Die Arena
«
Linda drückte dreimal die Sprechtaste: Unterbrechung-Unterbrechung-Unterbrechung. Dann sagte sie: »Ich besuche ihn, verlass dich drauf.«
Aber das gelang ihr nicht. Chief Peter Randolph, der nach seinem Nickerchen erholt wirkte, fing sie am Eingang der Polizeistation ab und verlangte ihre Plakette und ihre Dienstwaffe: Als Rustys Frau stehe sie ebenfalls in Verdacht, die legale Stadtverwaltung unterminieren und Aufstände anzetteln zu wollen.
Also gut, hätte Linda am liebsten gesagt. Verhaftet mich, sperrt mich unten zu meinem Mann. Aber dann dachte sie an die Mädchen, die jetzt bei Marta waren und darauf warteten, abgeholt zu werden und von ihrem Tag in der Schule erzählen zu können. Und sie dachte an das für heute Abend geplante Treffen im Pfarrhaus. Daran konnte sie nicht teilnehmen, wenn sie im Knast saß, und diese Versammlung war jetzt wichtiger als je zuvor.
Und wenn sie morgen Nacht einen Inhaftierten befreien wollten, warum dann nicht gleich zwei?
»Bestellen Sie ihm, dass ich ihn liebe«, sagte Linda, während sie ihren Gürtel abschnallte und das Halfter abzog. Das Gewicht der Waffe war ihr ohnehin immer etwas lästig gewesen. Die Kleinen auf dem Schulweg sicher über die Straße zu bringen und die Kids aus der Middle School zu ermahnen, nicht zu rauchen und nicht herumzufluchen ... solche Dinge waren eher ihre Stärke.
»Das richte ich ihm aus, Mrs. Everett.«
»Hat jemand sich um seine Hand gekümmert? Ich habe gehört, dass sie gebrochen sein könnte.«
Randolph runzelte die Stirn. »Wer hat Ihnen das gesagt?«
»Ich weiß nicht, wer mich gerufen hat. Er hat seinen Namen nicht genannt. Einer unserer Leute, denke ich, aber der Empfang draußen an der 117 ist nicht besonders gut.«
Randolph dachte darüber nach und beschloss, diese Sache nicht weiter zu verfolgen. »Mit Rustys Hand ist alles in Ordnung«, sagte er. »Und unsere Leute sind nicht mehr Ihre Leute. Fahren Sie nach Hause. Wir werden Ihnen später bestimmt einige Fragen stellen müssen.«
Linda spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen, und drängte sie zurück. »Und was soll ich meinen Mädchen erzählen? Dass ihr Vater im Gefängnis sitzt? Sie wissen, dass Rusty ein anständiger Kerl ist; das wissen Sie! Gott, er hat Ihnen letztes Jahr den Tipp gegeben, sich auf Gallenentzündung untersuchen zu lassen!«
»Da kann ich Ihnen nicht recht helfen, Mrs. Everett«, sagte Randolph - die Zeit, in der er sie Linda genannt hatte, schien hinter ihm zu liegen. »Aber ich schlage vor, dass Sie ihnen nicht erzählen, dass ihr Daddy mit Dale Barbara an der Ermordung von Brenda Perkins und Lester Coggins beteiligt war - bei den anderen sind wir uns nicht sicher, das waren eindeutig Sexualverbrechen, von denen Rusty vielleicht nichts gewusst hat.«
»Das ist verrückt!«
Randolph schien nichts gehört zu haben. »Außerdem hat er versucht, den Stadtverordneten Rennie durch Vorenthalten eines lebenswichtigen Medikaments zu ermorden. Zum Glück hatte Big Jim in weiser Voraussicht zwei unserer Officers in unmittelbarer Nähe postiert.« Er schüttelte den Kopf »Einem Mann, der seine Gesundheit für das Wohl dieser Stadt ruiniert hat, damit zu drohen, ihm ein lebenswichtiges Medikament vorzuenthalten. Das ist Ihr guter Kerl; das ist Ihr gottverdammter guter Kerl.«
Ihn konnte sie nicht umstimmen, das wusste sie. Deshalb ging sie, bevor sie alles noch schlimmer machte. Die fünf Stunden bis zu der Versammlung im Pfarrhaus der Congo Church erschienen ihr endlos lang. Sie wusste nicht, wohin sie gehen und was sie tun sollte.
Dann fiel ihr doch etwas ein.
11
Rustys Hand war keineswegs in Ordnung. Das konnte sogar Barbie sehen, obwohl zwischen ihnen drei leere Zellen lagen. »Rusty - kann ich irgendwas für dich tun?«
Rusty rang sich ein Lächeln ab. »Nichts, außer du hast ein paar Aspirin, die du mir zuwerfen kannst. Darvocet wäre noch besser.«
»Die sind mir leider gerade ausgegangen. Haben sie dir nichts gegeben?«
»Nein, aber die Schmerzen lassen ein bisschen nach. Ich werd's überleben.« Er sprach weit tapferer, als ihm in Wirklichkeit zumute war; die Schmerzen waren bereits ziemlich schlimm, und er würde sie gleich noch schlimmer machen. »Ich muss allerdings etwas wegen der Finger unternehmen.«
»Alles Gute.«
Wie durch ein Wunder war kein Finger gebrochen - aber dafür ein anderer Knochen: der fünfte Handwurzelknochen. Rusty konnte nur versuchen, ihn dadurch ruhigzustellen, dass er sein T-Shirt in Streifen
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