Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
das wusste er.
    Auf welches Aufnahmeverfahren Howard Perkins auch immer bestanden hatte, wurde seit seinem Unfalltod und dem Aufstieg Peter Randolphs offenbar nicht mehr strikt angewandt. Die Schocks, die The Mill in den vergangenen vier Tagen erlitten hatte, hätten jede Polizei aus dem Gleichgewicht gebracht, vermutete Barbie, aber dahinter steckte mehr. Letztlich lief alles darauf hinaus, dass Randolph dumm und schlampig war - und dass in jeder Bürokratie das Fußvolk dazu neigte, sich an dem Mann an der Spitze zu orientieren.
    Barbie hatte seine Fingerabdrücke abgeben müssen und war fotografiert worden, aber es hatte volle fünf Stunden gedauert, bis Henry Morrison, der müde und angewidert aussah, in den Keller gekommen und zwei Meter vor seiner Zelle stehen geblieben war. In sicherem Abstand.
    »Sie haben was vergessen, stimmt's?«, fragte Barbie.
    »Sie leeren jetzt Ihre Taschen aus und schieben alles auf den Gang«, sagte Henry. »Dann ziehen Sie die Hose aus und stecken sie durchs Gitter.«
    »Kriege ich dann etwas zu trinken, damit ich nicht aus der Kloschüssel schlürfen muss?«
    »Was soll das heißen? Junior hat Ihnen Wasser gebracht. Hab ich selbst gesehen.«
    »Er hat Salz reingekippt.«
    »Klar. Natürlich.« Aber Henry hatte etwas verunsichert gewirkt. Vielleicht steckte irgendwo in ihm doch noch ein denkendes Wesen. »Tun Sie, was ich Ihnen sage, Barbie. Barbara, meine ich.«
    Barbie leerte seine Taschen aus: Geldbörse, Schlüssel, Kleingeld und das Christophorus-Medaillon, das er als Glücksbringer bei sich trug. Das Schweizer Messer war inzwischen längst in der Matratze versteckt. »Von mir aus dürfen Sie mich trotzdem Barbie nennen, wenn Sie mir den Strick um den Hals legen, um mich aufzuknüpfen. Hat Rennie das vor? Aufhängen? Oder ein Erschießungskommando?«
    »Halten Sie einfach die Klappe, und stecken Sie Ihre Hose durchs Gitter. Ihr Hemd auch.« Er redete wie ein ganz harter Bursche aus einer Kleinstadt, aber Barbie fand, dass er unsicherer wirkte als je zuvor. Das war gut. Es war ein Anfang.
    Zwei der neuen Kiddie-Cops waren die Treppe heruntergekommen. Einer hielt eine Sprühdose Mace in der Hand, der andere einen Taser, einen Elektroschocker. »Brauchen Sie Unterstützung, Officer Morrison?«, fragte einer.
    »Nein, aber ihr könnt am Fuß der Treppe stehen bleiben und aufpassen, bis ich hier fertig bin«, hatte Henry gesagt.
    »Ich habe niemanden ermordet«, sagte Barbie leise, aber mit so aufrichtigem Ernst, wie er nur konnte. »Und ich glaube, dass Sie das wissen.«
    »Ich weiß nur, dass Sie lieber die Klappe halten sollten, wenn Sie sich keinen Elektroschock einfangen wollen.«
    Henry hatte seine Kleidungsstücke durchsucht, aber nicht verlangt, dass er die Unterhose abstreifte und seine Gesäßbacken auseinanderzog. Eine verspätete, erbärmlich schlechte Leibesvisitation, aber Barbie erkannte an, dass er wenigstens überhaupt daran gedacht hatte - außer ihm hatte das niemand getan.
    Als Henry fertig war, schob er Barbies Jeans - nun mit leeren Taschen und ohne Gürtel- mit dem Fuß durchs Gitter zurück. »Darf ich mein Medaillon haben?«
    »Nein.«
    »Henry, seien Sie vernünftig. Was sollte ich ... « »Schnauze.«
    Henry schlurfte mit hängendem Kopf und Barbies persönlicher Habe in den Händen an den Kiddie-Cops vorbei. Die beiden folgten ihm, wobei einer sich die Zeit nahm, Barbie anzugrinsen und mit zwei Fingern eine sägende Bewegung vor seiner Kehle zu machen.
    Seither war er allein gewesen und hatte nichts tun können, außer auf seiner Koje liegend zu dem schlitzförmigen kleinen Fenster (mit undurchsichtigem Drahtglas) aufzusehen, auf den Tagesanbruch zu warten und sich zu fragen, ob sie sich wirklich an Waterboarding heranwagen würden - oder ob Searles ihm nur hatte Angst machen wollen. Falls sie es versuchten und sich dabei so dämlich anstellten wie bei seiner Aufnahme, bestand große Gefahr, dass sie ihn wirklich ertränkten.
    Er fragte sich auch, ob vor Tagesanbruch vielleicht jemand herunterkommen würde. Jemand mit einem Schlüssel. Jemand, der seiner Zellentür etwas zu nahe kam. Mit dem Messer konnte ihm vielleicht die Flucht gelingen, aber nach Tagesanbruch war es
     
    damit wahrscheinlich vorbei. Vielleicht hätte er versuchen sollen, sich Junior zu schnappen, als er ihm das Glas Wasser durchs Gitter hingehalten hatte ... nur war Junior erkennbar scharf darauf gewesen, seine Pistole zu gebrauchen. Das wäre ein riskanter Versuch gewesen, und so

Weitere Kostenlose Bücher