Die Arena
Brenda hatte nur Augen für den leicht heruntergekommenen roten Bau von Burpee's Department Store. In einer Hand hielt sie eine Leinentasche, die in Kniehöhe hing.
Als Brenda das Burpee's erreichte, versuchte sie die Tür zu öffnen, aber das gelang ihr nicht. Sie trat zwei Schritte zurück und sah sich um, wie es Leute tun, die bei der Ausführung eines Plans auf ein unerwartetes Hindernis gestoßen sind und nun überlegen, wie es weitergehen soll. Sie hätte Shumway noch sehen können, wenn sie sich umgedreht hätte, aber das tat sie nicht. Stattdessen sah Brenda nach links und rechts, dann über die Main Street zur Redaktion des Democrat hinüber.
Nachdem sie noch einmal an der Tür des Kaufhauses gerüttelt hatte, ging sie zum Democrat hinüber und versuchte dort ihr Glück. Auch diese Tür war natürlich abgeschlossen, wie Big Jim beobachtet hatte. Brenda versuchte es erneut, rüttelte sogar auch an der Klinke. Sie klopfte an. Spähte durch den Glaseinsatz der Tür. Dann trat sie zurück und stemmte beide Arme in die Hüften, so dass die Leinentasche baumelte. Als sie weiter die Main Street heraufkam - mit schleppenden Schritten, ohne sich dabei umzusehen -, zog Big Jim sich rasch in sein Haus zurück. Er wusste nicht, weshalb Brenda nicht sehen sollte, dass er sie beobachtete ... aber das brauchte er nicht zu wissen. Wenn man es fühlte, musste man sich nur auf seinen Instinkt verlassen. Das war das Schöne daran.
Er wusste jedoch, dass er bereit sein würde, falls Brenda an seine Tür klopfte. Ganz gleich, was sie wollte.
1 5
Ich möchte, dass Sie diesen Ausdruck morgen früh in einen Umschlag stecken und Julia Shumway bringen, hatte Barbie gesagt. Aber die Redaktion des Democrat war zugeschlossen und dunkel. Julia war bestimmt bei der Randale, die es vor dem Supermarkt zu geben schien. Pete Freeman und Tony Guay vermutlich auch.
Was sollte sie also mit Howies VADER-Datei machen? Hätte es einen Briefeinwurf gegeben, hätte sie den braunen Umschlag aus ihrer Tragetasche vielleicht hineingesteckt. Aber es gab hier keinen Einwurf.
Brenda nahm an, dass sie wohl am besten entweder Julia vor dem Supermarkt suchen oder nach Hause gehen und abwarten sollte, bis die Dinge sich wieder beruhigten und Julia in die Redaktion zurückkam. Weil sie in keiner besonders logischen Stimmung war, gefiel ihr keine dieser beiden Möglichkeiten. Was Erstere betraf, schien vor der Food City ein regelrechter Aufruhr ausgebrochen zu sein, in den Brenda nicht hineingesaugt werden wollte. Und was Letztere betraf ...
Das war eindeutig die bessere Wahl. Die vernünftigere Wahl.
War Alles fällt dem zu, der warten kann nicht eine von Howies liebsten Redensarten gewesen?
Aber das Warten war nie Brendas Stärke gewesen, und auch von ihrer Mutter kannte sie eine Redensart: Tus gleich, dann bist dus los. Genau das würde sie jetzt tun. Ihn mit den Vorwürfen konfrontieren, sich seine Phrasendrescherei, sein Leugnen, seine Rechtfertigungsversuche anhören und ihn dann vor die Wahl stellen: zugunsten von Dale Barbara zurückzutreten oder im Democrat alles über seine Verfehlungen zu lesen. Für sie war diese Konfrontation eine bittere Medizin, die man am besten rasch schluckte, damit man sich den Mund ausspülen konnte. Sie hatte vor, als Mundwasser einen doppelten Bourbon zu verwenden - und sie würde damit auch nicht bis Mittag warten.
Allerdings ...
Gehen Sie nicht allein hin. Auch das hatte Barbie gesagt. Und als er gefragt hatte, wem sie sonst noch vertraue, hatte sie Romeo Burpee genannt. Aber Burpee's Department Store war ebenfalls geschlossen. Wie sollte sie sich also verhalten?
Die Frage war, ob Big Jim ihr körperlich etwas antun würde oder nicht, und sie dachte, dass er's nicht tun würde. Auch wenn Barbie sich ihretwegen Sorgen machte - Sorgen, an denen bestimmt seine Kriegserlebnisse schuld waren -, glaubte sie zumindest körperlich vor Big Jim sicher zu sein. Das war eine schreckliche Fehleinschätzung ihrerseits, die aber verständlich war; sie war nicht die Einzige, die sich an die Vorstellung klammerte, die Welt sei noch so wie vor dem Hereinbrechen der Kuppel.
16
Nun musste sie noch das Problem mit der VADER-Datei lösen.
Auch wenn Brenda vielleicht mehr Angst vor Big Jims Zunge als vor einem tätlichen Angriff hatte, wusste sie, dass es verrückt gewesen wäre, mit diesem Ausdruck unter dem Arm bei ihm aufzukreuzen. Er konnte ihn ihr wegnehmen, selbst wenn sie behauptete, dies wäre nicht
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