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Die Arche

Die Arche

Titel: Die Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Schiff.
    Sie verkleinerte das Bild noch weiter, legte um jedes Jagdschiff
einen Kasten, versah es mit einem numerischen Code, der Typ,
Reichweite, Besatzung und Bewaffnung angab, und zeichnete seinen
Flugvektor ein. Allmählich bekam sie eine Vorstellung von den
Ausmaßen dieses Sturmangriffs. Insgesamt waren etwa hundert
Schiffe daran beteiligt. Sechzig davon waren Trikes, und von diesen
beförderten etwa die Hälfte Soldaten – gewöhnlich
ein schwer gepanzertes Schwein, wobei es für besondere Aufgaben
auch ein oder zwei Tandem-Trikes gab. Alle bemannten Trikes waren mit
Waffen irgendwelcher Art ausgerüstet, von Grasern für
Einmalbetrieb bis zu Breitenbach-Bosern mit einer Leistung im
Gigawatt-Bereich. Alle Soldaten trugen Servopanzerung; die meisten
hatten Feuerwaffen bei sich oder konnten die Trike-Waffe abmontieren,
um sie mit in das feindliche Schiff zu nehmen.
    Daneben gab es etwa dreißig mittelgroße Shuttles mit
zwei oder drei Plätzen und festem Rumpf und von zivilem
Aussehen. Dabei handelte es sich entweder um Schiffe, die man bei der
Einnahme der Zodiakallicht in den Frachträumen
vorgefunden hatte, oder um Leihgaben aus Hs Phantomflotte. Ihr
Waffenarsenal entsprach dem der Trikes, ansonsten hatten sie schweres
Gerät an Bord: Raketenwerfer und Spezialausrüstung zum
Entern. Dazu kamen drei mittlere bis große Shuttles oder
Korvetten, die jeweils mindestens zwanzig gepanzerte Soldaten
aufnehmen konnten und deren Rümpfe lang genug waren für die
kleinsten Railguns. Drei von ihnen waren mit
Trägheitsunterdrückungsanlagen ausgestattet, wodurch sich
ihr Beschleunigungsmaximum von vier auf acht Ge erhöhte. An den
stämmigen Rümpfen und der asymmetrischen Bauweise war zu
erkennen, dass sie nicht atmosphäretauglich waren, aber das
spielte bei diesem Kampf voraussichtlich keine Rolle.
    Die Sturmvogel war viel größer als die anderen
Schiffe und beförderte ihrerseits drei Shuttles und ein Dutzend
Trikes sowie die dazugehörige Besatzung in ihrem Rumpf. Eine
Anlage zur Trägheitsunterdrückung hatte sie nicht – es
hatte sich gezeigt, dass sich die Technik nicht in Massen replizieren
ließ, schon gar nicht mit den Möglichkeiten der Zodiakallicht –, aber dafür war Antoinettes Schiff
das bestbewaffnete und bestgepanzerte in der ganzen Flotte. Es war
kein Frachter mehr, dachte sie. Es war ein Kriegsschiff, und sie
sollte allmählich anfangen, sich an die Vorstellung zu
gewöhnen.«
    »Kleine… ich meine, Antoinette?«
    »Ja?«, fragte sie mit zusammengebissenen
Zähnen.
    »Ich wollte nur noch eines sagen… bevor es zu spät
ist…«
    Sie drückte den Schalter, der die Stimme ausblendete, dann
hievte sie sich aus ihrem Sessel und manövrierte sich in ihr
Exoskelett. »Später, Schiff. Ich muss jetzt die Truppen
inspizieren.«
    * * *
    Clavain stand allein, die Hände hinter dem Rücken
verschränkt, in seinem starren Exoskelett in der Aussichtskuppel
und sah der abziehenden Flotte nach.
    Drohnen, Köder, Trikes und Schiffe entfernten sich in weitem
Bogen von der Zodiakallicht und formierten sich wie geplant zu
Geschwadern. Das Smartglas der Aussichtskuppel schützte seine
Augen vor dem grellen Schein der Abgasflammen, indem es den Kern
jeder Flamme schwärzte, so dass er nur die violetten
Außenränder sah. In der Ferne, weit hinter den abziehenden
Schiffen, war klein wie eine Murmel, die man auf Armeslänge von
sich abhielt, Resurgam als braungraue Sichel zu erkennen. Seine
Implantate markierten auch die Position von Volyovas Lichtschiff, das
viel zu weit weg war, um es mit bloßem Auge sehen zu
können. Ein einziges Neuralkommando an die Kuppel genügte,
schon wurde dieser Teil des Bildes selektiv vergrößert,
und die Sehnsucht nach Unendlichkeit löste sich in
akzeptabler Bildqualität aus der Dunkelheit. Das Schiff des
Triumvirn war fast zehn Lichtsekunden entfernt, aber es war auch sehr
groß; der vier Kilometer lange Rumpf lag im Winkel von einer
Drittel Bogensekunde vor ihm und befand sich damit durchaus im
Auflösungsbereich der kleinsten optischen Teleskope der Zodiakallicht. Umgekehrt hatte der Triumvir sein eigenes
Schiff mindestens ebenso gut im Blick. Wenn sie es beobachtete,
konnte sie das Ablegen der Sturmflotte nicht übersehen.
    Clavain wusste inzwischen, dass die barocken Schnörkel, die
er zunächst als Halluzinationen der Auswertungssoftware abgetan
hatte, durchaus real waren. Volyovas Schiff hatte eine erstaunliche
Verwandlung durchlebt und war zu einer von Wucherungen

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