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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sein Sterbezimmer geworden war.
    Langsam, aber sicher füllte er sich mit Rauch.

    11
     
    Der Vorbereitungsraum im Bestattungsinstitut Bowie lag im Keller, so dass Linda es für ungefährlich hielt, Licht zu machen. Rusty brauchte es für seine Untersuchung.
    »Sieh dir diesen Schweinestall an«, sagte er. Seine Handbewegung umfasste die schmutzigen, mit Fußspuren übersäten Bodenfliesen, die Bier- und Limonadedosen auf den Abstellflächen und den in der Ecke stehenden offenen Mülleimer, über dem ein paar Fliegen summten. »Würde die Staatskommission für Bestattungswesen das sehen - oder das Gesundheitsministerium -, wäre dieser Laden in einer New Yorker Minute geschlossen.«
    »Wir sind aber nicht in New York«, erinnerte Linda ihn. Sie betrachtete den Edelstahltisch in der Raummitte. Seine Oberfläche war trüb von Substanzen, die vermutlich besser ungenannt blieben, und in einem Ablauf steckte die zusammengeknüllte Verpackung eines Schokoriegels. »Ich glaube, wir sind nicht mal mehr in Maine. Bitte beeil dich, Eric, hier stinkt es!«
    »In mehr als nur einer Beziehung«, sagte Rusty. Dieser Schmutz und die Unordnung waren ihm zuwider ... Teufel, sie empörten ihn. Allein wegen des Schokoriegelpapiers auf dem Tisch, auf dem die Toten der Stadt lagen, um auszubluten, hätte er Stewart Bowie einen Kinnhaken verpassen können.
    In die Rückwand des Raums waren sechs als Schubladen ausgebildete Kühlfächer aus Edelstahl eingelassen. Irgendwo hinter ihnen hörte Rusty das gleichmäßige Brummen des Kühlaggregats. »Hier gibt's keinen Mangel an Propan«, murmelte er. »Die Brüder Bowie lassen's richtig krachen.«
    In den Kartenfächern an der Vorderseite der Schubladen steckten keine Kärtchen mit Namen - ein weiterer Beweis für Schlampigkeit -, deshalb zog Rusty den ganzen Sechserpack heraus. Die beiden ersten waren leer, was ihn nicht überraschte. Die meisten der bisher unter der Kuppel Gestorbenen, auch Ron Haskell und das Ehepaar Evans, waren eilig beigesetzt worden. Jimmy Sirois, der keine nahen Angehörigen hatte, lag noch in dem kleinen Leichenraum im Cathy Russell.
    Die nächsten vier Fächer enthielten die Leichen, die er sich hier ansehen wollte. Verwesungsgeruch quoll hervor, sobald er die auf Rollen laufenden Schubladen herauszog. Er legte sich sofort über die unangenehmen, aber weniger aggressiven Gerüche von Konservierungsmitteln und Leichensalben. Linda zog sich würgend an den Eingang zurück.
    »Übergib dich bloß nicht, Linny«, sagte Rusty und ging zu den Schubladenschränken an der linken Wand hinüber. In der ersten Schublade, die er aufzog, lag nur ein Stapel alter Hefte von Field & Stream, so dass er fluchte. Die darunter enthielt jedoch, was er brauchte. Er griff unter einen Trokar, der aussah, als wäre er noch nie abgespült worden, und zog zwei grüne Gesichtsmasken aus Kunststoff heraus, die noch in Plastikhüllen verschweißt waren. Eine Maske gab er Linda, die andere streifte er sich selbst über. Aus der nächsten Schublade holte er sich ein Paar Gummihandschuhe. Sie waren leuchtend gelb, höllisch farbenfroh.
    »Wenn du trotz der Maske das Gefühl hast, spucken zu müssen, gehst du lieber rauf zu Stacey.«
    »Ich schaff das schon. Ich sollte als Zeugin dabei sein.«
    »Ich weiß nicht, was deine Aussage wert wäre - schließlich bist du meine Frau.«
    »Ich sollte als Zeugin dabei sein«, wiederholte Linda. »Mach nur so schnell wie möglich.«
    Die Leichenfächer waren verdreckt. Bei dem Zustand des Vorbereitungsraums überraschte ihn das nicht, aber es widerte ihn trotzdem an. Linda hatte daran gedacht, einen alten Kassettenrekorder mitzubringen, den sie in der Garage entdeckt hatte. Rusty drückte die Aufnahmetaste, testete die Aufnahmequalität und war leicht erstaunt, als sie nicht allzu schlecht war. Er stellte den kleinen Panasonie auf eines der leeren Fächer. Dann zog er die Handschuhe an. Das dauerte länger als normal, weil er feuchte Hände hatte. Hier gab es vermutlich irgendwo Talkum oder Johnson's-Babypuder, aber er hatte nicht die Absicht, danach zu suchen. Er fühlte sich ohnehin schon wie ein Einbrecher. Teufel, er war ein Einbrecher.
    »Okay, los geht's. Es ist zweiundzwanzig Uhr fünfundvierzig am vierundzwanzigsten Oktober. Diese Untersuchung findet im Vorbereitungsraum des Bestattungsinstituts Bowie statt. Der übrigens verdreckt ist. Beschämend. Ich sehe vier Leichen, drei Frauen und einen Mann. Zwei der Frauen sind jung, noch Teenager oder Anfang

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