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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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glaube ich -, aber ich bin ein bisschen zittrig.«
    »Klar«, sagte Andy. Er stand auf. Die Welt vor seinen Augen verschwamm sekundenlang, dann stabilisierte sie sich wieder. »Wohin willst du?«
    Chef sagte es ihm.
     
    19
     
    GinnyTomlinson schlief am Empfang mit dem Kopf auf dem Titelbild der Zeitschrift People - Brad Pitt und Angelina Jolie, die auf einer geilen kleinen Insel, auf der einem Drinks mit einem kleinen Sonnenschirm aus Papier im Glas serviert wurden, in der Brandung umhertollten. Als sie am Mittwochmorgen um drei viertel zwei aus irgendeinem Grund aufwachte, stand eine Erscheinung vor ihr: ein großer, hagerer Mann mit tief in den Höhlen liegenden Augen und nach allen Richtungen abstehenden Haaren. Er trug ein T-Shirt von WCIK und Jeans, die über seine knochigen Hüften zu rutschen drohten. Zuerst glaubte sie, einen Alptraum von wandelnden Toten zu haben, aber dann nahm sie seinen Gestank wahr. So übel konnte kein Traum riechen.
    »Ich bin Phil Bushey«, sagte die Erscheinung. »Ich bin gekommen, um die Leiche meiner Frau zu holen. Ich will sie begraben. Zeigen Sie mir, wo sie ist.«
    Ginny widersprach nicht. Sie hätte ihm bereitwillig alle Leichen überlassen, nur um ihn loszuwerden. Sie führte ihn an Gina Buffalino vorbei, die neben einer fahrbaren Krankentrage stand und Chef mit bleicher Besorgnis beobachtete. Als er sich umdrehte und sie ansah, wich sie einen Schritt zurück.
    »Hast du dein Halloween-Kostüm schon, Kleine?«, erkundigte Chef sich.
    »Ja ... «
    »Als was gehst du?«
    »Glinda«, sagte das Mädchen mit schwacher Stimme. »Aber ich glaube, ich kann wahrscheinlich nicht zu der Party. Die ist in Motton.«
    »Ich komme als Jesus«, sagte Chef. Er folgte Ginny: ein schmutziges Gespenst in zerfallenden Converse Hi-Tops. Dann drehte er sich noch einmal um. Er lächelte. Sein Blick war leer. »Und ich bin angepisst.«
     
    20
     
      Zehn Minuten später kam Chef Bushey mit Sammys in ein Bettlaken gehüllter Leiche auf den Armen aus dem Krankenhaus. Ein nackter Fuß, die Zehennägel in teilweise schon abgesplittertem Pink lackiert, baumelte und nickte. Ginny hielt ihm die Tür auf. Sie versuchte nicht, zu erkennen, wer am Steuer des Wagens saß, der mit laufendem Motor auf der Wendefläche stand, und dafür war Andy ihr verschwommen dankbar. Er wartete, bis sie wieder hineingegangen war, dann stieg er aus und öffnete eine der hinteren Türen für Chef, der seine Last für einen Mann, der nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen schien, erstaunlich leicht bewältigte. Vielleicht, dachte Andy, verleiht Meth auch Kraft. Seine eigene allerdings erlahmte gerade. Die Depression kehrte allmählich zurück. Die Erschöpfung ebenfalls.
    »Okay«, sagte Chef. »Fahr los. Aber gib mir den erst zurück.« Er hatte Andy den Garagentoröffner zur Aufbewahrung überlassen. Andy gab ihn zurück. »Zum Bestattungsinstitut?«
    Chef starrte ihn an, als wäre er übergeschnappt. »Wieder raus zum Sender. Dorthin kommt Christus als Erstes, wenn er zurückkehrt.«
    »An Halloween.«
    »Richtig«, sagte Chef. »Vielleicht etwas früher. Hilfst du mir inzwischen, dieses Kind Gottes zu bestatten?«
    »Natürlich«, sagte Andy. Dann schlug er schüchtern vor: »Vielleicht könnten wir vorher ein bisschen rauchen.«
    Chef klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Schmeckt dir, was? Das hab ich gewusst.«
    »Eine Medizin gegen Melancholie«, sagte Andy. »Sehr wahr, Bruder, sehr wahr.«
     
    21
     
    Barbie lag auf der Koje und wartete auf den Tagesanbruch und was immer als Nächstes kam. In seiner Dienstzeit im Irak hatte er trainiert, sich keine Sorgen darüber zu machen, was als Nächstes kam, und obwohl dies eine bestenfalls unvollkommene Fähigkeit war, beherrschte er sie bis zu einem gewissen Grad. Letztlich gab es nur zwei Regeln für den Umgang mit Angst (die Angst zu besiegen, war nach seiner aus Erfahrung gewachsenen Überzeugung ein Mythos), die er jetzt für sich wiederholte, während er dalag und wartete.
    Ich muss alles akzeptieren, was ich nicht kontrollieren kann. Ich muss Widrigkeiten in Vorteile umwandeln.
    Die zweite Regel bedeutete, dass man etwaige Ressourcen sorgfältig schonen und bei seinen Planungen berücksichtigen musste.
    Eine Ressource steckte in der Matratze, auf der er lag: sein Schweizer Offiziersmesser. Es war klein, hatte nur zwei Klingen, aber selbst mit der kürzeren konnte man jemandem die Kehle durchschneiden. Dass er es noch besaß, war ein unglaublicher Glückszufall,

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