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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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alles viel zu schnell. Tod oder schwere Verletzungen huschten in Bruchteilen einer Sekunde an ihnen vorbei und waren verschwunden.
    Julia kehrte auf ihre Straßenseite zurück, fuhr auf den Rand und stellte den Wählhebel ihres Prius auf P. Sie sah zu Rose hinüber. Rose, die ganz aus weit aufgerissenen Augen und offenem Mund zu bestehen schien, erwiderte ihren Blick. Hinter ihnen sprang Horace wieder auf den Sitz und blaffte einmal kurz, als wollte er fragen, was der Aufenthalt zu bedeuten habe. Die beiden Frauen lachten über diesen Laut, und Rose tätschelte mit der rechten Hand ihre Brust oberhalb ihres vollen Busens.
    »Mein Herz, mein Herz«, sagte sie.
    »Ja«, sagte Julia, »meins auch. Hast du gesehen, wie knapp das war?«
    Rose lachte nochmal zittrig. »Soll das ein Witz sein? Hätte ich meinen Arm ins offene Fenster gelegt, Schätzchen, hätte dieser Dreckskerl mir den Ellbogen amputiert.«
    Julia schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich betrunken.« »Todsicher betrunken«, sagte Rose schnaubend.
    »Kannst du weiterfahren?« »Kannst dus denn?«, fragte Rose.
    »Ja«, sagte Julia. »Bist du bereit, Horace?«
    Horace bellte, er sei schon bereit zur Welt gekommen.
    »Ein Beinahe-Unglück reibt das Pech ab«, sagte Rose. »Wenigstens hat Granddad Twitchell das immer behauptet.«
    »Hoffentlich hatte er Recht«, sagte Julia und fuhr wieder an.
    Sie achtete verstärkt auf entgegenkommende Autoscheinwerfer, aber der nächste Lichtschein, den sie sahen, kam von den Scheinwerfern, die auf der Harlow-Seite der Barriere standen. Sie sahen Sammy Bushey nicht, aber Sammy sah die beiden; sie stand mit dem Schlüssel zu Jack und Myra Evans' Malibu in der Hand vor ihrer Garage. Als sie vorbei waren, schob sie das Garagentor hoch (das musste sie per Hand tun, was ziemlich wehtat) und setzte sich ans Steuer.
     
    20
     
    Zwischen Burpee's Department Store und Mills Gas & Grocery verlief eine Gasse als Verbindung zwischen Main Street und West Street. Sie wurde hauptsächlich von Lieferfahrzeugen benutzt. Um Viertel nach neun Uhr an diesem Abend gingen Junior Rennie und Carter Thibodeau in fast völliger Dunkelheit diese Gasse entlang. In einer Hand trug Carter einen roten Fünfliterkanister mit einem gelben Schrägstreifen. BENZIN stand auf dem Streifen. In der anderen Hand trug er ein batteriebetriebenes Megafon. Das Megafon war eigentlich weiß, aber Carter hatte es mit schwarzem Abdeckband umwickelt, damit es nicht auffiel, wenn jemand zufällig in ihre Richtung sah, bevor sie sich ins Dunkel der Gasse zurückziehen konnten.
    Junior trug einen Rucksack. Er hatte keine Kopfschmerzen mehr, und sein Hinken war fast ganz verschwunden. Er war zuversichtlich, dass sein Körper endlich mit dem fertig wurde, was immer ihn versaut hatte. Vielleicht irgendeine langwierige Virusgeschichte. Im College konnte man sich allen möglichen Scheiß holen, und sein Rauswurf, weil er diesen Jungen verprügelt hatte, konnte sich im Nachhinein noch als Segen erweisen.
    Am anderen Ende der Gasse hatten sie eine klare Sicht auf die Redaktion des Democrat. Licht fiel auf den menschenleeren Gehsteig, und drinnen konnten sie Freeman und Guay sehen, die Papierstapel zur Tür trugen und sie dort absetzten. Das alte Holzhaus mit der Zeitungsredaktion und Julias Wohnung darüber stand zwischen Sanders Hometown Drug und der Buchhandlung, war aber von beiden getrennt - zur Buchhandlung hin durch einen gepflasterten Fußweg und zum Drugstore hin durch eine Gasse wie die, in der Carter und er jetzt lauerten. Die Nacht war windstill, und er glaubte, wenn sein Vater die Truppen rasch genug mobilisierte, werde es keinen Kollateralschaden geben. Nicht dass ihm das Sorgen gemacht hätte. Wenn die gesamte Ostseite der Main Street abbrannte, hätte das Junior nicht im Geringsten gestört. Nur noch mehr Schwierigkeiten für Barbara. Er konnte diesen kühl abwägenden Blick noch immer auf sich spüren. Es war nicht okay, sich so mustern lassen zu müssen - vor allem nicht, wenn der Mann, der einen so ansah, sich hinter Gittern befand. Scheiß-Baaarbie.
    »Ich hätte ihn erschießen sollen«, murmelte Junior. »Was?«, fragte Carter.
    »Nichts.« Er fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn. »Heiß.«
    »Allerdings. Frankie sagt, dass wir zuletzt alle wie Backpflaumen aussehen werden, wenn das so weitergeht. Wann sollen wir das hier machen?«
    Junior zuckte mürrisch mit den Schultern. Sein Vater hatte es ihm gesagt, aber er konnte sich nicht genau daran

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