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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hinten ums Haus herum. Durch ein Fenster einzusteigen, wäre ihr in ihrem jetzigen Zustand schwergefallen. Und selbst wenn sie dazu imstande (und vorsichtig) gewesen wäre, hätte sie sich so schlimm schneiden können, dass ihre Pläne für den Rest dieses Abends gefährdet gewesen wären.
    Außerdem war dies ein hübsches Haus. Sie wollte es nicht beschädigen, wenn's nicht sein musste.
    Und das musste es nicht. Jacks Leiche war abtransportiert worden, so gut funktionierte die Stadt noch, aber niemand hatte daran gedacht, die Terrassentür abzusperren. Sammy konnte einfach hineingehen. Es gab kein Notstromaggregat, und im Haus war es finster wie in einem Bärenarsch, aber am Herd in der Küche ertastete sie eine Schachtel Streichhölzer, und gleich das erste zeigte ihr eine Stablampe auf dem Küchentisch. Die Lampe funktionierte tadellos. Ihr Lichtstrahl beleuchtete etwas, was wie ein Blutfleck auf dem Fußboden aussah. Sammy schwenkte ihn hastig und machte sich auf den Weg zu Jack Evans' Arbeitszimmer. Es lag unmittelbar neben dem Wohnzimmer: ein winziges Kabuff, das nur Platz für einen Schreibtisch und einen Schrank mit Glastüren bot.
    Sie ließ den Lichtstrahl über den Schreibtisch gleiten, dann richtete sie ihn nach oben, so dass er von den glasigen Augen von Jacks stolzester Trophäe zurückgeworfen wurde: dem Kopf des Elchs, den er vor drei Jahren oben im TR-90 geschossen hatte. Diesen präparierten Tierkopf hatte Sammy sich ansehen sollen, als Phil sie damals gerufen hatte.
    »Ich habe seinerzeit das letzte Los der jährlichen Lotterie bekommen«, hatte Jack ihnen erklärt. »Und ihn damit erlegt.« Er hatte auf das Jagdgewehr in dem Schrank gedeutet: ein beängstigend klobiges Ding mit Zielfernrohr.
    Myra, in deren Eiskaffee die Eiswürfel klirrten, war an der Tür erschienen; sie hatte cool und hübsch und amüsiert gewirkt - die Art Frau, die Sammy niemals würde sein können, das wusste sie genau. »Er war viel zu teuer, aber Jack durfte ihn haben, nachdem er mir versprochen hatte, dass wir im Dezember für eine Woche auf die Bermudas fliegen.«
    »Bermudas«, sagte Sammy jetzt zu dem Elchkopf »Aber sie ist nie hingekommen. Das ist zu traurig.«
    Beim Verstauen des Geldumschlags in seine Hüfttasche hatte Phil gesagt: »Geile Waffe, aber nicht gerade ideal zum Selbstschutz.«
    »Dafür hab ich auch was«, hatte Jack geantwortet, und obwohl er Phil nicht gezeigt hatte, was er dafür hatte, hatte er bedeutungsvoll auf die Schreibtischplatte geklopft. »Hab 'n paar verdammt gute Knarren.«
    Phil hatte ebenso bedeutungsvoll zurückgenickt. Sammy und Myra hatten einen perfekt harmonischen Jungs bleiben Jungs- Blick gewechselt. Sie wusste noch jetzt, wie gut ihr dieser Blick getan hatte, wie sehr sie sich dazugehörig gefühlt hatte, und vermutete, dass sie deshalb hierher gekommen war, statt ihr Glück in einem leerstehenden Haus irgendwo am Stadtrand zu versuchen.
    Sie machte eine Pause, um ein weiteres Percocet zu kauen, und fing dann an, die Schreibtischschubladen aufzuziehen. Sie waren ebenso unverschlossen wie die Holzschachtel in der dritten Schublade, die sie öffnete. Die Schachtel enthielt Jack Evans' zusätzliche Waffe: eine Springfield XD Kaliber .45. Sie nahm die Pistole heraus und schaffte es nach einiger Fummelei, das Magazin auszuwerfen. Es war voll, und in der Schublade lag ein volles Reservemagazin. Auch das nahm sie mit. Dann ging sie wieder in die Küche, um sich nach einer Tragetasche umzusehen. Und natürlich nach den Schlüsseln. Für irgendetwas, was in der Garage des verstorbenen Ehepaars Jack und Myra Evans stand. Sie hatte nicht die Absicht, zu Fuß in die Stadt zurückzugehen.
     
    19
     
    Julia und Rose diskutierten darüber, wie die Zukunft ihrer Stadt aussehen könnte, als ihre Gegenwart beinahe endete. Geendet hätte, wenn sie am Esty Bend, ungefähr eineinhalb Meilen vor ihrem Bestimmungsort, mit dem alten Pick-up zusammengestoßen wären. Aber Julia durchfuhr die Kurve rechtzeitig genug, um zu sehen, dass ihr das andere Fahrzeug frontal entgegenkam.
    Sie riss das Lenkrad ihres Prius ohne nachzudenken scharf nach links, so dass die beiden Fahrzeuge sich nur um eine Handbreit verfehlten. Horace, der mit seinem gewohnten »Für mich gibt's nichts Schöneres als eine Spazierfahrt«-Ausdruck auf dem Rücksitz gesessen hatte, kippte überrascht aufjaulend zwischen die Sitze. Das war der einzige Laut. Keine der beiden Frauen kreischte oder schrie auch nur auf. Dafür passierte

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