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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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»Warst du bei Rusty Everett?«
    »Ja, war ich«, sagte Andrea. »Alles soll bald wieder besser werden, wie ich höre.«
    »Du schwitzt.«
    »Noch ein bisschen Fieber, aber das vergeht schon. Kann ich irgendwas für dich tun, Bren?«
    Sie sagte fast Nein - sie wollte keine offensichtlich noch kranke Frau mit der Verantwortung für etwas wie den Inhalt ihrer Tragetasche belasten -, aber dann sagte Andrea etwas, was sie ihre Meinung ändern ließ. Große Ereignisse haben oft kleine Ursachen.
    »Das mit Howie tut mir so leid. Ich habe diesen Mann geliebt.«
    »Danke, Andrea.« Nicht nur für das Beileid, sondern dafür, dass du ihn nicht Duke, sondern Howie genannt hast.
    Für Brenda war er immer Howie gewesen, ihr geliebter Howie, und die VADER-Datei war sein letztes Werk. Vermutlich sein größtes Werk. Brenda hatte plötzlich das Bedürfnis, es in die Tat umzusetzen. Sie griff in die Leinentasche und zog den Umschlag heraus, der auf der Vorderseite den Namen Julia Shumway trug. »Bewahrst du den für mich auf, meine Liebe? Nur für kurze Zeit? Ich habe etwas zu erledigen und möchte ihn nicht mitnehmen.«
    Brenda hätte alle Fragen dazu beantwortet, aber Andrea hatte anscheinend keine. Sie nahm den dicken Umschlag nur mit einer Art geistesabwesender Höflichkeit entgegen. Und das war in Ordnung. Es sparte Zeit. Außerdem gehörte Andrea so nicht zu den Mitwissern, was ihr später politischen Druck ersparen konnte.
    »Das tue ich gern«, sagte Andrea. »Und jetzt ... wenn du mich bitte entschuldigst ... ich glaube, ich lege mich wieder hin. Aber ich schlafe nicht!«, fügte sie hinzu, als hätte Brenda gegen dieses Vorhaben protestiert. »Ich hör dich, wenn du zurückkommst.«
    »Danke«, sagte Brenda. »Trinkst du Säfte?«
    »Literweise. Lass dir Zeit, Schatz - ich passe auf deinen Umschlag auf.«
    Brenda wollte ihr nochmals danken, aber die Dritte Stadtverordnete von Chester's Mill hatte die Haustür bereits wieder geschlossen.
     
    1 9
     
      Gegen Ende ihres Gesprächs mit Brenda begann Andreas Magen zu rebellieren. Sie kämpfte dagegen an, aber das war ein Kampf, den sie verlieren würde. Sie brabbelte etwas davon, sie würde Säfte trinken, ermutigte Brenda, sich Zeit zu lassen, machte der armen Frau dann die Tür vor der Nase zu und rannte in ihr stinkendes Badezimmer, wobei sie tief in der Kehle Würgegeräusche machte.
    Im Wohnzimmer stand neben dem Sofa ein Beistelltisch, auf den Andrea im Vorbeilaufen den braunen Umschlag warf, ohne hinzusehen. Der Umschlag rutschte über die glattpolierte Oberfläche und fiel auf der anderen Seite in den dunklen Spalt zwischen Tisch und Sofa.
    Andrea schaffte es ins Bad, aber nicht zum Klo '" was vielleicht nur gut war, weil es fast bis oben mit der stehenden, übelriechenden Brühe angefüllt war, die ihr Körper in der vergangenen endlosen Nacht ausgeschieden hatte. Stattdessen beugte sie sich übers Waschbecken und übergab sich, bis sie das Gefühl hatte, ihre Speiseröhre müsse herausgewürgt werden und noch warm und pulsierend auf dem bespritzten Sanitärporzellan liegen bleiben.
    Dazu kam es nicht, aber die Welt wurde grau und taumelte wie auf Stöckelschuhen von ihr fort, wurde kleiner und weniger greifbar, während Andrea schwankte und versuchte, nicht ohnmächtig zu werden. Als sie sich etwas besser fühlte, ging sie mit weichen Knien langsam den Flur entlang, wobei sie eine Hand über die Wandtäfelung gleiten ließ, um das Gleichgewicht zu halten. Sie zitterte wie vor Kälte und konnte ihr nervöses Zähneklappern hören - ein grausiges Geräusch, das sie jedoch nicht mit den Ohren, sondern dem Augenhintergrund aufzunehmen schien.
    Sie versuchte nicht einmal, ihr Schlafzimmer im ersten Stock zu erreichen, sondern ging auf die Veranda mit den Fliegengitterfenstern hinaus. Ende Oktober hätte es auf der Veranda zu kalt sein sollen, aber heute war die Luft schwülwarm. Sie streckte sich weniger auf der alten Chaiselongue aus, als dass sie in ihre muffige, aber irgendwie tröstliche Umarmung sank.
    Ich stehe gleich wieder auf, nahm sie sich vor. Hole die letzte Flasche Poland Spring aus dem Kühlschrank und spüle damit diesen schrecklichen Geschmack aus meinem ...
    Aber hier stahlen ihre Gedanken sich davon. Sie versank in tiefen Schlaf, aus dem nicht einmal das ruhelose Zucken ihrer Hände oder Füße sie wecken konnte. Sie hatte viele Träume. In einem sah sie ein schreckliches Feuer, vor dem Menschen würgend und keuchend flüchteten, um vielleicht irgendwo

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