Die Arena
Vollidiot vor, Linda.«
Er schob die beiden Mädchen - die durchs Einkaufszentrum Auburn hätten schlendern, Ohrringe begutachten, bei Deb Klamotten anprobieren und nach Jungs Ausschau halten sollten ins Dunkel zurück. Dann wandte er sich wieder Brenda zu.
»Gib mir einen Putzlappen. Neben dem Ausguss liegen welche. Sie sind sogar sauber, was in diesem Schweinestall fast ein Wunder ist.«
»Was willst du ... «
»Gib mir einfach einen. Oder lieber zwei. Aber mach sie erst nass.«
»Haben wir genug Zeit, um ... « »Dafür nehmen wir uns Zeit.«
Linda beobachtete schweigend, wie ihr Mann Brenda Perkins' Gesäß und die Rückseiten ihrer Oberschenkel säuberte. Als er fertig war, warf er die schmutzigen Lappen in eine Ecke; wären die Brüder Bowie hier gewesen, hätte er einen davon Stewart ins Maul gestopft - und den anderen dem gottverdammten Fernald.
Er küsste Brendas kühle Stirn und schob sie ins Kühlfach zurück. Er wollte auch Coggins wieder hineinschieben, aber dann fiel ihm etwas auf. Das Gesicht des Reverends war nur flüchtig gesäubert worden; er hatte noch Blut in den Ohren, den Nasenlöchern und den Falten seines hageren Gesichts.
»Linda, mach noch einen Lappen feucht.«
»Schatz, wir sind seit fast zehn Minuten hier. Ich liebe dich dafür, dass du die Toten achtest, aber wir müssen an die Lebenden ... «
»Vielleicht gibt's hier etwas zu entdecken. Das hier waren andere Misshandlungen. Das sehe ich sogar, ohne ... Feuchte einen Lappen an.«
Sie widersprach nicht mehr, sondern machte einen weiteren Lappen nass, wrang ihn aus und gab ihn Rusty. Dann sah sie zu, wie er das Gesicht des Toten von dem restlichen Blut säuberte. Er arbeitete nicht grob, aber ohne die Liebe, die er Brenda erwiesen hatte.
Linda war nie ein Fan von Lester Coggins gewesen (der in einer seiner wöchentlichen Rundfunksendungen behauptet hatte, Kids, die ein Konzert von Miley Cyrus besuchten, riskierten das Fegefeuer), aber was Rusty freilegte, tat ihr trotzdem im Herzen weh. »Großer Gott, er sieht aus wie eine Vogelscheuche, die einer Horde Jungen als Zielscheibe für Steinwürfe gedient hat.«
»Wie ich gesagt habe. Das waren andere Misshandlungen nicht mit den Fäusten, auch nicht mit den Füßen.«
Linda deutete auf etwas. »Was hat er da an der Schläfe?« Rusty gab keine Antwort. Oberhalb seiner Gesichtsmaske glitzerten seine Augen vor Verblüffung. Aber in seinem Blick lag noch etwas anderes: heraufdämmernde Erkenntnis.
»Was ist das, Eric? Es sieht aus wie ... ich weiß nicht ... wie Stiche.«
»Allerdings.« Sein Gesichtsschutz bewegte sich, als die Lippen darunter ein Lächeln bildeten, aus dem nicht Glück, sondern Befriedigung sprach. Und von der grimmigsten Sorte. »Auch auf seiner Stirn. Siehst du sie? Und am Unterkiefer. Dieser Schlag hat ihm den Unterkiefer gebrochen.«
»Welche Waffe hinterlässt solche Spuren?«
»Ein Baseball«, sagte Rusty und schob die Lade wieder in das Kühlfach. »Ein gewöhnlicher wohl kaum, aber ein vergoldeter? Ja. Wenn genügend Kraft dahintersteckt, kann er solche Verletzungen hinterlassen, denke ich. Ich denke, dass er genau das getan hat.«
Er senkte den Kopf, bis er fast mit Lindas Stirn und Gesichtsmaske zusammenstieß, und sah ihr in die Augen.
»Jim Rennie hat einen. Ich habe ihn auf seinem Schreibtisch gesehen, als ich bei ihm war, um mit ihm über unser verschwundenes Propan zu reden. Was den anderen zugestoßen ist, weiß ich nicht, aber ich denke, wir wissen, wo Lester Coggins gestorben ist. Und wer ihn ermordet hat.«
12
Nachdem das Dach eingestürzt war, konnte Julia den Anblick ihres brennenden Hauses nicht länger ertragen. »Komm mit mir nach Hause«, sagte Rose. »Das Gästezimmer gehört dir, solange du willst.«
»Danke, lieber nicht. Ich muss jetzt allein sein, Rose. Nun, du weißt schon ... mit Horace. Ich muss nachdenken.«
»Wo wirst du bleiben? Kommst du allein zurecht?«
»Ja.« Ohne zu wissen, ob das stimmte. Ihr Verstand schien in Ordnung zu sein, alle Denkprozesse funktionierten, aber sie fühlte sich, als hätte jemand ihre Emotionen mit einer großen Dosis Novocain gelähmt. »Vielleicht komme ich später vorbei.«
Als Rosie auf der anderen Straßenseite davongegangen war (wobei sie sich umgedreht hatte, um Julia noch einmal sorgenvoll zuzuwinken), ging Julia zu ihrem Prius zurück, ließ Horace auf den Beifahrersitz springen und setzte sich ans Steuer. Sie hielt Ausschau nach Pete Freeman und Tony Guay, konnte sie aber
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