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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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wie es weitergehen solle.
    Erst fragen, dann flehen, dachte Julia.
    »Erzählen Sie mir, was passiert ist, Ms. Shumway«, sagte Cox. »Beantworten Sie mir erst eine Frage.«
    Er verdrehte die Augen (dafür hätte Julia ihn vermutlich geohrfeigt, wenn sie an ihn hätte herankommen können; ihre Nerven waren von dem Beinahe-Zusammenstoß auf ihrer Fahrt hierher noch immer überreizt). Aber er forderte sie auf loszufragen.
    »Hat man uns aufgegeben?«
    »Absolut nicht.« Er antwortete prompt, ohne sie dabei jedoch richtig anzusehen. Das hielt sie für ein schlimmeres Zeichen als die eigentümlich verlassene Umgebung, die sie jetzt auf seiner Seite der Barriere sah - als hätte dort ein Zirkus gastiert, der nun weitergereist war.
    »Lesen Sie das hier«, sagte sie und klatschte die erste Seite der morgigen Zeitung an die unsichtbare Fläche der Kuppel wie jemand, der die Ankündigung eines Ausverkaufs von innen ans Schaufenster eines Ladens klebt. Sie fühlte ein schwaches vorübergehendes Kribbeln in den Fingern, wie die kurze statische Entladung, die man manchmal spürte, wenn man an einem kalten Wintermorgen bei sehr trockener Luft Metall berührte. Danach nichts mehr.
    Er las die ganze Zeitung und sagte ihr jeweils, wann sie umblättern sollte. Insgesamt brauchte er zehn Minuten. Als er fertig war, sagte sie: »Wie Sie vermutlich bemerkt haben, ist der Anzeigenteil weggefallen, aber ich schmeichle mir, dass dafür die Texte gehaltvoller sind. Schweinereien scheinen mich zu Bestleistungen anzuspornen. «
    »Ms. Shumway ... «
    »Ach, nennen Sie mich einfach Julia. Wir sind praktisch alte Freunde.«
    »Gut. Sie sind Julia, und ich bin Je.«
    »Ich werde versuchen, Sie nicht mit dem zu verwechseln, der auf dem Wasser gewandelt ist.«
    »Sie glauben, dass dieser Rennie sich zum Diktator aufschwingen will? Eine Art Manuel Noriega in Down East?«
    »Es ist die Verwandlung in Pol Pot, die mir Sorgen macht.« »Halten Sie das für möglich?«
    »Vor zwei Tagen hätte ich über diese Vorstellung gelacht , wenn er nicht die Sitzungen der Stadtverordneten leitet, ist er Gebrauchtwagenhändler. Aber vor zwei Tagen hatten wir noch keine Lebensmittelunruhen. Und wir wussten nichts von diesen Morden.«
    »Nicht Barbie«, sagte Rose und schüttelte mit müder Hartnäckigkeit den Kopf. »Niemals. «
    Cox achtete nicht darauf - nicht weil er Rose ignorierte, glaubte Julia, sondern weil er diese Vorstellung selbst für zu lächerlich hielt, um sich damit zu befassen. Das nahm sie für ihn ein, wenigstens ein bisschen. »Glauben Sie, dass Rennie diese Morde verübt hat, Julia?«
    »Darüber habe ich schon nachgedacht. Was er getan hat, seit diese Kuppel uns einschließt - vom Verbot des Alkoholverkaufs bis zur Ernennung eines Vollidioten zum Polizeichef - war alles politisch motiviert, dazu angetan, seine eigene Machtposition zu stärken.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Mord nicht zu seinem Repertoire gehört?«
    »Nicht unbedingt. Als seine Frau gestorben ist, gab es Gerüchte, dass er vielleicht etwas nachgeholfen hätte. Ich behaupte nicht, dass das stimmt, aber allein das Entstehen solcher Gerüchte sagt etwas darüber aus, wie die Leute den Betreffenden sehen.«
    Cox grunzte zustimmend.
    »Aber ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wie die Ermordung und der sexuelle Missbrauch zweier Teenager politisch motiviert sein könnten.«
    »Das hätte Barbie nie getan«, sagte Rose wieder.
    »Das Gleiche gilt für Coggins, obwohl seine Gemeinde - vor allem ihre Rundfunkstation - finanziell verdächtig gut ausgestattet ist. Aber Brenda Perkins? Ihre Ermordung könnte politische Hintergründe gehabt haben.«
    »Und Sie können keine Marines schicken, um ihn zu stoppen, nicht wahr?«, fragte Rose. »Ihr Leute könnt nur zusehen. Wie Kids, die vor einem Aquarium stehen, in dem der größte Fisch erst sämtliches Futter einheimst und dann anfängt, die kleineren Fische aufzufressen.«
    »Ich könnte das Mobilfunknetz abschalten«, meinte Cox nachdenklich. »Auch das Internet. So viel kann ich tun.«
    »Die Polizei hat Sprechfunkgeräte«, sagte Julia. »Auf die weicht er dann aus. Und wenn die Leute sich bei der Bürgerversammlung am Donnerstagabend darüber beschweren, dass ihre Verbindung zur Außenwelt abgerissen ist, macht er Sie dafür verantwortlich.«
    »Wir haben für Freitag eine Pressekonferenz angesetzt. Die könnte ich platzen lassen.«
      Julia lief bei diesem Gedanken ein kalter Schauder über den Rücken. »Das dürfen

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