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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Pistolenmündung zitterte leicht.
    »Hallo, Phi!«, sagte Andy. »Chef, meine ich.«
    »Was machst du hier?«, fragte Chef Bushey. Sein Schweißgeruch war hefig, überwältigend. Seine Jeans und das T-Shirt von WCIK waren verdreckt. Er ging barfuß (und vermutlich deshalb lautlos), und seine Füße waren schmutzverkrustet. Die Haare hatte er sich wahrscheinlich zuletzt vor einem Jahr gewaschen. Oder vorher. Seine Augen waren am schlimmsten: gehetzt und blutunterlaufen. »Erzähl's mir lieber schnell, alter Klepper, sonst erzählst du nie mehr jemand was.«
    Andy, der dem Tod durch rosa Wasser erst vor kurzem knapp entgangen war, nahm Chefs Drohung gleichmütig, wenn nicht sogar gut gelaunt auf »Tu, was du tun musst, Phil. Chef, meine ich.« Chef zog überrascht die Augenbrauen hoch. Seine Überraschung war benommen, aber echt. »Ernsthaft?« »Absolut.«
    »Was willst du hier?«
    »Ich komme mit schlechten Nachrichten. Tut mir aufrichtig leid.«
    Chef dachte darüber nach, dann lächelte er und ließ dabei die wenigen Zähne sehen, die er noch besaß. »Es gibt keine schlechten Nachrichten. Christus kehrt zurück, und das ist die gute Nachricht, die alle schlechten verschluckt. Das ist der Frohe-Botschaft-Bonus-Track. Stimmst du mir zu?«
    »Das tue ich, und ich sage Halleluja. Leider - oder zum Glück, denke ich; man müsste glücklicherweise sagen - ist deine Frau schon bei Gott dem Herrn.«
    »Was sagst du da?«
    Andy streckte eine Hand aus und drückte die Pistolenmündung nach unten. Chef versuchte nicht, ihn daran zu hindern. »Samantha ist tot, Chef Ich bedaure, dir mitteilen zu müssen, dass sie sich heute Abend selbst das Leben genommen hat.«
    »Sammy? Tot?« Chef warf die Pistole in den Ausgangskorb auf dem nächsten Schreibtisch. Er ließ auch die Hand mit dem Garagentoröffner sinken, hielt das Ding aber weiter fest; in den vergangenen zwei Tagen hatte es seine Hand nicht mehr verlassen, nicht mal während seiner immer seltener werdenden Schlafperioden.
    »Mein Beileid, Phil. Chef«
    Andy berichtete von den Umständen von Sammys Tod, wie er sie verstand, und schloss mit der beruhigenden Nachricht, »dem Kind« gehe es gut. (Auch in seiner Verzweiflung blieb Andy Sanders ein Mann, für den das Glas stets halbvoll war.)
    Chef winkte Little Walters Wohlergehen mit seinem Garagentüröffner weg. »Sie hat zwei Bullenschweine umgelegt?«
    Andy richtete sich steif auf. »Das waren Polizeibeamte, Phil. Hochanständige Menschen. Sie war sicherlich verzweifelt, aber was sie getan hat, war trotzdem sehr schlimm. Das musst du zurücknehmen.«
    »Ich soll was?«
    »Ich lasse nicht zu, dass du unsere Polizeibeamten als Bullenschweine bezeichnest.«
    Chef dachte darüber nach. »Jaja, okay-okay, ich nehm's zurück.« »Danke.«
    Chef beugte sich aus seiner nicht unbeträchtlichen Höhe herab (das war, als verbeugte sich ein Skelett vor einem) und starrte Andy ins Gesicht. »Bist ein tapferer kleiner Wichser, was?«
    »Nein«, sagte Andy ehrlich. »Mir ist bloß alles egal.«
    Chef schien etwas zu sehen, was ihn beunruhigte. Er packte Andy an der Schulter. »Bruder, geht's dir gut?«
    Andy brach in Tränen aus und ließ sich unter einem Schild mit der Botschaft CHRISTUS SIEHT ALLE PROGRAMME, CHRISTUS HÖRT ALLE SENDER auf einen Bürostuhl fallen. Er legte seinen Kopf unter diesem seltsam bedrohlichen Slogan an die Wand und heulte wie ein kleiner Junge, der bestraft wird, weil er Marmelade genascht hat. Es war der Bruder, der ihm den Rest gegeben hatte - dieser völlig unerwartete Bruder.
    Chef holte sich den Drehsessel vom Schreibtisch des Stationsleiters, setzte sich Andy gegenüber und studierte ihn mit dem Gesichtsausdruck eines Naturforschers, der irgendein seltenes Tier in der Wildnis beobachtet. Nach einiger Zeit sagte er: »Sanders! Bist du hergekommen, damit ich dich erschieße?«
    »Nein«, sagte Andy weiter schluchzend. »Vielleicht. Ja. Ich weiß es nicht. Aber mein Leben ist völlig verpfuscht. Meine Frau und meine Tochter sind tot. Ich denke, dass Gott mich vielleicht dafür bestraft, dass ich diesen Scheiß verkauft habe ... «
    Chef nickte. »Das könnte sein.«
    » ... und bin auf der Suche nach Antworten. Oder ich will Schluss machen. Oder irgendwas. Natürlich wollte ich dir auch von deiner Frau erzählen, es ist wichtig, dass man das Richtige tut ... «
    Chef klopfte ihm auf die Schulter. »Das hast du getan, Bro. Ich weiß es zu schätzen. Sie war in der Küche nicht viel wert und keine bessere

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