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Die Arena

Titel: Die Arena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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hatte er auch keine Lust, um die Absperrung herumzugehen und mit seinen Slacks von Land's End einen Haufen Kletten einzusammeln. Immerhin hatten sie ihn sechzig Dollar gekostet. Also schlüpfte er darunter hindurch, indem er das Band mit einer Hand hochhielt. Sein Bauchumfang machte echtes Bücken unmöglich.
    Hinter ihm ging Duke langsam zu der Stelle, wo Jackie mit etwas kollidiert war. Er streckte eine Hand vor sich aus wie ein Blinder, der einen Weg durch einen unbekannten Raum erkundet.
    Hier war sie zu Boden gegangen ... und hier. ..
    Er spürte das Kribbeln, das sie beschrieben hatte, aber statt rasch abzuklingen, verstärkte es sich zu einem brennenden Schmerz unter seinem linken Schlüsselbein. Er hatte eben noch genug Zeit, sich an Brendas Abschiedsworte zu erinnern - Pass auf deinen Schrittmacher auf -, dann explodierte das Gerät in seiner Brust mit solcher Gewalt, dass es ein Loch in sein Sweatshirt der Wildcats riss, das er heute Morgen zu Ehren des nachmittäglichen Spiels angezogen hatte. Blut, Baumwollfetzen und Fleischstücke trafen die Barriere.
    Die Menge machte Aaah.
    Duke wollte den Namen seiner Frau sagen; das gelang ihm nicht, aber ihr Gesicht stand ihm deutlich vor Augen. Sie lächelte.
    Danach Dunkelheit.
     
    4
     
    Der Junge war Benny Drake, vierzehn, Mitglied der Razors. Die Razors waren ein kleiner, aber engagierter Skateboardclub, von der hiesigen Polizei misstrauisch beäugt, aber trotz wiederholter Anträge der Stadtverordneten Rennie und Sanders nicht tatsächlich verboten (bei der letzten Bürgerversammlung im März hatte dieses dynamische Duo erreicht, dass ein Haushaltsposten zur Finanzierung eines sicheren Skateboard-Bereichs hinter dem Musikpodium auf dem Stadtanger zurückgestellt wurde).
    Der Erwachsene war Eric »Rusty« Everett, siebenunddreißig, Arzthelfer bei Dr. Ron Haskell, den Rusty in Gedanken oft als den Wunderbaren Zauberer von Oz bezeichnete. Weil, hätte Rusty erläutert (wenn er außer seiner Frau jemanden gekannt hätte, dem er eine solche Illoyalität gefahrlos hätte anvertrauen können), er so oft hinter dem Vorhang bleibt, während ich die Arbeit mache.
    Jetzt kontrollierte er den Stand der letzten Tetanusimpfung des jungen Masters Drake. Herbst 2009, sehr gut. Vor allem, wenn man bedachte, dass der junge Master Drake auf Beton einen Wilson hingelegt und sich die Wade ziemlich aufgerissen hatte. Kein Totalschaden, aber weit schlimmer als bloße Hautabschürfungen.
    »Der Strom ist wieder da, Dude«, verkündete der junge Master Drake.
    »Notstromaggregat, Dude«, sagte Rusty. »Versorgt Krankenhaus und Rettungsdienst. Krass, oder?«
    »Alte Schule«, bestätigte der junge Master Drake.
    Einige Augenblicke lang begutachteten der Erwachsene und der Jugendliche schweigend die fünfzehn Zentimeter lange Schnittwunde in Benny Drakes Wade. Von Blut und Schmutz gesäubert, sah sie gezackt, aber nicht mehr ganz so schrecklich aus. Die Stadtsirene war verstummt, aber in weiter Ferne war noch Sirenengeheul zu hören. Dann heulte die Feuersirene los und ließ sie beide zusammenzucken.
    Der Krankenwagen wird gebraucht, dachte Rusty. Todsicher. Twitch und Everett reiten wieder. Beeil dich lieber.
    Nur war der Junge ziemlich blass, und Rusty glaubte, Tränen in seinen Augen zu sehen.
    »Angst?«, fragte Rusty.
    »Ein bisschen«, sagte Benny Drake. »Von Ma kriege ich bestimmt Skateverbot.«
    »Davor hast du Angst?« Bestimmt hatte Benny Drakes Ma ihm schon oft Skateverbot erteilt. Reichlich oft, Dude.
    »Na ja … wie weh wird's ungefähr tun?«
    Rusty hatte die Spritze hinter seinem Rücken versteckt gehalten. Jetzt injizierte er drei Kubikzentimeter Lidocain und Adrenalin - ein Betäubungsmittel, das er weiter Novocain nannte. Er machte langsam, um dem Jungen unnötige Schmerzen zu ersparen. »Ungefähr so viel.«
    »Boah«, sagte Benny. »Gebongt, Baby. Code Blau.«
    Rusty lachte. »Bist du eine Fullpipe gefahren, bevor du den Wilson hingelegt hast?« Auch als längst nicht mehr aktiver Boarder war er neugierig.
    »Nur eine halbe, aber die war toxisch!«, sagte Benny deutlich heiterer. »Wie viele Stiche, glaubst du? Norrie Calvert hat zwölf gebraucht, als sie letztes Jahr in Oxford an einer Ledge gestürzt ist.«
    »Ein paar weniger«, sagte Rusty. Er kannte Norrie, eine Gothic Lolita, die vor allem den Ehrgeiz zu haben schien, auf einem Board zu Tode zu kommen, bevor sie ihr erstes uneheliches Kind bekam. Er drückte mit der Injektionsnadel gegen den Wundrand.

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