Die Arena
Sie nicht! Dann müsste er sich der Außenwelt gegenüber nicht mehr rechtfertigen.«
»Außerdem«, sagte Rose, »kann niemand mehr Ihnen oder sonst wem mitteilen, was er tut, wenn Sie die Telefone und das Internet stilllegen.«
Cox stand einen Augenblick lang schweigend da, starrte seine Schuhe an. Dann hob er den Kopf. »Was ist mit diesem hypothetischen Generator, der die Kuppel erzeugt? Hat sich da schon was ergeben?«
Julia wusste nicht recht, ob sie Cox erzählen wollte, dass sie einen Jungen aus der Middle School damit beauftragt hatten, ihn zu suchen. Wie sich zeigte, brauchte sie das nicht zu tun, denn in diesem Augenblick heulte die Stadtsirene los.
22
Pete Freeman ließ den letzten Stoß Blätter auf den Stapel an der Tür fallen. Dann richtete er sich auf, legte beide Hände ins Kreuz und streckte sein Rückgrat. Tony Guay hörte das Knacken quer durch den Raum. »Das hat geklungen, als hätte es wehgetan.«
»Nö, fühlt sich gut an.«
»Meine Frau ist bestimmt schon in der Falle«, sagte Tony, »und ich habe in der Garage noch eine Flasche versteckt. Willst du auf dem Heimweg auf einen Schluck mitkommen?«
»Nein, ich denke, ich muss ... «, begann Pete, und in diesem Augenblick kam die erste Flasche durchs Fenster geflogen. Er nahm den brennenden Docht aus den Augenwinkeln wahr und trat einen Schritt zurück. Nur einen, der ihn aber davor rettete, schwere Brandverletzungen zu erleiden oder gar bei lebendigem Leib zu verbrennen.
Die Fensterscheibe und die Brandflasche zersplitterten. Das Benzin entzündete sich und bildete flammend die Umrisse eines Teufelsrochens nach. Pete duckte sich weg und verdrehte zugleich den Oberkörper. Der Feuerrochen flog an ihm vorbei und setzte einen seiner Hemdsärmel in Brand, bevor er auf dem Teppich vor Julias Schreibtisch landete.
»Was für 'ne SCHE!. .. «, begann Tony, und dann kam die nächste Flasche in hohem Bogen durch das Loch in der Scheibe gesegelt. Diese zersplitterte auf Julias Schreibtisch, rollte darüber, setzte die dort liegenden Papiere in Brand und ließ flüssiges Feuer über die Vorderseite tropfen. Der Geruch von brennendem Benzin war heiß und aromatisch.
Pete rannte zu dem Wasserspender in der Ecke und schlug unterwegs mit dem Ärmel gegen seinen Körper. Er hob die Wasserflasche heraus, drückte sie unbeholfen an sich, kippte sie und hielt den Hemdsärmel (unter dem sein Arm sich jetzt anfühlte, als bekäme er einen schlimmen Sonnenbrand) unter das aus der Öffnung spritzende Wasser.
Ein weiterer Molotowcocktail kam aus dem Dunkel geflogen.
Er kam zu kurz auf, zerschellte auf dem Gehsteig und ließ ein kleines Feuer auf den Betonplatten auflodern. Fäden aus brennendem Benzin liefen in den Rinnstein und erloschen.
»Lösch das Feuer auf dem Teppich!«, brüllte Tony. »Lösch es, bevor die ganze Bude brennt!«
Pete starrte ihn nur benommen und keuchend an. Das Wasser aus der großen Flasche sprudelte weiter auf einen Teil des Teppichs, der leider keine Benetzung brauchte.
Obwohl seine Sportreportagen immer zweitklassig bleiben würden, hatte Tony Guay im Baseballteam der Highschool gespielt. Auch zehn Jahre später waren seine Reflexe noch immer weitgehend intakt. Er schnappte sich die sprudelnde Wasserflasche von Pete und hielt sie erst über Julias Schreibtisch, dann über den brennenden Teppich. Das Feuer breitete sich schon aus, aber vielleicht ... wenn er flink war ... und wenn auf dem Gang vor dem Lagerraum vielleicht noch eine oder zwei volle Flaschen standen ...
»Mehr!«, forderte er Pete auf, der mit offenem Mund dastand und seinen verkohlten Hemdsärmel anstarrte. »Von hinten!«
Pete schien nicht gleich zu verstehen, was von ihm erwartet wurde. Dann begriff er und rannte hinaus. Tony trat hinter Julias Schreibtisch und kippte den letzten Rest Wasser auf die Flammen, die sich dort einzunisten versuchten.
Dann kam der letzte Molotowcocktail aus dem Dunkel geflogen, und dieser war derjenige, der den eigentlichen Schaden verursachte. Er landete als Volltreffer auf den Zeitungen, die Pete und Tony neben der Tür aufgestapelt hatten. Brennendes Benzin lief unter die Schwelle der Eingangstür und ließ dort Flammen auflodern. Durchs Feuer gesehen erschien die Main Street wie eine flimmernde Fata Morgana. Jenseits dieses Trugbilds konnte Tony auf der anderen Straßenseite zwei schemenhafte Gestalten erkennen. In der aufsteigenden Hitze sahen sie aus, als tanzten sie.
»LASST DALE BARBARA FREI, SONST WAR
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