte. Das angeschlagene Schiff reagierte noch
immer nicht: keine Lichter gingen an, keine Annäherungssensoren
erwachten zum Leben. Clavain fuhr epoxidbeschichtete Greifer aus und
wartete mit angehaltenem Atem, während sie ihre Saugnäpfe
an die Panzerung hefteten. Aber nichts geschah.
    »Jetzt kommt das Schwierigste«, sagte er. »Rem, du
bleibst hier auf dem Shuttle. Scorpio kommt mit mir.«
    »Darf ich fragen, warum?«
    »Ja, obwohl ich gehofft hatte, du würdest mir die
Antwort ersparen. Scorp hat im Nahkampf mehr Erfahrung als du, sogar
fast noch mehr als ich. Aber der Hauptgrund ist, dass ich dir immer
noch nicht voll vertraue.«
    »Du hast mich immerhin mitgenommen.«
    »Und ich verlasse mich auch darauf, dass du in diesem Shuttle
sitzen bleibst, bis wir wieder herauskommen.« Clavain sah auf
die Uhr. »In fünfunddreißig Minuten sind wir für
eine Rückkehr zu weit entfernt. Du wartest eine halbe Stunde,
dann fliegst du ab. Keine Minute länger, auch wenn Scorp und ich
gerade aus der Luftschleuse kommen sollten.«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Wir haben den Treibstoff danach kalkuliert, dass wir zu
dritt mit Felka zurückfliegen. Wenn du alleine bist, bleibt ein
Rest – den wir später noch dringend brauchen werden. Diese
Verantwortung will ich dir übertragen, Rem.«
    »Aber an Bord lässt du mich nicht«, sagte
Remontoire.
    »Nein. Nicht, solange Skade auf dem Schiff ist. Ich kann
nicht riskieren, dass du wieder zu ihr
überläufst.«
    »Du täuschst dich, Clavain.«
    »Wirklich?«
    »Ich bin nicht übergelaufen. Du auch nicht. Skade und
die anderen sind diejenigen, die die Seiten gewechselt
haben.«
    Scorpio zog Clavain am Arm. »Los jetzt!«, sagte er.
»Wir haben nur noch neunundzwanzig Minuten.«
    Die beiden schwebten zur Nachtschatten hinüber.
Clavain tastete den Rand der Luftschleuse ab, bis er die fast
unsichtbare Nische für die Außensteuerung fand. Sie war
gerade groß genug für seinen Handschuh. Er berührte
die drei manuellen Schalter im typischen Synthetiker-Design und
stellte sie auf Öffnen. Selbst wenn die Energieversorgung auf
dem ganzen Schiff ausgefallen wäre, hätten die Zellen im
Innern der Schleuse so viel Strom gespeichert, dass sich die Tür
noch hundert Jahre öffnen ließe. Und wenn auch das nicht
mehr ging, gab es auf der anderen Seite des Rahmens eine mechanische
Vorrichtung.
    Die Tür glitt auf. Der Raum dahinter lag in blutrotem Licht.
Clavains Augen waren auf Dunkelheit eingestellt. Er musste einen
Moment warten, bis sie sich an die Helligkeit gewöhnten, dann
schob er Scorpio vor sich in die geräumige Schleuse und folgte
ihm. Sie stießen mit ihren sperrigen Raumanzügen
aneinander. Clavain schloss die Tür von innen und ließ
Luft einströmen.
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis sich die innere Tür
öffnete. Auch im Schiff brannte nur die rote Notbeleuchtung.
Aber wenigstens war noch Energie vorhanden, und damit konnte es auch
Überlebende geben.
    Clavain studierte die Daten, die am Rand seines Helmvisiers
angezeigt wurden, schaltete die Anzugbelüftung ab und schob das
Visier hoch. Die plumpen alten Anzüge, das Beste, was die Zodiakallicht zu bieten hatte, verfügten nur über
begrenzte Vorräte an Luft und Energie, die man nicht sinnlos
verschwenden sollte. Er bedeutete Scorpio, seinem Beispiel zu
folgen.
    »Wo sind wir?«, flüsterte das Schwein.
    »Mittschiffs«, antwortete Clavain in

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