Die Arena
Highschool hinauf Geschichte unterrichtet. »Das ist bloß ein Meteoritenschauer, den wir durch einen Schleier aus Umweltverschmutzung sehen«, erklärt er Jackie und Henry ... aber seine Stimme klingt trotzdem ehrfürchtig.
Die Tatsache, dass sich ansammelnder Feinstaub die Farbe der Sterne verändert hat, bringt den Menschen die Situation auf neue Art näher, und das Weinen breitet sich allmählich aus. Es ist ein sanftes Geräusch, fast wie Regen.
Big Jim interessiert weniger ein Haufen bedeutungsloser Lichter am Himmel als die Frage, wie die Leute diese Erscheinung interpretieren werden. Heute Abend werden sie einfach nach Hause gehen, vermutet er. Aber morgen kann die Sache anders aussehen. Und die Angst, die er auf den meisten Gesichtern sieht, muss nicht einmal nachteilig sein. Ängstliche Menschen brauchen starke Führer, und wenn es eines gibt, von dem Big Jim Rennie weiß, dass er es draufhat, dann ist es starke Führerschaft.
Er steht mit Chief Randolph und Andy Sanders auf dem Treppenabsatz vor der Tür der Polizeistation. Unter ihnen zusammengedrängt seine Problemkinder: Thibodeau, Searles, das Roux-Flittchen und Juniors Freund Frank. Big Jim steigt die Stufen hinunter, die Libby früher an diesem Abend hinuntergefallen ist (sie hätte uns allen einen Gefallen getan, wenn sie sich den Hals gebrochen hätte, denkt er), und tippt Frank auf die Schulter. »Gefällt dir die Show, Frankie?«
Die großen erschrockenen Augen des Jungen lassen ihn wie zwölf statt wie zweiundzwanzig - oder wie alt er auch immer sein mag - erscheinen. »Was ist das, Mr. Rennie? Wissen Sie's?« »Meteoritenschauer. Gott will nur Hallo zu seinem Volk sagen.« Frank DeLesseps entspannt sich ein wenig.
»Wir gehen wieder rein«, sagt Big Jim und weist mit dem Daumen auf Randolph und Sanders, die weiter den Himmel beobachten. »Wir halten eine kleine Besprechung ab, und dann rufe ich euch vier rein. Und dann will ich, dass ihr alle die gleiche verflixte Story erzählt, kapiert?«
»Ja, Mr. Rennie«, sagt Frankie.
Mel Searles starrt Big Jim an: mit Augen wie Untertassen und offen stehendem Mund. Big Jim findet, dass der Junge aussieht, als erreichte sein IQ glatte siebzig. Auch das muss nicht unbedingt schlecht sein. »Sieht wie das Ende der Welt aus, Mr. Rennie«, sagt er.
»Unsinn. Bist du erlöst, mein Sohn?« »Ich denke schon«, sagt Mel.
»Dann hast du nichts zu befürchten.« Big Jim mustert einen nach dem anderen bis hin zu Carter Thibodeau. »Und heute Abend, meine Herren, besteht der Weg zur Erlösung darin, dass ihr alle die gleiche Geschichte erzählt.«
Nicht jeder sieht die rosa Sternschnuppen. Wie die Geschwister Appleton schlafen Rusty Everetts Little Js fest. Das tut auch Piper Libby. Andrea Grinnell ebenfalls. Und der Chef, der im welken Gras neben einem Gebäude, das vielleicht das größte Meth- amphetamin-Labor Amerikas ist, Arme und Beine von sich streckt. Dito Brenda Perkins, die sich mit dem VADER-Ausdruck auf dem niedrigen Tisch vor sich verstreut auf ihrer Couch in den Schlaf geweint hat.
Auch die Toten sehen sie nicht, außer sie sind an einem helleren Ort als auf dieser sich verdunkelnden Ebene, auf der ahnungslose Heere nachts aufeinanderprallen. Myra Evans, Duke Perkins, Chuck Thompson und Claudette Sanders sind im Beerdigungsinstitut Bowie geborgen; Dr. Haskell, Mr. Carry und Rory Dinsmore liegen im Catherine Russell Hospital im Leichentaum; Lester Coggins, Dodee Sanders und Angie McCain hängen weiter in der Speisekammer der McCains herum. Das tut auch Junior. Er sitzt zwischen Dodee und Angie, hält ihre Hände. Sein Kopf schmerzt, aber nut ein bisschen. Vielleicht wird er nachts hier schlafen.
An der Motton Road in Eastchester (nicht weit von der Stelle entfernt, wo in diesem Augenblick der Versuch, den Dome mit einer experimentellen Säureverbindung zu knacken, unter dem eigenartig rosa verfärbten Himmel stattfindet) steht Jack Evans, Ehemann der verstorbenen Myra, in seinem Garten - mit einer Flasche Jack Daniel's in einer Hand und seiner bevorzugten Heimschutzwaffe, einer Ruger SR9, in der anderen. Er trinkt und beobachtet die rosa Sternschnuppen. Er weiß, was sie sind, und er wünscht sich bei jeder etwas, und er wünscht sich den Tod, denn ohne Myra ist für ihn eine Welt zusammengebrochen. Er könnte vielleicht ohne sie leben, und vielleicht könnte er wie eine Ratte in einem Terrarium leben, aber nicht beides zusammen. Als die Sternschnuppen seltener werden - gegen Viertel nach
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